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Studie: Frauen halten sich eher an Corona-Maßnahmen als Männer

Wiener ForscherInnen untersuchten, wie unterschiedlich sich Männer und Frauen während der Corona-Pandemie verhalten.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

Eine neue österreichische Studie zeigt, dass Männer und Frauen sich während einer Pandemie sehr unterschiedlich verhalten. Laut den Untersuchungsergebnissen telefonieren Frauen im Krisenfall deutlich länger und halten die Maßnahmen der Regierung genauer ein als Männer.

Außerdem sind Männer weniger bereit, Ausgangsbeschränkungen hinzunehmen und kehren tendenziell schneller zur "Normalität" zurück als Frauen.

Die Studienergebnisse wurden in der Zeitschrift "Scientific Reports" veröffentlicht.

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Starke Verhaltensunterschiede zwischen Männern und Frauen

ExpertInnen des Complexity Science Hub Vienna (CSH) sind der Meinung, dass diese klischeehaften Verhaltensmuster bei den ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 auftraten. Die ForscherInnen werteten die Handydaten von 1,2 Millionen ÖsterreicherInnen zwischen Februar und Juni des vergangenen Jahres aus.

Wissenschafter Tobias Reisch erklärte in einer Medienmitteilung, dass die Lockdowns als eine Art "Live-Experiment" dienten, um das Verhalten der Bevölkerung zu beobachten. Damals erhielt das CSH Zugang zu anonymen Mobilfunkdaten eines großen österreichischen Internetanbieters, mit denen die ForscherInnen das soziale Mobilitätsverhalten der Menschen beobachten konnten.

"Uns interessierte, inwieweit die Menschen die von der Regierung verhängten Anti-Corona-Maßnahmen unterstützen", so Reisch weiter. "Als wir die Daten nach Geschlecht analysierten, fanden wir überraschend starke Verhaltensunterschiede zwischen Männern und Frauen."

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Frauen telefonieren in Krisensituationen mehr

Die Ergebnisse zeigen, dass die Menschen im Allgemeinen unmittelbar nach Beginn der Abriegelung viel länger telefonierten. "Interessanterweise telefonierten sie mit weniger Personen als sonst – aber mit diesen wenigen sprachen sie länger", erklärte Reisch.

  • Telefongespräche, an denen Frauen beteiligt waren, dauerten deutlich länger. Dabei gab es jedoch Unterschiede –  vor allem, mit wem sie telefonierten.
  • Nach dem Beginn des ersten Lockdowns in Österreich am 16. März 2020 dauerten die Gespräche von Frauen mit anderen Frauen 1,5 Mal länger als vor der Pandemie.
  • Telefonate von Männern mit Frauen dauerten fast doppelt so lange.

Die Studie zeigt auch, dass Telefonate, bei denen Frauen die Männer anriefen, um 80 Prozent länger dauerten. Die Dauer von Gesprächen zwischen Männern stieg um 66 Prozent an.

"Wir kennen natürlich weder den Inhalt noch den Zweck dieser Anrufe", sagt Georg Heiler, Forscher am CSH und an der Technischen Universität Wien. "Die sozialwissenschaftliche Literatur liefert jedoch Hinweise – meist aus kleinen Umfragen, Erhebungen oder Interviews –, dass Frauen tendenziell aktivere Strategien zur Stressbewältigung wählen, wie etwa das Gespräch mit anderen. Unsere Studie würde das bestätigen."

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Männer kehrten schneller zum "alten" Leben zurück

Das Team entdeckte auch, dass die bereits bestehenden sozialen Unterschiede zwischen Männern und Frauen durch die Lockdowns noch verstärkt wurden, da Frauen weit weniger ausgehen als Männer. Anhand von Daten aus einem großen Erholungsgebiet und einem Einkaufszentrum in Wien fanden die ForscherInnen heraus, dass mehr Männer beide Regionen während der Ausgangsbeschränkungen besuchten.

Nach dem Ende der Lockdowns beobachtete das CSH-Team auch, dass Männer schneller zu ihrem "alten" Leben und Verhaltensmustern von vor der Pandemie zurückkehrten.