"Pangeos", ein Kreuzfahrtschiff in Schildkrötenform, soll das größte der Welt werden. 

Adam Gonzales / Randall Ruiz / Unsplash

Weltgrößtes Kreuzfahrtschiff in Schildkrötenform – muss das sein?

Mit "Pangeos" plant ein italienisches Design-Studio das größte Kreuzfahrtschiff der Welt in Form einer Schildkröte, das alles bisher Dagewesene übertreffen soll.
Monika Kässer

Das italienische Team von Lazzarini-Design hat mit der "Pangeos" nun Pläne für das weltweit größte Kreuzfahrtschiff entworfen, welches in Form einer Meeresschildkröte gebaut werden soll. Auf der Website von Lazzarini wurden bereits zahlreiche Bilder des Schildkröten-Schiffs präsentiert. Der Name ist angelehnt an "Pangea" oder "Pangäaa", dem Urkontinenten, der die gesamte Landmasse der Erdkugel umfasste. Bereits an der Namenswahl lassen sich die Ambitionen erkennen. 

"Pangeos": Villen, Parks, Pools und Shoppingzentren

60.000 PassagierInnen sollen an Bord der 550 Meter langen und 610 Meter breiten "Tera-Yacht", die mit zahlreichen Grünflächen, Aussichtsplattformen, Sportplätzen, Shoppingzentren und verschiedenen Pools gestaltet sein soll, Platz finden. Statt kleiner Kabinen sind 19 Villen und 64 Apartments geplant. Vorgesehen sind auch Landeplätze für Privatjets und Häfen, in denen Yachten anlegen können. Angetrieben werden soll das Giga-Schiff durch Elektromotoren. Mittels 30.000 Zellen im Rumpf sei das Ding unsinkbar.

Kosten der überdimensionalen Schildkröte

Was der Spaß in etwa kosten soll? Schlappe acht Milliarden US-Dollar, wie einem Bericht des "Stern" zu entnehmen ist. Die Bauzeit wird auf acht Jahre geschätzt, jedoch müsste dafür zunächst das Trockendock für die "Pangeos" entstehen, denn aktuell gibt es weltweit keines, das groß genug ist, um die XXL-Schildkröte bauen zu können. 

"Was zur Hölle ...?"

... war mein erster Gedanke, als ich von dem überdimensionalen Kreuzfahrtschiff (falls man das noch so nennen kann?) in Schildkrötenform gelesen habe. Wie paradox ist es, ein schwimmendes Riesenschiff in Form einer Schildkröte bauen zu wollen? Dass Kreuzfahrtschiffe enorme ökologische, wirtschaftliche und soziale Schäden anrichten, weiß man nicht erst seit gestern.

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Schildkröte als Symbol der Meeresverschmutzung

Die Schildkröte wurde zudem zum Sinnbild für die Verschmutzung der Meere, als 2015 ein Video auftauchte, welches zeigte, wie ein Forschungsteam an MeeresbiologInnen einer Schildkröte einen über zehn Zentimeter langen Plastikstrohhalm aus der Nase ziehen. Das YouTube-Video, das die für das Tier sichtlich schmerzhafte Prozedur demonstrierte, ging damals durch die mediale Welt und hat mittlerweile über 109 Millionen Aufrufe. 

Dieser Vorfall brachte die Diskussion um Einwegplastik und generell auch die Klimaschutz-Thematik so richtig ins Rollen und hatte zur Folge, dass zahlreiche Initiativen gestartet wurden und etliche Unternehmen, wie zum Beispiel Starbucks, Einwegstrohhalme aus Plastik aus ihrem Sortiment verbannt haben, wie unter anderem die "FAZ" berichtete. 

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Weltgrößtes Kreuzfahrtschiff in Schildkrötenform – ein Scherz?

Und nun soll ein gigantisches Kreuzfahrtschiff in Form einer Meeresschildkröte gebaut werden? Ich bin hin-und hergerissen zwischen Faszination, zu welchen Bauwerken der Mensch imstande ist, und zwischen Kopfschütteln und Fassungslosigkeit. Der Größenwahn der Menschheit ist offenbar unendlich. 

Was war da noch mal mit Klimakrise, Hungersnöten und Ressourcenknappheit? Egal, Schiff schaut cool aus und beglückt die obere Gesellschaftsschicht mit Schampus und Luxus-Ambiente. Statt mit dem Handy kann man dann mit der Drohne Fotos von der pfiffigen Schildkrötenform schießen. Oder man fotografiert gleich aus dem Heli. Ach ja, ganz vergessen: Einen Helikopter-Landeplatz gibt es auf der geplanten "floating city" natürlich auch. 

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Was auf den ersten Blick vielleicht wie ein Urlaubstraum klingt, entwickelt sich nach kurzer Überlegung zu einer moralischen Albtraumvorstellung – zumindest, wenn man die Frage nach der Umweltbelastung durch Kreuzfahrtschiffe nicht einfach ausblendet.