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BeReal App: Was kann das neue Soziale Netzwerk?

Es gibt eine neue Social-Media-Plattform, die immer mehr NutzerInnen begeistert. Der Name ist Programm: BeReal ruft dazu auf, uns realistischer zu präsentieren.

Wer kennt den Moment nicht? Beim "Doomscrollen" rutscht der Finger aus und für einen kurzen Augenblick wird das eigene Gesicht in der Frontkamera präsentiert. Ein kurzer Schreckmoment, denn vorteilhaft ist dieses Bild meistens nicht. Was auf Instagram ein Versehen ist, wird in der BeReal App jeden Tag (grausame?) Wirklichkeit. Ganz nach dem Motto: Die Wahrheit tut zwar weh, aber sie könnte dich auch befreien.

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Be real!

Ganz im Stil der Generation-Z propagiert das soziale Medium BeReal nämlich authentischen und realistischen Content. Also eigentlich genau das, was wir bei Medien wie Instagram vermissen. Bei BeReal gibt es keine Gesichtsfilter oder auch keine 500 Versuche, um das perfekte Selfie zu knipsen. Und das gefällt der Community! Die NutzerInnen sind laut "taz" eher jung und der Generation-Z zuzuordnen. Am erfolgreichsten ist die App bisher in Frankreich, wo sie auch entwickelt wurde. Außerdem schwappte sie bereits in die USA, Dänemark und Deutschland über. Vielleicht erreicht sie bald die ganze Welt?

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Wie funktioniert die App?

Die App fokussiert sich laut "Insider" (vorerst) auf privaten Content von NutzerInnen – sie kann auch als erweiterter Kommunikations-Channel in der eigenen Freundesgruppe gesehen werden. Einmal am Tag sendet die App eine Aufforderung an alle NutzerInnen, jetzt ein "BeReal", also einen Post, hochzuladen.

Der Clou: Man hat nur zwei Minuten Zeit, dies zu tun. Öffnet man dann die App, wird man quasi gezwungen, den Beitrag genau so abzusetzen, wie er eben gerade daherkommt. Jeder und jede NutzerIn fotografiert also, was sie oder er gerade tut. Das sind dann Fotos vom Arbeitsplatz, beim Chillen am Sofa oder beim Feiern mit der Crew. Das gepostete Bild bleibt dann 24 Stunden online.

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Zwei Bilder gleichzeitig geschossen

Aber damit ist noch immer nicht genug "Realness" geschaffen, es wird nämlich gleichzeitig die Vorderkamera und Hinterkamera aktiviert, also immer auch ein Bild des eigenen Gesichts mitgesendet. Dass dies für mehr ungefilterte Aufnahmen sorgt, liegt auf der Hand. Innerhalb von zwei Minuten Make-Up aufzulegen ist nämlich so gut wie unmöglich – da muss das Gammel-Selfie reichen. Weiters ist es nur möglich, die aktuellen Fotos der FreundInnen zu sehen, wenn man auch selbst ein Bild hochlädt. So wird man zur Interaktion gezwungen und kann nicht nur stiller Konsument beziehungsweise Konsumentin sein.

Was passiert, wenn man zu spät postet?

Wenn man den zweiminütigen Posting-Slot verpasst hat, dann kann man ein sogenanntes "Late" hochladen, also ein Foto, das außerhalb des allgemeinen Posting-Zeitraums entstanden ist. Dies entschlüsselt die Bilder der Community, jedoch wird auch eine extra Benachrichtigung an alle Kontakte gesendet, dass man zu spät dran war. Aufgepasst auch beim wiederholten Fotografieren, denn die Kontakte sehen genau, wie oft ihr die Aufnahme vor dem Posting probiert habt! Wollt ihr ein Bild löschen, dann könnt ihr das genau einmal am Tag tun und müsst außerdem einen Grund angeben. Zum Beispiel, wenn der Inhalt nicht angemessen war, fehlerhaft oder euch schlichtweg nicht gefallen hat.

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One-Hit-Wonder oder doch langfristiger Erfolg?

Wie "taz" einschätzt, könnte BeReal tatsächlich länger als andere Plattformen wie zum Beispiel Clubhouse erfolgreich sein. Ein langsames, aber stetiges Wachstum weise darauf hin. Außerdem bediene die App Nutzungsbedürfnisse, die andere Apps nicht erfüllen würden, wie Spontanität und Intimität. Momentan gäbe es noch keine Werbung auf der App, da sie derzeit durch Investments finanziert werde. Wie sich dies in Zukunft wandelt, bleibt noch abzuwarten.

Es macht jedoch großen Spaß, auf diese intime Art und Weise mit seiner Community verbunden zu bleiben, fernab von Facetune, Schneeball-Finanzsystem-Content-Creators und Makramee-BloggerInnen.