Ozzy Osbourne feiert seinen 70. Geburtstag

"Ich weiß wirklich nicht, was 70-Jährige tun sollten", sagte Osbourne
Er liebt es zu schockieren: Mal biss er einer Fledermaus den Kopf ab, dann zog er sich eine Ameisenstraße wie eine Line Kokain rein und erdrosselte im Rausch fast seine Frau. Doch diese Zeiten sind längst vorbei: Ozzy Osbourne ist seit sechs Jahren nüchtern, raucht nicht mehr und macht Sport. Am 3. Dezember feiert der Brite seinen 70. Geburtstag.

Dem " Guardian" sagte er: "Ich weiß wirklich nicht, was 70-Jährige tun sollten. Also mache ich einfach mein eigenes Ding." John Michael Osbourne wuchs in einer achtköpfigen Familie im Arbeiterviertel Aston in Birmingham auf. Damals war Legasthenie noch recht unbekannt, deshalb wurde er zum Klassenclown. "Ich habe die Leute einfach zum Lachen gebracht und verrückte Sachen gemacht", sagte Osbourne der "Times". "Wenn du Leute dazu bringst, dich zu mögen, hast Du es schon halb geschafft."

Erst Jahrzehnte später bekannte er in einem Interview mit dem "Mirror", dass er auf dem Nachhauseweg von zwei Jungen regelmäßig sexuell missbraucht wurde. "Ich hatte Angst, es meinem Vater oder meiner Mutter zu erzählen, und es hat mich total kaputt gemacht." Seine Frau Sharon und Therapie hätten ihm später geholfen.

Mit 15 verließ er die Schule und arbeitete in einem Schlachthof und einer Autofabrik, bevor er kriminell wurde. Als ein Raub schief ging, verbrachte er sechs Wochen im Gefängnis. Glücklicherweise inspirierten ihn die Beatles: Als er "She Loves You" im Radio hörte, entschied er sich, Rockstar zu werden. Ein paar Jahre später schloss er sich mit Schulkamerad und Gitarrist Tony Iommi und Freunden zur späteren Kultband Black Sabbath zusammen.

Der Name war ein PR-Gag, um Publikum anzulocken. Zwar wurde Osbourne seither immer wieder von Satansanbetern zu schwarzen Messen eingeladen, aber damit wollte er laut eigener Aussage nie etwas zu tun haben. Ihre Hitalben wie "Paranoid" (1970), "Master of Reality" (1971) und "Sabbath Bloody Sabbath" (1973) gehören inzwischen zu den Klassikern und legten den Grundstein für Heavy Metal.

Doch 1979 feuerte ihn die Band wegen seiner Exzesse: Es gibt kaum eine Droge, vom der er nicht abhängig war, einschließlich Heroin. Seine erste Frau - mit der er drei Kinder hat - warf ihn raus und ließ sich 1982 scheiden. Im selben Jahr heiratete er die Tochter des Black Sabbath-Managers Don Arden. "Sharon wurde in das Geschäft hineingeboren. Du kannst nichts an ihr vorbeischmuggeln, weil sie einfach sagt: "Verdammt, ich weiß was Du vorhast."" Sie nahm seine Karriere in die Hand und ist seither der dominierende Faktor in seinem Leben.

Ihre Ehe hat einiges überstanden: Osbournes öffentliche Affäre mit einer Friseurin vor zwei Jahren, Sharons Krebserkrankung, mehrere Unfälle und seinen jahrzehntelangen Kampf mit der Sucht. Der Musikzeitschrift " Rolling Stone" gestand er: "Ich war weniger ein Vater als ein zusätzliches straffälliges Kind für meine Frau."

Bei der Geburtstagsfeier seiner sechsjährigen Tochter Aimee trank er soviel Wodka, dass er im Vollrausch versuchte, Sharon zu erwürgen. Er wachte in einer Gefängniszelle und konnte sich an nichts erinnern: "Aber auch das hat mich nicht aufgehalten", gestand er dem "Evening Standard". "Erst als es mir zum Hals raus hing, dass mir übel war, habe ich mich endlich zusammengerafft."

Als Solokünstler entwickelte Osbourne den typischen Sabbath-Sound weiter. Sein erstes Soloalbum "Blizzard of Ozz" schaffte es mit Hits wie "Mr. Crowley", "I Don"t Know", dem kontroversen Titel "Suicide Solution", und "Crazy Train" in die Top Ten der Besten Heavy-Metal-Alben aller Zeiten. Er gründete Ozzfest, weil er von anderen Festivals nicht eingeladen wurde und Nachwuchsbands eine Chance geben wollte.

Insgesamt verkaufte er 100 Millionen Platten. Zudem verschaffte er sich mit seiner nicht minder verrückten Familie in der preisgekrönten Dokusoap-Serie "The Osbournes" dem Sender MTV Rekordzuschauerzahlen.

2013 schnellten Black Sabbath mit der Comeback-Platte "13" und Osbourne als Frontmann wieder an die Spitze der Charts, bevor sie sich 2016 und 2017 mit ihrer "The End Tour" von ihren Fans verabschiedeten.

Auch Osbourne will nach seiner derzeitigen Farewell-Tour "No More Tours II" nicht länger als vier bis sechs Wochen am Stück unterwegs sein, um mehr Zeit für seine Enkel zu haben. Ganz aufhören will er aber nicht: "Es ist kein Job. Es ist zum Kichern, weißt du?", vertraute er der "Times" an: "Ich arbeite ein paar Stunden am Tag, reise im Flugzeug herum. Ich habe eine gute Zeit mit der Band."

Im nächsten Jahr wird er seine Abschiedstour "No More Tours II" in Europa, Australien und Nordamerika fortsetzen. Ab 13. Februar tritt er in München, Frankfurt, Hamburg und Berlin auf.

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