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APA - Austria Presse Agentur

ImpfgegnerInnen haben ein höheres Risiko, an Depressionen zu erkranken

Eine neue Studie zeigt, dass ImpfgegnerInnen ein höheres Risiko aufweisen, an Depressionen zu leiden.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

Laut einer neuen US-Untersuchung sollen ImpfgegnerInnen, die mehr Fehlinformationen über den Coronavirus-Impfstoff Glauben schenken, eher an Depressionen leiden. Ein Team des Massachusetts General Hospital untersuchte mehr als 15.000 Menschen und fand heraus, dass Menschen, die irreführende Verschwörungstheorien über Impfstoffe vertreten, eher zu psychischen Problemen neigen.

Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal JAMA Open Network veröffentlicht.

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Depressive Menschen lassen sich seltener impfen

Das Team befragte letztes Jahr zwischen Mai und Juli 15.464 US-AmerikanerInnen zum Thema Corona-Impfung. Dabei wurden den ProbandInnen in einem Experiment Fehlinformationen vorgelegt. Die ForscherInnen bewerteten die impfstoffbezogenen Fake News anhand von vier spezifischen Aussagen.

"Wir wählten diese Aussagen auf der Grundlage von Fehlinformationen aus, die im Frühjahr 2021 auf Social-Media-Plattformen verbreitet waren", so das Team weiter.

Die ProbandInnen mussten zwischen richtigen Informationen und den folgenden vier Falschaussagen unterscheiden:

  • Die Corona-Impfstoffe verändern die DNA der Menschen.
  • Die Corona-Impfstoffe enthalten Mikrochips, die Menschen verfolgen können.
  • Die Corona-Impfstoffe enthalten das Lungengewebe abgetriebener Föten.
  • Die Corona-Impfstoffe können Unfruchtbarkeit verursachen.

Am Ende des Experiments teilten die WissenschaftlerInnen den Befragten mit, welche Aussagen nicht zutrafen, um sicherzustellen, dass die Umfrage selbst keine Fehlinformationen verbreitete.

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Dabei kamen sie zu interessanten Ergebnissen:

  • Bei TeilnehmerInnen mit "mittelschweren" bis "schweren" depressiven Symptomen war die Wahrscheinlichkeit mehr als doppelt so hoch, dass sie mindestens einer der vier falschen Aussagen über den COVID-Impfstoff zustimmten.
  • Außerdem ließen sie sich mit geringerer Wahrscheinlichkeit impfen.

Die ForscherInnen glauben, dass dieses Phänomen auf einen Vertrauensverlust zurückzuführen sein könnte.

Schätzungen zufolge ist jeder vierte Erwachsene in den Vereinigten Staaten während der Pandemie von einer Depression betroffen. Auch in Österreich hat sich die Häufigkeit von Depressionen während der Pandemie stark erhöht.

Laut den US-ForscherInnen könnte dies auch ein höheres Risiko für eine Ansteckung mit Corona bedeuten. Menschen mit Depressionen sollen demnach weniger optimistisch eingestellt sein, was dazu führen könnte, dass sie den Nutzen von Impfungen unterschätzen. 

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Fake News werden während der Pandemie immer schlimmer

"Während dieses Studiendesign keine Kausalität ansprechen kann, verdient der Zusammenhang zwischen Depressionen und der Verbreitung und Auswirkung von Fehlinformationen eine weitere Untersuchung", erklären die StudienautorInnen.

Fehlinformationen über Impfstoffe können die Bemühungen zur Eindämmung der Virusausbreitung behindern, indem sie die Wahrnehmung des Infektionsrisikos einer Person minimieren. Außerdem können sie die Bevölkerung davon abhalten, Masken zu tragen und Abstand zu halten. Zudem können Fake News die Wahrscheinlichkeit verringern, dass sich Menschen gegen Corona impfen lassen.

"Im Zusammenhang mit politischen Fehlinformationen sind sowohl Wut als auch Angst mit dem Glauben an bestimmte Arten von Falschmeldungen verbunden", so die ExpertInnen weiter.

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Höheres Corona-Risiko durch Depressionen?

"Wir fanden heraus, dass das Vorhandensein von stärkeren depressiven Symptomen mit einer größeren Wahrscheinlichkeit verbunden war, Fehlinformationen über Impfstoffe zuzustimmen", berichtete Studienautor Dr. Roy Perlis. Laut Perlis war dies ein Zusammenhang, der auch nach Abgleichung der soziodemografischen Merkmale sowie der politischen Einstellung bestehen blieb. 

Personen mit schweren depressiven Symptomen weisen häufig eine ausgeprägtere "Negativitätsverzerrung" auf, bei der schlechte Gedanken stärker in den Vordergrund treten, erklärte der Experte weiter. Daher könnten Depressionen die Aufnahme von Fehlinformationen auf individueller Ebene "erleichtern".

"Alternativ ist es möglich, dass der Zusammenhang zwischen Depressionen und Fehlinformationen durch eine Veränderung des Vertrauens vermittelt wird", sagte der Wissenschafter. Personen mit Depressionen könnten eine geringere Bereitschaft zeigen, Institutionen zu vertrauen, die versuchen, Fehlinformationen zu bekämpfen.  

"Wie erwartet fanden wir auch heraus, dass Personen, die Fehlinformationen über körperliche Gesundheit Glauben schenken, sich seltener impfen ließen oder bereit waren, sich impfen zu lassen, wenn der Impfstoff verfügbar war", so die ForscherInnen. "Personen, die bereits mit Depressionen belastet sind, haben also möglicherweise ein höheres Risiko für eine Corona-Infektion."

Setzt dir die Corona-Situation zu?

Wenn du mit akuten Problemen zu kämpfen hast, kannst du dich jederzeit an die Telefonseelsorge unter 142 wenden – rund um die Uhr erreichbar, kostenlos und anonym.

Die Psychiatrische Soforthilfe steht ebenfalls rund um die Uhr als Not- und Krisendienst unter der Rufnummer (01) 31330 zur Verfügung.

Auf der Website des Bundesverbands für Psychotherapie findet ihr noch mehr Notfallnummern für mehrere Bundesländer.

Wenn du eine Therapie in Anspruch nehmen willst:

Unkompliziert zur telefonischen Erstberatung: Außerdem gibt es eine psychotherapeutische Erstberatungs- und Info-Hotline. Sie ist ein kostenfreies, vertrauliches, professionelles und anonymes Angebot.

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