APA - Austria Presse Agentur

Long-Covid-Erkrankung bekommt zu wenig Aufmerksamkeit

Zwei Reportagen zum Thema Corona hat der Moderator und Arzt Eckart von Hirschhausen bereits präsentiert, nun folgt eine dritte.

Diesmal geht es um ein Thema, das in der täglichen Diskussion um Fallzahlen und Impfraten oft vergessen wird: Long Covid, die Langzeitfolge einer Covid-19-Erkrankung. Einige Fragen zum Thema:

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Wir hören täglich von Fallzahlen, Inzidenzen, Trends. Sie widmen sich nun dem Thema Long Covid, warum?

Hirschhausen: Hinter jeder heiß diskutierten Welle gibt es eine stumme Welle, über die kaum gesprochen wird. Alle Menschen, die nach einer Infektion nicht richtig genesen, sondern krank und angeschlagen zurückbleiben. Während die Impfgegner von Langzeitschäden der Impfung schwadronieren, die aus dem Nichts auftauchen könnten - was faktisch nicht der Fall ist -, reden wir viel zu selten über die Menschen, deren Langzeitschäden ganz real sind: neurologische Ausfälle, Erschöpfungszustände, Atemnot und Herzprobleme.

Sie haben unter anderem in der Rehaklinik Heiligendamm und der Universitätskinderklinik in Jena gedreht. Was war Ihr Eindruck?

Hirschhausen: Mir war vor der Reportage nicht klar, wie viele Menschen mit Long Covid es gibt und wie viele davon aus den Gesundheitsberufen kommen. Mir ging es persönlich sehr nah, als ich in den Therapiegruppen lauter Pflegefachkräfte, Ärztinnen und Ärzte und Therapeuten getroffen habe. Sie haben sich oft in der ersten Welle bereits angesteckt und müssen Monate bis Jahre warten, dass ihnen überhaupt geholfen wird.

Sie haben sich angesteckt, während sie ihren Dienst am Menschen taten, und sie mit Leib und Seele das Gesundheitssystem aufrecht hielten: anfangs ohne Masken, ohne Schutzkleidung, ohne Impfung. Wir lassen sie jetzt das zweite Mal im Stich, wenn sie allein um ihre Anerkennung, Therapien und Rehabilitation kämpfen müssen. Das ist nicht nur unmenschlich, sondern auch dumm, denn diese Menschen fehlen heute schon im Gesundheitswesen und erst recht in Zukunft.

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Was ist Long Covid und was hilft dagegen?

Hirschhausen: Das Virus greift nicht nur die Lunge an, sondern sehr viele Organsysteme. Durch eine Entzündung und Gerinnungsstörung in den Blutgefäßen und einer fehlgeleiteten Antwort des Immunsystems können sehr vielfältige Symptome bleiben. Das reicht von Gedächtnisstörungen bis zu nicht enden wollendem Husten, Herzrasen und Muskelschwäche. Das häufigste Symptom ist die "Fatigue", eine chronische Erschöpfung, die es auch bei anderen Viruserkrankungen gibt. Da es keinen einfachen Bluttest oder Marker auf dem Röntgenbild gibt, fallen diese Patienten oft durch das Raster.

ZUR PERSON: Dr. Eckart von Hirschhausen (Jahrgang 1967) studierte Medizin und Wissenschaftsjournalismus. Seit mehr als 20 Jahren ist er als Kabarettist, Autor und TV-Moderator in den Medien und auf Bühnen in Deutschland unterwegs, um medizinisches Wissen auf humorvolle Art zu vermitteln.