ABC/Mitch Haaseth

Warum die neue "Grey’s Anatomy"-Folge über Vergewaltigung so wichtig ist

Die neueste Folge von "Grey's Anatomy" zeigt, wie Frauen, die nach einer Vergewaltigung in eine Klinik gehen, behandelt werden sollten.

Am vergangenen Donnerstag ist in den USA eine Grey’s Anatomy-Folge namens “Silent All These Years” erschienen, die in den Tagen nach der Ausstrahlung für viel Lob gesorgt hat. Die Folge handelt von einer Patientin, die wegen eines Kratzers im Gesicht in die Klinik kommt, schnell ist aber allen klar, dass sich hinter diesem Kratzer eine Geschichte verbirgt. Die Patientin Abby wirkt verängstigt – vor allem dann, wenn Männer in ihre Nähe kommen. Schließlich wird klar, dass sie vergewaltigt wurde.

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Abby hat Angst davor, die Vergewaltigung anzuzeigen und Untersuchungen zur Beweissammlung vornehmen zu lassen, sie hat Angst, dass ihre Anzeige ins Leere geht und ihr Umfeld sie dafür verurteilt, dass sie betrunken war und ein kurzes Kleid anhatte. Als Abby nach einem Streit mit ihrem Mann nämlich in eine Bar ging, um etwas gegen ihren Frust zu unternehmen, kam es zu der Vergewaltigung. Sie hat Angst, dass man ihr unterstellen würde, sie hätte dort mit dem Mann geflirtet, der sie später vergewaltigt hatte. All diese realen Ängste von Frauen, die Opfer von sexuellen Übergriffen werden, werden in der Grey’s-Folge so realistisch dargestellt, wie dies nur selten der Fall ist.

Auch das Umfeld, das in der Serie für Abby geschaffen wird, die Empathie, die der Frau in der Klinik entgegengebracht wird, wird seit der Ausstrahlung von vielen Seiten gelobt. In der InStyle schreibt eine Psychiaterin, dass diese Episode zeige, wie sehr sich Ärztinnen und Krankenpflegerinnen um ihre Patientinnen kümmern und wie wichtig es sei, dass die Prozedur der Untersuchungen nicht als klinisch und kalt, sondern als ein Vorgang voller Einfühlungsvermögen und gegenseitigem Support dargestellt werde. So könne man Opfern von Vergewaltigungen möglicherweise die Angst vor solchen Untersuchungen nehmen. Extrem wichtig sei auch, dass Abby nicht gedrängt wird, die Untersuchungen zu machen. Es wird auf ihre ausdrückliche Zustimmung gewartet.

In einer bewegenden Szene wird Abby auf ihrem Weg in den Behandlungsraum noch einmal ausdrücklich gefragt, ob sie bereit sei, während der Weg dorthin von verschiedensten Frauen gesäumt ist, die gekommen sind, um sie zu unterstützen. Dieses Bild vermittelt ihr das Gefühl von Sicherheit und schließlich stimmt sie zu. Die Darstellerinnen waren übrigens ausschließlich Frauen, die eigentlich anderweitig an der Serie mitarbeiten, also beispielsweise Autorinnen. Sie alle wollten Teil dieser Szene sein.

Im Vorfeld musste Shonda Rhimes übrigens für diese Umsetzung der Folge kämpfen: Sie bekam die Anweisungen, dass die Folge nicht zu explizit sein solle und dass keine Körperflüssigkeiten gezeigt werden sollen. Rhimes, die Grey’s Anatomy im Jahr 2005 ins Leben gerufen hatte, blieb jedoch standhaft und schrieb in einer Antwort an das ABC-Netzwerk, wie absurd es sei, dass explizite Gewalt im Fernsehen gezeigt werde, die medizinischen Abläufe nach einer Vergewaltigung jedoch nicht erwünscht seien. ABC sah letztendlich ein, dass sie Recht hatte und hat glücklicherweise noch rechtzeitig verstanden, wie wichtig solch realistische Darstellungen für Opfer von sexueller Gewalt sein können.