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Keine FreundInnen: Jeder fünfte Single-Mann fühlt sich einsam

Wie viele "enge FreundInnen" hast du? Nein, es geht dabei nicht um die grünen Friends auf Instagram.

Spätestens seit der Corona-Pandemie sollte im Mainstream angekommen sein, dass Einsamkeit und soziale Isolation ernstzunehmende Probleme sind. Oft passieren diese schleichend und werden kaum besprochen – vor allem, wenn es Männer betrifft! Zwischenmenschliche Beziehungen wie Freundschaften leider häufig darunter.

Aus eigener Erfahrung ist mir diese Entwicklung bekannt. Besonders Freunde, die nicht dem Typ eines "richtigen Mannes" entsprachen, schlitterten oft in die Kontaktlosigkeit ab. Das Patriarchat knechtet auch Männer, nämlich diese, die ihre Gefühle zulassen und nicht immer stark sind. Jedoch sollte man hierbei betonen, dass wahre Stärke nur an der Seite von Schwäche scheinen kann.

Laut alarmierenden Studienergebnissen sollten wir Einsamkeit bei Männern nicht unterschätzen – und vor allem vermehrt darüber sprechen. 

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  • Triggerwarnung: In diesem Beitrag geht es um Einsamkeit und Suizid.

Immer weniger enge Freundschaften unter Männern

Während 1990 jeder zweite Mann angab, mindestens sechs enge FreundInnen zu haben, kann das heute nur noch jeder vierte behaupten. Das geht aus einer Studie hervor, über die Vox berichtet hatte. Ebenfalls erschreckend: Einer von fünf Männern gibt an, keine engen Freundschaften zu haben.

Warum haben Männer tendenziell weniger FreundInnen?

Das gesellschaftliche Stigma des emotionalen und verletzlichen Mannes dürfte laut der Studie ein Grund für diese Entwicklungen sein. 48 Prozent der befragten Frauen gaben an, in der letzten Woche mit ihren FreundInnen über ihre Gefühle gesprochen zu haben. Bei Männern sind es gerade Mal 30 Prozent. Ähnliche Unterschiede zeichnen sich bei emotionaler Unterstützung ab. Hier geben nur 21 Prozent der Männer an, diese in der letzten Woche erhalten zu haben, während es bei Frauen 41 Prozent sind.

Wann hast du deinen FreundInnen das letzte Mal gesagt, dass du sie liebst? Meiner Meinung nach kann man das gar nicht oft genug sagen, jedoch sehen das nicht alle so. Nur ein Viertel der befragten Männer gibt an, dies in den letzten sieben Tagen getan zu haben. Mit 49 Prozent teilen fast doppelt so viele Frauen ihren FreundInnen ihre Liebe mit.

Männer sind anfälliger für Suizid

Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn Männer vereinsamen? Absolut nichts Gutes. Leider sind Männer statistisch gesehen vier Mal so anfällig für Suizid. Soziale Isolation ist laut einer amerikanischen Gesundheitsbehörde ein Risikofaktor für suizidale Gefühle.

Soziale Isolation erhöht der Studie nach auch das Risiko für soziale Inkompetenz. Männer die unter Erwartungen an "richtige Männer" leiden, werden sieben Mal häufiger gewalttätig. Psychologe Ronald F. Levant suggeriert, dass Männer ihre Gefühle oft nicht in Worte fassen können, was die Angst vor Intimität und Missverständnis weiter schürt.

Deswegen appelliere ich: Reden wir darüber! Der britische MMA-Kämpfer Paddy Pimblett widmete im Juli 2022 seinen Sieg im Ring einem Freund, der sich das Leben genommen hatte und sprach dabei ein paar wichtige Worte über geistige Gesundheit sowie das oben erwähnte Stigma.

Wer Selbstmordgedanken hat oder an Depressionen leidet, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits ein einzelnes Gespräch. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich rund um die Uhr kostenlos unter der Rufnummer 142 an die Telefonseelsorge wenden. Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt ÄrztInnen, Beratungsstellen oder Kliniken. www.suizid-praevention.gv.a