APA - Austria Presse Agentur

Rokko Ramirez mit musikalischer Kriegsneurose

In seinem letzten Gedicht, "Grodek", hat Georg Trakl das Grauen des Krieges festgehalten. Dem Wiener DJ und Musiker Rokko Ramirez diente es als eine Inspiration bei seinem neuen Album-Projekt. "No World Order", das am Freitag im Szenelokal U4 präsentiert wird, ist eine musikalische Kriegsneurose. "Man kann um die Thematik herum keinen Happy-Sound machen sagte Ramirez im Interview mit der APA.

"No World Order" ist eine lyrisch-historische Auseinandersetzung mit Krieg, Verlust und Verderben, eingebettet in harte, bombastische Klänge. "Ich würde Metal dazu sagen. Für Death Metal ist es zu langsam, für Black Metal zu schön, zu melodiös. Für Post Black Metal ist es zu schnell. Soll doch der Hörer entscheiden, was es ist", meinte Ramirez.

Die Thematik Weltkrieg hat den 49-Jährigen schon länger beschäftigt. "Ich war zu jung, als mein Opa gestorben ist, um mit ihm noch über diese Zeit reden zu können. Mein Urgroßvater war Lokführer und ist mit Kaiser Karl durch die Gegend gefahren. Und dann kam 2018 und der 100. Jahrestag des Ende des Ersten Weltkriegs. Das alles schwirrte in meinem Kopf herum. Irgendwann ging ich ins Studio und brachte all die Gedanken dazu auf Band."

Ramirez schrieb mehrere Gedichte, die zusammen mit der Sängerin Eve von Klehi zu englischen Songtexten gekürzt wurden. Nur "Grodek" blieb unbearbeitet und auf Deutsch. "Ich hab dann die Gitarren eingespielt, dann haben wir geschaut, welche Rhythmen dazu passen - und dann war das Ganze fast fertig. Das ging bumm-zack!", betonte der DJ und Musiker. "Ich hatte eine klare Vision im Kopf. Das Schlagzeug sollte im Vordergrund stehen, was das Martialische unterstreicht."

Songs wie "Isonzo", "No World Oder" oder "Retrogott" blicken in die Grausamkeit der menschlichen Seele und überschreiten die Grenzen des modernen Heavy Metal. "Ich fühle mich nicht an Stile gebunden", sagte Ramirez. "Wenn ich beim nächsten Projekt Thrash mache, ist das ok, aber vielleicht mache ich auch ein Voodoo-Album. In mir stecken viele Energien und Ideen, ich kann gar nicht sagen, was als nächstes kommt."

Rokko Ramirez ist eine Kunstfigur mit fiktiver Biografie. Dahinter verbirgt sich Gerold Haubner, einst Frontman der Skapunk-Band Jesus Christ Smokes Holy Gasoline. Als DJ heizte er u.a. dem Publikum vor Auftritten von Marilyn Manson und Rob Zombie ein, aber auch beim Midi Modern Music Festival, Chinas größtem Rockfestival.

"No World Order" erscheint auf Vinyl mit Download-Code - in zwei Varianten - und als Download allein, aber nicht auf CD. "Eine CD war für mich immer bloß ein Staubfänger", so Ramirez.