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Hört auf, im Lockdown so produktiv zu sein!

Hört auf, im Lockdown so produktiv zu sein, und nutzt die FOMO-freie Zeit für etwas Essenzielles: eine Pause.
Sabrina Kraussler

Der gefühlt 364. Lockdown hat begonnen und die meisten von euch fetten vielleicht schon die Bananenbrotform ein, borgen sich den elterlichen Kärcher für den Weihnachtsputz aus und erstellen Listen, was vor Weihnachten noch alles erledigt werden muss.

Die Zeit, in der wir weder zum Yoga-Kurs noch einen trinken gehen können, produktiv zu nutzen, ist zwar gut und schön, aber dabei vergessen wir etwas Essenzielles: Nämlich, uns endlich auch mal eine Pause zu gönnen. 

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Ein Plädoyer fürs Faulsein

Faulheit ist in unserer Gesellschaft leider noch immer etwas, das man sich selbst nicht gerne auf die Fahne schreibt. Das schlechte Gewissen plagt uns, während wir neben Serienschauen nicht einmal schaffen, uns selbst etwas zu kochen.

Dabei sind solche Pausen meiner Meinung nach wichtig. Aber bitte versteht das hier nicht falsch und plant penibel eure Erholungsphasen, um auch noch aus einer Pause eine gewisse Effizienz rauszuholen. Ich meine damit, dass ihr momentan nicht zu streng mit euch sein solltet, wenn ihr nicht mal den Pizzakarton vom vorigen Tag wegräumen konntet.

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Lockdown: "Endlich Zeit für..." 

Während wir nämlich unseren Kasten aussortieren und uns übers nächste Homeworkout den Kopf zerbrechen, vergessen wir, dass wir mit Corona-News regelrecht überschwemmt wurden.

Ob euch ein Lockdown psychisch zusetzt oder nicht: Im Unterbewusstsein tut sich meist viel mehr, als einem lieb ist. Das macht sich bei manchen bemerkbar, indem sie gerade intensiver träumen oder sogar vergesslicher sind.

Viele von uns haben momentan einfach zu wenig Kapazität, um auch noch privaten Stress zu ertragen. Lasst den Weihnachtsputz mal außen vor, die letzte Mail aus dem Homeoffice unversendet und gammelt einfach mal vor euch hin.

Die klinische Psychologin Dr. Tsabary Shefali sagte im Podcast von "Mind Body Green": "Die größte Hilfe in einer Krise ist Raum, um zur Ruhe zu kommen."

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Du starrst eine halbe Stunde auf die leere Wand? Gut so.

Es ist wirklich an der Zeit, mal wieder etwas mehr Egal-Attitüde an den Tag zu legen und mit sich selbst nicht zu streng zu sein. Viel zu oft höre ich von FreundInnen "Ich hab heut gar nix gemacht, nichts weiterbekommen, morgen dann". Dabei sollten alle dankbar sein, die es tatsächlich zustande bringen, auch mal runterzufahren, denn Faulsein – das schaffen nicht alle.

Denn da wäre noch ein wichtiger Faktor, der es vielen schwer macht, den Geschirrspüler unausgeräumt zu lassen und den Lockdownspaziergang abzusagen: Ruhelosigkeit.

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Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation

Für viele sind durchgetaktetes Leben und verplante Freizeit eine Methode, um sich besser zu fühlen. Manche Personen können nämlich gar nicht faulenzen. Bei manchen sind es vielleicht Einsamkeitsgefühle, die sie einholen, andere verlieren sich vielleicht zu sehr in Gedanken, wenn sie unbeschäftigt sind. Andere haben finanzielle Schwierigkeiten, bangen um ihren Job. Wem es in dieser Situation einfacher fällt, sich mit Staubsaugen abzulenken, sollte meiner Meinung nach lieber dabei bleiben.

Jedenfalls ist gezwungene Ruhe auch nicht wirklich Erholung. Aber falls ihr gestern den ganzen Tag im Bett verbracht habt und heute nach dem Homeoffice den ersten Gruppen-Call verpasst, macht euch bloß kein schlechtes Gewissen. Denn Faulsein ist gut. Faulsein ist wichtig. 

Hier ist übrigens eine Liste an Büchern, die ihr im Lockdown lesen könnt. 

Setzt dir die Corona-Situation zu?

Wenn du mit akuten Problemen zu kämpfen hast, kannst du dich jederzeit an die Telefonseelsorge unter 142 wenden – rund um die Uhr erreichbar, kostenlos und anonym.

Die Psychiatrische Soforthilfe steht ebenfalls rund um die Uhr als Not- und Krisendienst unter der Rufnummer (01) 31330 zur Verfügung.

Auf der Website des Bundesverbands für Psychotherapie findet ihr noch mehr Notfallnummern für mehrere Bundesländer.

Wenn du eine Therapie in Anspruch nehmen willst:

Unkompliziert zur telefonischen Erstberatung: Außerdem gibt es eine psychotherapeutische Erstberatungs- und Info-Hotline. Sie ist ein kostenfreies, vertrauliches, professionelles und anonymes Angebot.

Du suchst einen kassenfinanzierten Therapieplatz? Hier erklären wir, wie du am schnellsten zu einem Therapieplatz kommst.

Die ÖH hat eine Kampagne für mentale Gesundheit von Studierenden gestartet. Mehr zu #talkaboutit findet ihr hier.