Das Thema Geld wird in vielen Partnerschaften gerne tot geschwiegen.

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Finanzexpertin erklärt: "Unverheiratete Paare sollten feste Regelungen finden"

Junge Menschen stehen derzeit vor großen Herausforderungen. Auch in Sachen Geld sind viele ratlos. Eine Finanzexpertin hilft weiter.
Sophie Unger

Ukraine-Krieg, Klimakrise, Inflation: Diese Herausforderungen werden uns auch 2023 begleiten. Vor allem Letzteres scheint bei jungen Menschen, Zukunftsängste auf den Plan zu rufen, denn die Fixkosten steigen weiter an. Doch was kann man heutzutage trotzdem noch tun, um Geld zu sparen?

Wie lassen sich Probleme – wie etwaige finanzielle Streitigkeiten in der eigenen Partnerschaft – vorbeugen und an wen kann man sich wenden, wenn man doch mal in die roten Zahlen rutscht? Dr. Marietta Babos, Gründerin der Finanzplattform Damensache, gibt im Interview mit k.at hilfreiche Tipps. 

Was kann man im Studierendenalter tun, um bereits hier Grundsteine der finanziellen Unabhängigkeit zu legen?

Dr. Marietta Babos: "Diese Lebensphase ist eine großartige Möglichkeit 'mit sich selbst' einen Vertrag zu schließen, indem man für sich beschließt, dass man beispielsweise immer zehn Prozent des jeweiligen Nettoeinkommens monatlich spart und ganz wichtig; auch investiert. Meine Kinder, die 14 und elf Jahre alt sind, üben das jetzt schon mit ihrem Taschengeld. Ein Drittel können sie gerne für alles, was das Herz begehrt, ausgeben – Eis, Kino mit FreundInnen. Ein Drittel sparen sie für etwas an, was sie sich wünschen, beispielsweise für einen guten Kopfhörer. Das letzte Drittel geben sie weder für täglichen Konsum noch für mittelfristige Wünsche aus, sondern sparen sie für ihre spätere finanzielle Freiheit.

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Beim ersten fixen Job stellt sich dann natürlich die Frage, wie sorge ich für eine finanziell-sichere Zukunft?

Dr. Marietta Babos: "Steigt man in das Berufsleben ein, muss man nichts anderes machen, als das erste Gehalt statt des früheren StudentInnenbudgets als neue nominale Basis für die zehn Prozent Spar-/Investitionsquote zu nehmen. Somit entwickelt sich gleich zu Beginn die Gewohnheit, den Grundstein für die spätere finanzielle Unabhängigkeit zu legen. Ich nenne diese Zeit auch 'die goldenen Jahre', weil die Sparquote sehr hoch sein kann, denn typischerweise noch keine Kinder, laufende Kredite oder sonstige Verpflichtungen vorliegen.

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In Krisenzeiten wie diesen ist es besonders schwer, einen Spar-Plan zu entwickeln – wie gelingt es trotz der Schwierigkeiten?

Dr. Marietta Babos: "Hilfreich ist es, sich eine eigene Strukturierung des bereits vorhandenen und laufend wachsenden Vermögens zu überlegen. Der erste und wichtigste Schritt beim Finanzlebensplan ist die zeit­liche Strukturierung des Vermögens. Es geht hierbei darum, das aktuelle, aber auch das zukünftige Vermögen einzuteilen. Das Geld, das man möglicherweise schon gespart hast – das hängt natürlich auch vom Alter ab – und jenes, das man künftig monatlich sparen wird. Wichtig ist, dass man in jeder Lebensphase Geld zur Verfügung hat. Wir beginnen mit der Gegenwart, dafür sollte man stets eine Notre­serve haben. Erst danach blicken wir in die Zukunft, um den Le­bensstandard für später absichern zu können."

Welche Arten der Investition sind zurzeit sinnvoll?

Dr. Marietta Babos: "Ich empfehle, breit aufgestellt zu sein, um abzufedern, was Krisen anrichten können. Jede Veranlagungsform hat ihre Existenzberechtigung, sie soll allerdings jeweils zu den Zielen und der Persönlichkeit der AnlegerIn passen. Entscheidend ist auch der Zeithorizont, den man zur Verfügung hat. Für die Notreserve braucht man Möglichkeiten, dass man schnell zum Geld kommt, daher liegt dann diese Summe tatsächlich auf dem Konto, in der Geldbörse und im physichen Gold, weil man es schnell und überall auf der Welt verkaufen kann. Hat man mehr als zehn Jahre Veranlagungshorizont, weil es um langfristige Ziele oder um die Pensionsvorsorge geht, eignen sich auch Wertpapierfonds und ETFs hervorragend."

Ist in einer fixen Partnerschaft ein Gemeinschaftskonto in irgendeinem Fall sinnvoll?

Dr. Marietta Babos: "Bestimmt haben schon alle Paare mal über das Thema Geld diskutiert, weil sie andere Ansichten hatten. Es ist wichtig, sich mit seinen Finanzen auseinanderzusetzen, denn beim Umgang mit Geld geht es um Grundsatzfragen: Wer zahlt was? Welche Aufteilung größerer Summen ist gerecht? Was ist, wenn einer der PartnerInnen mehr verdient als der andere? Gibt es ein Gemeinschaftskonto? Welche Ausgaben werden geteilt und was bezahlt jeder/jede für sich selbst? Bei diesen Fragen geht es um Gerechtigkeit, Vertrauen, ein Wir-Gefühl und Absicherung, Zufriedenheit sowie die Vermeidung von Streit. Deshalb ist es gut, möglichst früh all diese Fragen zu klären – vor allem unverheiratete Paare sollten feste Regelungen finden."

ber Geld spricht man nicht, man hat es” ist nicht die Lösung

Dr. Marietta Babos: "Wichtig ist es, in der Beziehung so schnell wie möglich darüber zu sprechen, Kommunikation ist hier die halbe Miete, oder eben das halbe Konto. Denn eine Vorgehensweise hat sich besonders bewährt: Das Splitting aller gemeinsamen Kosten im Verhältnis zum jeweiligen Gehalt. Oder noch besser: das Paar zahlt alle Einnahmen auf ein gemeinsames Konto ein und nach Abzügen der Kosten wird gleichberechtigt auf die beiden PartnerInnen aufgeteilt. So kann jeder über sein eigenes Geld verfügen."

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An wen kann und sollte man sich wenden, wenn man in finanzielle Schwierigkeiten gerät?

Dr. Marietta Babos: "Wichtig ist bereits das Erkenntnis, dass man in finanziellen Schwierigkeiten steckt und nicht die Briefe mit Rechnungen ungeöffnet monatelang ignoriert. In Österreich gibt es ein bundesweit aufgestelltes Netzwerk mit Schuldnerberatungsstellen, die kostenlose Beratungsgespräche anbieten. Es reicht ein Telefonanruf und man bekommt eine/einen AnsprechpartnerIn.

Du möchstest finanzielle Beratung in Anspruch nehmen? Wende dich am besten an die staatlich anerkannten Schuldenberatungsstellen. Diese verfügen über ein Gütesiegel, da sie sich bestimmten Qualitätskriterien verschrieben haben und zudem berechtigt sind, SchuldnerInnen in Konkursverfahren vor Gericht zu vertreten. Infos für Beratungen in deinem Bundesland findest du hier