APA - Austria Presse Agentur

Warum Rami Maleks Oscar-Sieg nicht allen gefällt

Rami Malek hat für seine Rolle als Freddy Mercury in "Bohemian Rhapsody" den Oscar als "Bester Hauptdarsteller" bekommen. Die Kritik an Maleks Rolle hat nicht lange auf sich warten lassen.

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Mit seiner Dankesrede sorgte Rami Malek für scharfe Reaktionen auf Twitter. Unter anderem sagte er: "Wir haben einen Film über einen schwulen Mann gedreht." Er meint damit selbstredend Bohemian Rhapsody, das berühmte Biopic über die legendäre britische Rockband Queen, das 2018 die Kinokassen ordentlich klingeln ließ – nach aktuellem Stand hat der Film weltweit über 750 Millionen Euro eingespielt.

Der Blockbuster wurde nach einem bewährten Rezept der Hollywood-Industrie produziert: Man nehme attraktive SchauspielerInnen, lässt sie dramatische aber dennoch oberflächliche Szenen aus dem Leben der Hauptfigur nachspielen, untermalt das Ganze mit den größten Hits und einem Hauch von 80er-Jahre-Nostalgie, et voilà, fertig ist das biografische Filmdrama über die Musik-Legende Freddie Mercury. Das reichte aus, um sowohl die ZuschauerInnen als auch die Oscar-Academy zu überzeugen. Bohemian Rhapsody gewann in den Kategorien "Bester Hauptdarsteller", "Bester Schnitt", "Bester Tonschnitt" und "Beste Tonmischung". Genug Grund zur Freude also! Aber auch Grund für Ärger.

Rami Maleks Dankesrede schaffte es auf Twitter, heftige Gegenreaktionen auszulösen. In seiner Rede unterlief Malek nämlich ein grober Fehler. Er bezeichnete Freddie Mercury als schwul, obwohl dieser bisexuell war. Mercury führte mit einigen Frauen Beziehungen und machte nie ein Geheimnis daraus. Eigentlich müsste sich der Schauspieler ausführlich mit Mercurys Biografie auseinandergesetzt haben und es besser wissen.

Genau wie Malek haben etliche heterosexuelle Schauspieler wie Tom Hanks, Mahershala Ali, Jared Leto oder Christopher Plummer Oscar-Preise für Rollen, in denen sie homo- und/oder transsexuellen Figuren gespielt haben, abgeräumt. Auf Twitter reagierte die LGBTIQ-Community einerseits auf Maleks Rede und andererseits auf die nicht abzustreitende Heterosexualität der Oscars.

Kaschieren von Kontroversen

Die Kontroverse um Maleks Rede ist aber nur die letzte in einer langen Reihe, der Film machte nämlich schon lange vor den Oscars negative Schlagzeilen. 2010 wurde bekannt, dass Sasha Baron Cohen (jener Komiker, der sich die Figuren Ali G, Borat und Bruno ausgedacht hat) Freddie Mercury spielen soll. Drei Jahre später wurde er gekündigt, die Produktion wurde für einige Zeit pausiert. Im Herbst 2017 fingen dann die Dreharbeiten zum Film an.

Der damalige Regisseur Bryan Singer soll öfters abwesend gewesen sein und sich mit dem Schauspieler Malek am Set gestritten haben. Im Dezember 2017 wurde Singer schließlich wegen seines Arbeitsverhaltens gefeuert. Im Zuge der #MeToo-Welle fiel dann auch Singers Name und er wurde des sexuellen Missbrauchs von minderjährigen Buben bezichtigt. Ende Jänner veröffentlichte die US-amerikanische Zeitschrift The Atlantic einen ausführlichen Bericht über sexuelle Übergriffe und Belästigungen, die Bryan Singer verübt haben soll. Unangenehme Themen kommen in der Glitzerwelt nicht gut an, weshalb Singer von keinem der Oscar-GewinnerInnen in den Dankesreden erwähnt wurde. Überrascht es jemanden?