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Online-Flirt-Dilemma: Soll ich meinen Crush auf BeReal adden?

Die neue Social Media Plattform BeReal zwingt uns dazu, unser ungeschöntes Selbst öffentlich zu präsentieren. Aber wie wirkt sich das aufs Flirten aus?

BeReal verändert unsere Social-Media Nutzung: Zeigen wir auf Instagram vielleicht die perfekt kuratierte Version unseres Selbst und auf TikTok die lustigste Facette unserer Persönlichkeit, so zwingt uns BeReal dazu, auch mal spontan und ohne fein säuberliche Maske in die Öffentlichkeit zu treten. Was im engsten FreundInnenkreis vielleicht gar nicht bedacht wird, könnte sich im Liebeskontext aber zu einem Dilemma entwickeln.

Vor allem im Anfangsstadium einer Beziehung oder eines Flirts will sich doch jede und jeder von seiner Schokoladenseite präsentieren, nicht?

Flirten über Social Media

Abgesehen von den speziell dafür entwickelten Apps wie Tinder, Bumble und Co. hat sich in den letzten Jahren auch die Social-Media-Plattform Instagram zu einem wahren Flirt-Paradies entwickelt. Ein Follow hier, ein gut platziertes Like da – schon ist einem die Aufmerksamkeit des Gegenübers sicher. Und es ist so leicht und bequem, man muss dazu nicht mal wirklich ein Gespräch beginnen.

Ganz nach Paul Watzlawicks erster Kommunikationsregel: Man kann nicht nicht kommunizieren. "BR" geht sogar einen Schritt weiter und bezeichnet Instagram als das "neue Tinder". Auch die k.at-Redaktion kennt Paare, die sich über Instagram kennen und lieben gelernt haben. Eine langsame Anbahnungsphase und ein paar Direktnachrichten später war der Kontakt fixiert.

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Private Einblicke über BeReal

Wie bereits berichtet, möchte das neue soziale Netzwerk BeReal einen Gegenpol zu der perfekten Selbstdarstellung im Internet bieten. Also lieber weg von den weitschweifenden Blicken über das Meer Santorinis, hin zu Joghurt auf der Bluse und Real-Housewives-Stream. Was die k.at-Redaktion sympathisch findet, bietet aber durchaus auch Tücken. Meistens sind unter den FreundInnen auf BeReal hauptsächlich enge Vertraute, die ähnliche Inhalte sowieso schon von Whatsapp-Fotos kennen.

Was passiert also, wenn einem der Schwarm eine Follow-Anfrage über BeReal sendet? Wahrscheinlich ist man doch noch nicht in der Phase einer Beziehung angekommen, in der man alle Hüllen fallen lassen möchte. Ist man dann selbstbewusst genug und macht gammlig weiter wie bisher? Oder verstellt man sich und nutzt die Plattform so gut wie möglich, um das Gegenüber anzulocken?

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Flirt-Tools über Social Media

Laut der Publikation "Flirting, dating, and breaking up within new media environments" ist vor allem die Anfangsphase einer Beziehung stark von Social Media geprägt. Junge Menschen würden sich demnach die asynchrone, also versetzte, geschriebene Kommunikation zunutze machen, um eine "kontrollierte Lässigkeit" ins Flirten zu bringen. Außerdem würden die sozialen Medien einem verschiedene Werkzeuge an die Hand geben, mit denen man die verschiedenen Stufen einer Beziehung regulieren könne: also Likes, Kommentare, Shares, Views und mehr. 

Flirten über BeReal

Wenn der Crush dann über BeReal verbunden sein möchte, wird man vielleicht mit folgenden Gedanken konfrontiert: Möchte ich auf diese intime Weise mit dieser Person kommunizieren? Beziehungsweise, bin ich schon bereit, mein alltägliches Leben mit einer Person zu teilen, die ich noch künstlich auf Abstand halte? Diese Diskussion gibt es übrigens auch auf Reddit. Man muss sich eingestehen, ob man will oder nicht, dass Flirten viel mit Strategie zu tun hat und vielleicht auch ein wenig mit psychologischer Kriegsführung. "FitForFun" spricht sogar von sogenannten "Flirt-Waffen".

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BeReal als Chance

Aber aus jedem Dilemma erwächst wie immer auch eine Chance. Wenn man auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung ist, könnte man BeReal doch als Möglichkeit gegen eigene toxische Flirt-Angewohnheiten sehen. Im Stil von: Ich zeige mich, wie ich bin und spiele keine Spiele mehr. Die Menschen, die dann noch an mir interessiert sind, sind vielleicht diejenigen, die es wert sind, sie in mein Leben zu lassen. Dies erfordert Mut und ja, eine gesunde Dosis Selbstliebe und Vertrauen. Aber ein Versuch schadet bestimmt nicht, vielleicht wird man davon sogar positiv überrascht.

Und der Rest? Der ist vielleicht nur für gezielte Dates relevant, wird aber eventuell auch nicht in den elitären Kreis von BeReal-FreundInnen aufgenommen. Manch einer und eine sieht BeReal eventuell sogar als erweiterten Kommunikationskanal mit seinen/ihren besten FreundInnen. Deshalb verlangt die "intuitive" BeReal-Knigge auch danach, sich erst als FreundIn hinzuzufügen, wenn die Beziehung vertieft wurde.

Schlussendlich bleibt nur zu sagen, dass sogenanntes "overthinking" selten zu optimalen Lösungen führt: Folgt dem Klischee und eurem Herz, und macht, was sich gut für euch anfühlt. Wenn die Anfrage dann kommt und ihr in Panik verfallt, dann spricht das vielleicht sogar dafür, dass eurerseits Gefühle im Spiel sind. Und das ist doch auch eine wichtige Erkenntnis.