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Grünes Smartphone mit Zukunft: Das Fairphone 4 im Praxistest

Das neue Fairphone 4 unterscheidet sich schon beim Auspacken von allen anderen Smartphones.

Es wird im Versandkarton durch kompostierbares Polstermaterial vor Transportschäden geschützt. Außer dem modular aufgebauten Smartphone und dem beiliegenden Schraubendreher ist eigentlich alles für den Kompost geeignet.

Schon vor der Inbetriebnahme kommt man in Bastelstimmung. Um die SIM-Karte einzulegen, muss man den Rückendeckel abnehmen und den Akku entfernen - und gelangt dann im Innern an den SIM-Kartenschacht. Das klingt kompliziert, ist aber schnell erledigt. Neben der physischen Nano-SIM-Karte wird auch eine E-SIM unterstützt.

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Das Gehäuse des Fairphone 4 mit seinem stabilen Aluminium-Rahmen liegt gut in der Hand. Mit 10,5 Millimeter fällt es etwas dicker aus als andere aktuelle Smartphones. Um das Gehäuse nicht noch dicker machen zu müssen, entfiel zum Beispiel die Buchse für Klinkenstecker, der Akku fällt mit 3.905 Milliamperestunden (mAh) vergleichsweise schmal aus. Für einen Tag Betrieb reicht er aber.

Das Display des Fairphone 4 hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Es ist durch widerstandsfähiges Spezialglas geschützt, im Vergleich wirkt das Bild aber nicht so brillant wie bei Geräten der Spitzenklasse. Trotzdem hat man nicht das Gefühl, schon zum Marktstart ein Stück veraltete Technik in der Hand zu haben. Der Qualcomm-Chip Snapdragon 750G macht das Fairphone 4 fit für die fünfte Mobilfunkgeneration (5G). Gängigen Anwendungen laufen flüssig, als mobile Gaming-Konsole ist das Gerät allerdings weniger geeignet.

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Beim vierten Fairphone gibt es eine Kamera mit zwei Objektiven. Die Hauptkamera mit einem Weitwinkel hat optische Bildstabilisierung, einen Laser-Autofokus und 48 Megapixel Auflösung. Dazu kommt eine Ultraweitkamera mit Makrofunktion. Zoom gibt es nur digital. Im Praxistest gerieten die Bilder nicht so brillant, wie erwartet. Fairphone verspricht noch für den Oktober ein Kamera-Update.

Neueste Technik steht beim Fairphone 4 aber ohnehin nicht so sehr im Vordergrund. Das Unternehmen kann mit seinen Bemühungen glänzen, möglichst umweltschonend zu produzieren. 14 Schlüsselmaterialien müssen aus nachhaltigen, fairen Quellen stammen, um verbaut zu werden - die Spanne reicht von Gold über Aluminium, fairem Wolfram aus Ruanda, recyceltem Zinn und seltenen Erden bis zu recycelten Kunststoffen.

Fairphone gibt für den vierten Aufschlag fünf Jahre Garantie. Nur der Akku ist als Verschleißmaterial davon nicht abgedeckt. Doch er kann dank des modularen Aufbaus ausgetauscht werden, ebenso Display, Kameras, USB-C-Anschluss, Lautsprecher und Hörmuschel. Ein neues Display kostet etwa 80 Euro.

Die Fairphone-Garantie umfasst auch die Software: Updates auf die Android-Versionen 12 und 13 werden fest zugesagt, der Umstieg auf die Versionen 14 und 15 immerhin in Aussicht gestellt. Allerdings ist derzeit schwer einzuschätzen, welche Mindestanforderungen an die Hardware für Android 15 in Zukunft gelten werden.

Der Anbieter preist das Fairphone 4 als "das erste Elektronikmüll neutrale 5G-Mobiltelefon der Welt" an. Das ist mit einem konkreten Versprechen verbunden: Für jedes verkaufte Gerät soll je ein Mobiltelefon - oder die gleiche Menge an Elektronikmüll - verantwortungsbewusst recycelt werden, sagt Firmenchefin Eva Gouwens.

Der große Aufwand bei der Vermeidung von Elektroschrott und bei der Beschaffung von fair gewonnenen Rohstoffen schlagen sich im Preis nieder. Der Einstiegspreis liegt bei 579 Euro. Dafür bekommt man die Version mit 6 Gigabyte (GB) RAM und 128 GB internem Speicher. Die Variante mit 8 GB RAM und 256 GB internem Speicher kostet 649 Euro. Zum Vergleich: Andere Smartphones mit dem Snapdragon-Chip 750G wie das OnePlus Nord CE 5G sind schon für 300 Euro zu haben.

Das Fairphone 4 ist teurer als die Konkurrenz in der Mittelklasse, doch dafür erhält man ein Gerät, das man jahrelang nutzen kann. Mit der Unterstützung von 5G und E-SIM ist das Fairphone 4 zukunftssicher, auch weil es überdurchschnittlich lange mit aktueller Software versorgt werden wird. Die faire Gewinnung der Ressourcen, die leichte Reparierbarkeit und das umfassende Recyclingversprechen sind vorbildlich und setzen einen neuen Standard.

Schon vor Inbetriebnahme kommt man in Bastelstimmung
BERLIN - DEUTSCHLAND: Kleine Module zum Austauschen: Kamera, USB-Stecker, Akku und noch ein paar andere Bauteile des Fairphone 4 kann man recht einfach austauschen. Foto: Fairphone/dpa-tmn. - FOTO: APA/APA/dpa-tmn

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