APA - Austria Presse Agentur

Vienna Art Week hinterfragt Paradiesversprechen

Mit dem doppeldeutigen Titel "Promising Paradise" startet die 14. Vienna Art Week am Montag in eine mit 200 Veranstaltungen reicht bestückte Kunstwoche: Egal ob "vielversprechendes Paradies" oder das "versprochene Paradies", die rund 70 Programmpartner widmen sich dem Thema aus unterschiedlichsten Perspektiven, wie es am Vormittag bei der Auftaktpressekonferenz im Dorotheum hieß.

Ziel der Art Week ist es laut Martin Böhm, Präsident des veranstaltenden Art Cluster Vienna, die Szene sowohl "nach innen wie nach außen" sichtbarer zu machen und "zu zeigen, dass Wien nicht nur eine Musikstadt, sondern eine äußerst lebendige Kunststadt ist". Herzstück der Vienna Art Week sind am morgigen Dienstag Performances, Screenings und Diskussionen im MAK - Museum für angewandte Kunst. Den Auftakt macht einem Screening des Künstlerduos Depart, das sich mit "Mythologien und deren Implementierung in digitale Welten" auseinandersetzt. Weiters zu Gast sind unter anderem noch die amerikanische Performance-Expertin RoseLee Goldberg oder der österreichische Designer Mario Gagliardi, der seine "Future City" vorstellt.

Auch zahlreiche Museen, Galerien und unabhängige Kunsträume greifen das heurige Motto auf: So begibt man sich im Weltmuseum auf die Suche nach zeitgenössischen Paradiesen, Studenten der Ecole superieure des Beaux-Arts in Bordeaux zeigen in der Galerie Vin Vin in der Wiener Innenstadt ihre in einem Workshop erarbeiteten Positionen zum Art-Week-Motto. Beim "Open Studio Day" bietet sich zudem die Gelegenheit, in ganz Wien hinter die Kulissen des heimischen Kunstschaffens zu blicken: Zahlreiche von Kuratoren geleitete Touren führen am Samstag in Künstlerstudios von Wien-Landstraße bis Wien-Ottakring.

Ein "Fest der Technik für Mensch & Roboter" steht im Nestroyhof Hamakom auf dem Programm: Bei der "Roboexotica" zeigen monochrom, SHIFZ und das Bureau für Philosophie auf spielerische Weise, "dass es nicht in der Natur des Roboters liegt, den Menschen zu übervorteilen und auszubooten". Ein besonderer Ort ist etwa der "Creative Cluster Traktorfabrik" in Wien-Floridsdorf, wo 42 Kunstschaffende sich eine ehemalige Fabrik teilen, die ihnen zur Zwischennutzung zur Verfügung steht.

Im Sigmund Freud Museum eröffnet unterdessen die Schau "VER_VER_VER" von Katharina Heinrich, die sich in ihrer Arbeit der "gegenwärtigen globalen gesellschaftspolitischen Lage und dem suggestiven Gebrauch von Sprache in Wahlkämpfen" widmet. "Wund E rrr N" nennt sich die Performance von Hannes Priesch im Dom Museum, wo er der Verbindung von Wunden und Wundern nachspürt. Weitere Spezialführungen und Performances finden auch in großen Institutionen wie dem KHM, dem Künstlerhaus oder dem Belvedere statt.

Für Robert Punkenhofer, künstlerischer Leiter der Vienna Art Week, setzt sich der Wert des Art-Week-Mottos "Promising Paradise" aus drei Aspekten zusammen: Neben dem historischen Zugang, wie er etwa in Lucas Cranachs Gemälde "Paradies" im KHM verhandelt wird, sieht er auch den politischen Aspekt, wie rezente Paradiesversprechen in der zeitgenössischen Kunst kritisch hinterfragt werden. Und schließlich der persönliche Zugang: "Jeder von uns hat eine eigene Vorstellung vom Paradies". Diese kann man bis zum 25. November hinterfragen, erweitern oder - vielleicht mit einem Kunstkauf - auch verwirklichen.

(S E R V I C E - 14. Vienna Art Week: 19. bis 25. November an zahlreichen Standorten. Infos unter www.viennaartweek.at)