Wird der Meta-Konzern endlich weibliche Nippel zeigen?

Unsplash Jan Kopriva

"Free The Nipple": Wird Instagram endlich weibliche Brüste zeigen?

Bereits vor zehn Jahren prangerten UserInnen an, dass die Richtlinie zur Abbildung weiblicher Brüste überarbeitet werden muss.

Weshalb ist es auf Instagram kein Problem, dass sich Männer entspannt oben ohne zeigen und oberkörperfreie Bilder von weiblich gelesenen Personen direkt gelöscht werden? Der Meta-Konzern, zu dem unter anderem Facebook, Instagram und auch Whatsapp gehören, erlaubt keine öffentliche Zurschaustellung von "weiblichen" Nippeln. Also Brustwarzen, die von mehr Fettgewebe umgeben sind, als die von männlich gelesenen Personen. Das gilt laut Zuckerberg außerdem für Trans- und nicht-binäre Menschen.

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Nippelzensur durch Meta?

Besagte Abbildungen werden durch künstliche Intelligenz, Filter, beziehungsweise das manuelle Melde-System der App gefunden und in Folge entfernt. Der Co-Gründer von Instagram Kevin Systrom Meta verteidigte laut "BBC" diese Policy in der Vergangenheit damit, die Plattform zu einem sicheren Ort für Jugendliche und Teens machen zu wollen. Es sollen keine erotischen oder gar pornografischen Inhalte zugelassen werden.

Dies hatte leider zur Folge, dass nur weibliche Nippel zensiert wurden. Es stellt sich also die Frage, weshalb nur die weibliche Brust von Meta als erogene Zone definiert wird und im Vergleich dazu nicht auch die männlichen Nippel. Wie "Meinmed" definiert, ist dies nämlich biologisch mit weiblichen Nippeln vergleichbar – auch männliche Brustwarzen sind ein Lustzentrum.

"Free The Nipple"-Movement

Bereits 2013 empörten sich laut "The Guardian" Berühmtheiten und Stars unter dem Hashtag "Free The Nipple", also zu deutsch: "Befreit den Nippel" darüber, dass Instagram weibliche Brustwarzen zensiert. Rihanna nahm dies sogar zum Anlass, der Plattform monatelang den Rücken zu kehren, als auch ihre künstlerischen Bilder verboten wurden.

Immer wieder wurde Druck auf die Meta-Gruppe ausgeübt, da die Richtlinien ausgrenzend und nicht mit menschenrechtlichen Standards vereinbar waren. Das Konglomerat blieb aber dabei und es verbreitete sich fast schon eine Art der Akzeptanz darüber, dass sich dies wohl nicht mehr ändern wird. Der Widerstand schien immer mehr abzuflachen.

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Als Antwort darauf, erfand die kanadische Künstlerin Micol Hebro laut "Süddeutsche Zeitung" eine grafische Bastelanleitung, wie man weibliche Nippel auf Fotos durch männliche tauscht. Die Nutzerin Aline Nilsson probierte dies in Folge aus und staunte nicht schlecht: Die von ihr geposteten Instagram-Fotos, auf denen ihre Brustwarzen von männlichen überlagert wurden, blieben online. Das gleiche Bild mit ihrer "echten" Brustwarze wurde zuvor mehrfach gelöscht. Kurzerhand riet sie anderen NutzerInnen dies selbst auszuprobieren – und oh Wunder, auch ihre Bilder blieben im Netz bestehen, wo die Originale schon längst gelöscht worden wären. 

Kritik an Meta durch das Oversight Board

Mitte Jänner 2023 publizierte das "Oversight Board"  eine Gruppe an ExpertInnen aus Medien, Wirtschaft, Forschung und Politik, die Meta in ihren Community-Richtlinien beraten eine Stellungnahme mit der Forderung, die "Gemeinschaftsstandard für Nacktheit und sexuelle Handlungen von Erwachsenen so zu ändern, dass er klaren Kriterien unterliegt, die internationale Menschenrechtsstandards respektieren."

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Anlass dieser Meldung war ein spezieller Fall, der in Folge das größere Problem beleuchtete: So wurden vom Oversight Board das erste Mal zwei Fälle gemeinsam betrachtet. Ein amerikanisches Paar, das sich als transgender und nichtbinär identifiziert, postete vom gleichen Instagram-Account zwei separate Inhalte, jeweils 2021 und 2022. In beiden Beiträgen handelte es sich um oberkörperfreie Darstellungen, wobei die Brustwarzen bedeckt waren. Es ging in den Posts darum, dass eine der Personen bald eine Brustreduktion durchführen lassen möchte und dafür Spenden sammelt.

Die automatisierten Systeme Instagrams schlugen an und in Folge wurden die Bilder entfernt. Erst nach Einspruch der Betroffenen wurden die fälschlich gelöschten Beiträge wiederhergestellt. Das Oversight Board stellte danach fest, dass diese unrechtmäßige Entfernung nicht im Einklang mit den Community-Richtlinien von Meta, beziehungsweise den Werten des Unternehmens und dessen menschenrechtlicher Verantwortung steht. Dies schloss in der Vergangenheit alle Abbildungen von "weiblichen" Brustwarzen mit ein, worauf das Board nun eine grundlegende Veränderung der Guidelines verlangt.

Menschenrechte verletzt durch Zensur?

Bisher hatte Meta alle Beiträge von weiblich-gelesenen Brustwarzen entfernt, mit der Ausnahme bestimmter Umstände, wie zum Beispiel beim Stillen oder bei geschlechtsangleichenden Operationen. Das Oversight Board fordert aber, dass Meta seine Richtlinien ändert, schließlich könnten diese Vorgaben rund um Nacktheit für Erwachsene "zu größeren Hindernissen für die Meinungsäußerung von Frauen, Trans- und nichtbinären Personen auf seinen Plattformen führen." Dies habe schwerwiegende Auswirkungen in Kontexten, in denen Frauen traditionell oberkörperfrei auftreten. Außerdem könnten Mitglieder von LGBTQI+ unverhältnismäßig stark betroffen sein. 

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Das Konglomerat hat nun nach Publikation dieser Aufforderung durch das Board 60 Tage lang Zeit eine öffentliche Stellungnahme abzugeben. Es bleibt abzuwarten, ob der Nippel auf Facebook und Instagram endlich enttabuisiert und in Folge auch "befreit" wird.