APA - Austria Presse Agentur

Phil Collins ist jetzt Ehren-Jazzdoktor der Kunstuni Graz

Der 68-jährige Schlagzeuger, Sänger und Songwriter nahm die Doktorwürde im Rahmen eines ihm zu Ehren veranstalteten Konzerts des KUG-Jazzorchesters und der Bläsersektion seiner Tourband, den Vine Street Horns, persönlich entgegen.

Als Doktorhut diente dabei ein klassischer Steirerhut. Der ehemalige Genesis-Frontman Collins setzte ihn auf der Bühne des MUMUTH-Gebäudes mit sichtlicher Freude auf, während der für sein scheues Understatement bekannte Musiker die Urkundenrolle - so schien es wenigstens - peinlich berührt flugs an seinen Trompeter Harry weiterreichte.

KUG-Senatsvorsitzender Wolfgang Hattinger hob in seiner Laudatio auch die weniger bekannten Leistungen des Universalkünstlers Collins in Bereichen wie Jazz und Jazzrock hervor. Collins spielte in den 1970er-Jahren beispielsweise als Schlagzeuger in der Jazzrock-Formation Brand X und arbeitete danach auch mit Größen wie Quincy Jones, Tony Bennett und Oleta Adams zusammen.

Die beiden letztgenannten bestritten auf den Tourneen von Collins' eigener Big Band in den Jahren 1996 und 1998 jeweils den Vokalteil des Konzertprogramms. Der Brite spielte damals noch selbst Schlagzeug und sang die Zugaben.

Am Mittwochabend übernahm den stimmlichen Part bei den vorgetragenen Standards "From This Moment On", "Do Nothing Till You Hear From Me" und "I Wanna Be Happy" die junge steirische Sängerin Miriam Kulmer. Kulmer schien dabei mit ihrer mehr als soliden Leistung bei dem prominenten Gast des Abends einen offensichtlich ebenso starken Eindruck zu hinterlassen wie das blendend disponierte, überaus druckvoll und kompakt spielenden KUG-Jazzorchesters. Dieses wurde von Collins' Live-Musikdirektor Brad Cole (Klavier, Keyboard) und Posaune-Professor Luis Bonilla abwechselnd dirigiert.

Bonilla und seine drei Blechbläser-Kollegen Harry Kim und Dan Fornero (beide Trompete) sowie George Shelby (Saxophon) setzten mir ihren Soli bei den in ungewohnten Bigband-Sound gewandeten Collins-Gassenhauern wie "That's All" im Album "Invisible Touch" und Klassikern aus seiner Solokarriere ("In The Air Tonight", "I Don't Care Anymore") die Glanzlichter auf.

Collins bedankte sich bei seinen teils langjährigen Live-Mitstreitern und den jungen Musikern auf der Bühne für die "fantastische" Leistung und fügte hinzu, es sei ein Genuss, seine Musik einmal "ordentlich gespielt" zu hören. Nach der Zeremonie spielte das in dieser Form erstmals auftretende Big-Band-Orchester noch als Zugabe den Irving-Berlin-Klassiker "Always", den Miriam Kulmer dem sichtlich gerührten Collins quasi als Ständchen darbot. Collins hatte den Song bei zahlreichen seiner Tourneen immer wieder als besondere letzte Zugabe selbst gesungen.

Im Anschluss daran ließ sich der erst kurz vor Beginn des am Nachmittag veranstalteten "Runden Tisches" in Graz eingeflogene und sichtlich bereits müde Collins direkt ins Hotel bringen. Collins wollte die Heimreise am Donnerstagvormittag antreten.

Wenn es nach den Plänen der KUG geht, wird die Stippvisite des Weltstars aber nicht die einzige und letzte bleiben. Wie die APA aus KUG-Kreisen erfuhr, ist geplant, Collins zu weiteren Workshop-artigen Veranstaltungen mit Studenten nach Graz zu holen. Collins selbst betonte - ebenfalls im Gespräch mit der APA - zumindest derzeit noch keine Pläne in diese Richtung zu haben.

Am 2. Juni ist Collins im Wiener Ernst-Happel-Stadion dann wieder in seiner gewohnten Rolle als Pop-Legende zu erleben.