Met Gala 2019: Was bedeutet das diesjährige Thema 'Camp'?

Das verzwickte Motto der diesjährigen Mode-Oscars: Was heißt das jetzt eigentlich?

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Es ist der eine rote Teppich, der Fashionistas, Paparazzi und Rihanna-Fans auf der ganzen Welt alljährlich in einen Zustand der absoluten Verzückung versetzt: Die Met Gala, oftmals auch Mode-Oscars geschimpft, geht wie immer am ersten Montag im Mai in New York über die Bühne.

Die Benefizveranstaltung für das Costume Institute des Metropolitan Museum of Art, die bereits seit 1995 stattfindet, unterliegt auch dieses Jahr wieder einem Thema – und während die letzten Jahre mit Themen wie "Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination" immer recht greifbar waren und bereits im Vorfeld andeuteten, dass es Rosenkränze und Bischofshüte regnen würde, sagt einem das diesjährige Motto erst mal gar nichts: "Camp: Notes on Fashion".

"Camp" bezieht sich hierbei keineswegs auf Lagerfeuer und Bratwürstl, vielmehr verweist die Met Gala mit dem Thema auf Susan Sontags Essay "Notes On 'Camp'" aus dem Jahre 1964. Darin schreibt die Schriftstellerin: "Die Essenz von Camp ist die Liebe zum Unnatürlichen, zur Künstlichkeit und zur Übertreibung."

Zurückführen lässt sich die Begrifflichkeit laut den KuratorInnen der Veranstaltung auf das französische Verb "se camper", das ungefähr "eine übertrieben Pose einnehmen" bedeutet und einst am Hof von Versailles etabliert wurde. Heute wird das englische Adjektiv "camp" unter anderem mit "theatralisch" oder "aufgedonnert", aber eben auch mit "schwul" übersetzt.

Die VeranstalterInnen erklären die Themenwahl damit, dass die Camp-Definition von Susan Sontag, die in ihrem Essay unter anderem einen "Triumph des epizentrischen Stils" beschreibt, außerdem sehr gut das reflektieren würde, was wir aktuell kulturell und auch politisch erleben. So gesehen ist also sogar Donald Trump – in all seiner Reality-TV-Berühmtheit, seinem viel zu orangenen Teint und seiner absoluten Bereitschaft dazu, im Weißen Haus mit einem Burger-Buffet aufzuwarten – eine astreine Camp-Figur.

Es scheint nur logisch, dass jemand wie Lady Gaga zur Co-Gastgeberin der diesjährigen Gala einberufen wurde. Von ihrem legendären Fleischkleid über den wahrscheinlich größten Perücken-Fundus der Neuzeit bis hin zu einem ganzen Outfit aus lauter Kermit-Stofftieren, Lady Gaga lebt Camp wie sonst kein zweiter Popstar.

Aufgrund des breiten Interpretationsspielraums, den Camp nun mal bietet, ist es dieses Jahr kaum möglich, auch nur ungefähr zu erahnen, was uns am roten Teppich der Met Gala serviert wird – auf jeden Fall aber wird es zu viel davon sein.

Ziemlich sicher ist nur, dass jemand aus der Kardashian-Familie traditionell das Thema ignorieren und stattdessen in einem stinklangweiligen Abendkleid aufkreuzen wird, was Twitter-Stans solange in Rage ob der vermeintlichen Respektlosigkeit versetzen wird, bis Rihanna in einem völlig absurden, völlig übertriebenen Aufzug mit maximalem Meme-Potential einmarschieren und mal wieder die Gewinnerin der Met Gala sein wird. Camp eben.