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Norwegen und Großbritannien: Kennzeichnungspflicht für retuschierte Fotos

Norwegen führt ein neues Werbegesetz ein, bei dem InfluencerInnen ihre retuschierten Bilder kennzeichnen müssen. 

"Wir wollen mehr Realität auf Social Media!" – Genau diesen Gedanken hatte wohl das norwegische Parlament, als es den Beschluss verabschiedete, dass bearbeitete Fotos auf Instagram & Co. von nun an gekennzeichnet werden müssen. Wie "Bild" berichtet, soll dies vor allem Kinder und Jugendliche vor unrealistischen Schönheitsidealen schützen. 

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Norwegen wehrt sich gegen Fake-Fotos

Die Welt der InfluencerInnen scheint verlockend, denn fast alle UserInnen wünschen sich das luxuriöse Leben und Aussehen der Social-Media-Stars. Volle Lippen, schöne Haare, der perfekte Körper und stets ein Lächeln im Gesicht – dass dies nicht immer der Realität entspricht, bemerken dabei leider nur die wenigsten UserInnen. Besonders Kinder und Jugendliche werden durch Social Media beeinflusst, bestimmte Erwartungen an ihr Aussehen zu erfüllen. 

Filter, Photoshop und vorteilhafte Posen schaffen Körper und perfekte Szenarien, die es im Real Life nicht gibt. Norwegen möchte sich nun gegen die Scheinwelt in den sozialen Medien wehren: Am 2. Juni wurde im Parlament ein neues Werbegesetz verabschiedet, das besagt, dass ab Sommer 2022 retuschierte Fotos gekennzeichnet werden müssen.

Dabei ist es egal, ob der Content von einer Agentur oder von InfluencerInnen gepostet wird. Von dem Gesetz sind vor allem Bilder betroffen, bei denen der Körper, die Haut oder die Größe des abgebildeten Models verändert wurde. Instagram- und Snapchat-Filter sind bei dem Gesetz ebenfalls inbegriffen.

Änderungen der Helligkeit oder der Schärfe des Bildes gelten als unproblematisch, solange das gezeigte Model selbst nicht retuschiert wird.

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Kinder und Jugendliche leiden unter "kroppspress"

Das Gesetz soll dabei helfen, dass Kinder und Jugendliche nicht mehr unter einer verzerrten Wahrnehmung des eigenen Körperbildes leiden. Im Norwegischen wird dies "kroppspress" – übersetzt "Körperdruck" – genannt. 

Die Umfrage "Prosjekt perfekt" der norwegischen Kinderschutzorganisation "Redd bamas ungdom" unter 2.000 Kindern und Jugendlichen zeigt, dass 43 Prozent sich unter Druck gesetzt fühlen, was ihr Aussehen betrifft. 

Familienminister Kjell Ingolf Ropstad betonte laut "Bild", dass man durch das Werbegesetz erreichen möchte, dass sich "Kinder und Jugendliche in Zukunft so akzeptieren, wie sie sind."

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Neues Logo für retuschierte Bilder 

Das norwegische Familienministerium will auch ein neues Logo entwickeln, das in Zukunft die bearbeiteten Fotos kennzeichnet. Wer seine Bilder bearbeitet und das Logo nicht verwendet, muss mit einem Bußgeld rechnen – die Strafe steigt, je öfter man das Gesetz bricht. Wie hoch diese Geldsumme sein soll, muss noch festgelegt werden.

Auch in Großbritannien soll Retusche künftig gekennzeichnet werden

Auch britischen InfluencerInnen und Unternehmen drohe laut Medienberichten bald die verpflichtende Kennzeichnung. Die britische Werbeaufsicht Advertising Standards Authority (ASA) geht gegen ungekennzeichnete Filter und Bildbearbeitung vor. Ob auf Social Media oder in der Werbung: Fake Fotos müssen als solche gekennzeichnet werden. Es dürfte beispielsweise bei Werbung für Seren und Cremes nicht der Eindruck erweckt werden, dass der Effekt, der mittels retuschierten Fotos propagiert wird, erreicht werden kann. Wird diese Regel nicht eingehalten, drohen Verwarnungen und das Offline-Nehmen der Werbungen.