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Corona-News lösen Angst aus? 11 Tipps von Psychologinnen

Wenn Corona-Nachrichten Angst und Stress bei dir auslösen: Hier sind Tipps von Psychologinnen, wie du besser damit umgehst.
Sabrina Kraussler

Dass die Corona-Pandemie einige Trigger bereithält, muss man denjenigen nicht nochmal sagen, die damit zu kämpfen haben. Die Nachrichtenlage ist durchwegs negativ, wenige Erfolge sind zu verzeichnen und dann wäre da auch noch dieses Ungetüm namens Omikron. 

Das Aufkommen neuer Varianten wirft uns gefühlt zurück und ist für Menschen, die psychisch belastet sind, ein echter Downer. 

"Die Pandemie hat dazu geführt, dass sich die Menschen traumatisiert und verletzlich fühlen", sagte Dr. Vivian Pender, Präsidentin der American Psychiatric Association gegenüber "BuzzfeedNews". Sie erzählte, dass beim Aufkommen der Omikron-Nachrichten PatientInnen begannen, sofort anzurufen: "Ich habe gesehen, dass sie ängstlicher waren als je zuvor, sogar bis zur Panik", sagte sie.

"BuzzfeedNews" hat Dr. Pender und Dr. Ashley Matskevich, eine Psychiaterin aus Boston, die auch an der Harvard Medical School tätig ist, um Tipps und Ratschläge für den Umgang mit triggernden Corona-News gebeten. 

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Mache dir deine Gefühle bewusst

Fast jede emotionale Reaktion sei normal, erklärt Dr. Matskevich. Es helfe aber, sich seiner Gefühle bewusst zu werden, bevor man mit anderen interagiert. Diese Gefühle können nämlich beeinflussen, wie man mit anderen umgeht.

Konzentriere dich auf Dinge, die du kontrollieren kannst

Anstatt sich Gedanken über die unkontrollierbare Situation zu machen, helfe es, sich auf das zu fokussieren, was in der eigenen Macht steht – zum Beispiel auf das Tragen einer Maske in Innenräumen, die Impfung und die Auffrischungsimpfung.

Achte auf Dinge, die Angst auslösen könnten

Dr. Matskevich empfiehlt, dass man die Reaktionen auf Trigger beobachtet und gegebenenfalls Verhaltensänderungen vornehmen soll, die dabei helfen, besser auf sich selbst zu achten. "Damit versucht man, sich wirklich Grenzen zu setzen."

Es gäbe keinen Grund, endlos am Smartphone zu hängen und Nachrichten-Feeds zu aktualisieren, sagt sie. 

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Versuche es mit der Verschiebung von Sorgen

Eine Bewältigungstechnik besteht darin, einen Zeitpunkt zu planen, um sich über die Ereignisse der Pandemie zu informieren. Es könne laut der Psychiaterin helfen, zu sagen: "Ich werde mir das anschauen, aber nicht jetzt, vielleicht morgen um 16 Uhr."

Das endlose Lesen von "einer Million Nachrichtenartikeln" könne zu Schlafproblemen, Angstzuständen und Depressionen führen und die Chancen verringern, dass man gesunde Dinge tut, die Stress und Angstzustände reduzieren, sagt Dr. Matskevich.

Hör auf, zu Grübeln

"Dafür kann Journaling sehr hilfreich sein", sagte Matskevich. Damit ist das Aufschreiben und Ordnen seiner Gedanken gemeint. 

Wenn eine Therapie eine Option ist, könne natürlich auch sie helfen, den Kreislauf sich wiederholender negativer Gedanken zu durchbrechen.

Abgesehen davon sind strategische Ablenkungen, wie der Einstieg in die Arbeit, Lesen und Sport, hilfreiche und gesunde Bewältigungsstrategien, wenn es darum geht, das Grübeln zu stoppen, erklärt die Expertin. 

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Hör auf, dir Katastrophen vorzustellen

Katastrophisieren bedeutet, sich das extremste und schlimmste Szenario in einer bestimmten Situation vorzustellen. 

Falls es soweit kommt, soll man es mit einem Realitätscheck versuchen, sagt Dr. Matskevich.

"Stellt euch die Frage: 'Gibt es irgendwelche Beweise dafür, dass dies nicht wahr sein könnte? Oder 'Gibt es Beweise dafür, dass auch das Best-Case-Szenario möglich ist?'", so die Expertin.

Vermeide Alkohol oder Drogen als Bewältigungsmechanismus

"Der Konsum von Drogen oder Alkohol zur Stressbewältigung macht es auf lange Sicht schlimmer", sagte Dr. Pender.

Kontextualisiere die Nachrichten

Es sei wichtig, die großen wissenschaftlichen Errungenschaften, die in Bezug auf Impfstoffe und Behandlungen gegen Corona erzielt wurden, nicht aus den Augen zu verlieren, so Dr. Matskevich.

Es helfe zu erkennen, dass wir beispielsweise schon einmal eine Virus-Mutante überstanden haben, und "wir sind immer noch auf der anderen Seite gelandet und mit FreundInnen zum Essen gegangen und haben Veranstaltungen besucht."

Wähle eine Feel-Good-Activity

Es ist in Ordnung, sich vorübergehend abzulenken: Eine Serie anschauen, ein Buch lesen oder irgendetwas tun, das einen vom Nachrichtengeschehen ablenkt.

"Es ist wirklich wichtig, etwas zu haben, das sich motivierend und zielgerichtet anfühlt, aber auch Spaß macht“, sagte sie. "Menschen mit Haustieren sind in einer guten Position."

Rede mit anderen Menschen

Es sei wichtiger denn je, mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben, sagt Dr. Pender. "Einsamkeit kann gerade jetzt sehr schmerzen."

Hilfe suchen

Wenn nichts davon hilft oder nicht genug hilft, sollte man sich an Fachkräfte wenden. 

"Wenn jemand so viel grübelt, dass man keine Beziehungen eingehen oder der Arbeit nicht nachgehen kann, sollte man sich Hilfe bei PsychiaterInnen oder PsychotherapeutInnen suchen", erklärt Dr. Pender.

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Setzt dir die Corona-Situation zu?

Wenn du mit akuten Problemen zu kämpfen hast, kannst du dich jederzeit an die Telefonseelsorge unter 142 wenden – rund um die Uhr erreichbar, kostenlos und anonym.

Die Psychiatrische Soforthilfe steht ebenfalls rund um die Uhr als Not- und Krisendienst unter der Rufnummer (01) 31330 zur Verfügung.

Auf der Website des Bundesverbands für Psychotherapie findet ihr noch mehr Notfallnummern für mehrere Bundesländer.

Wenn du eine Therapie in Anspruch nehmen willst:

Unkompliziert zur telefonischen Erstberatung: Außerdem gibt es eine psychotherapeutische Erstberatungs- und Info-Hotline. Sie ist ein kostenfreies, vertrauliches, professionelles und anonymes Angebot.

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