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Deshalb solltest du vor Mitternacht schlafen gehen

Lest hier, welche Gefahren bestehen, wenn ihr um Mitternacht noch wach seid. So wirkt es sich auf eure Psyche aus.
Maike Karr Maike Karr

Triggerwarnung: In diesem Beitrag werden Themen wie Suizid, Drogenkonsum und Alkoholismus erwähnt.

Wie uns das Märchen rund um Cinderella bereits gelehrt hat, geschieht nichts Gutes, wenn man nach Mitternacht noch auf ist. Zwar verwandelt sich unsere Kutsche dann nicht in einen Kürbis, aber negative Auswirkungen könnte dies trotzdem haben – zumindest auf unsere Psyche.

Das wurde nun in einer Studie untersucht, die die These verfolgt, dass es tatsächlich negative Folgen auf die Psyche haben kann, wenn man noch nach Mitternacht wach bleibt. Die Untersuchung wurde von ProfessorInnen von verschiedenen Universitäten durchgeführt, darunter die Harvard Medical School. Die Untersuchungsergebnisse wurden in dem Wissenschaftsmagazin "Frontiers" veröffentlicht. 

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Nach Mitternacht: Risikofreudiger

Die Forschenden sagen, dass langes Aufbleiben nur zu impulsiverem Verhalten und risikoreichen Entscheidungen führt, wie zum Beispiel vermehrtes Trinken von alkoholischen Getränken, übermäßiges Essen, dem Hang zu Glücksspielen oder kriminelle Aktivitäten. 

Laut ihrer Hypothese könnte das lange Aufbleiben auch dazu führen, dass man ein erhöhtes Risiko für 

  • Selbstmord und Selbstverletzung, 
  • gewalttätiges Verhalten,

  • Alkohol und anderen Substanzgebrauch,

  • und eine negativere Weltsicht entwickelt. 

Warum ist der Mensch nachts eher bereit ein Risiko einzugehen? Die StudienautorInnen begründen das damit, dass der menschliche Körper nachts mehr Dopamin ausschüttet. Dieses Hormon ist für die Belohnung und Motivation im Gehirn aktiv und könnte so die Wahrscheinlichkeit für riskante Verhaltensweisen nachts erhöhen. 

Klerman sagt, sie habe erlebt, wie sie nachts risikofreudiger wurde, als sie während einer Reise nach Japan unter schwerem Jetlag litt. "Dann dachte ich: 'Was wäre, wenn ich drogenabhängig wäre? Ich würde jetzt draußen versuchen, Drogen zu bekommen.' Später wurde mir klar, dass dies auch relevant sein kann, wenn es sich um Suizidneigungen oder Drogenmissbrauch oder andere Impulsstörungen, Glücksspiel oder andere Suchtverhalten handelt.*

Nachts negativere Weltsicht 

Die Forschenden vermuten insbesonders, dass das Wachbleiben während der Nacht neurophysiologische Veränderungen im Gehirn verursacht, die dazu führen, dass die Menschen die Welt negativer sehen als tagsüber. Das wird damit begründet, dass der Mensch evolutionär gesehen darauf gepolt ist tagsüber zu funktionieren und nicht nachts. Das erläuterte die leitende Autorin Dr. Elizabeth Klerman, eine Forscherin in der Abteilung für Neurologie am Massachusetts General Hospital in dem Wissenschaftsmagazin des Mass General Research Institute, "Bench Press" erklärte. 

Die StudienautorInnen fügen hinzu, dass der positive Affekt – die Tendenz, die Dinge in einem positiven Licht zu sehen – in den Morgenstunden höher ist. Dies ist auch der Zeitpunkt, an dem die innere Uhr einer Person auf Wachheit eingestellt ist. Andererseits ist der positive Affekt während der Nacht am niedrigsten, wenn sich die innere Uhr auf den Schlaf vorbereitet. Gleichermaßen erreichen negative Affekte nachts ihren Höhepunkt. 

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Auswirkungen auf nachtaktive Berufsgruppen unerforscht

Dr. Klerman hofft, dass ihre Hypothese zu weiteren Studien darüber führen wird, wie das nächtliche Wachbleiben die Entscheidungsfindung und die Arbeitsleistung beeinflussen. Die Ergebnisse könnten wichtige Auswirkungen auf unzählige Menschen haben, die mitten in der Nacht wach bleiben müssen – darunter PolizistInnen, PilotInnen und Mitarbeitende des Gesundheitswesens. Die StudienautorInnen fügen hinzu, dass das Verständnis, wie sich das Gehirn nach Mitternacht verändert, sogar zu neuen Strategien zur Verbrechensbekämpfung, zur Eindämmung des Drogenmissbrauchs und zur Verhinderung von Selbstmorden führen könnte.

Wer Selbstmordgedanken hat oder an Depressionen leidet, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits ein einzelnes Gespräch. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich rund um die Uhr kostenlos unter der Rufnummer 142 an die Telefonseelsorge wenden. Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt ÄrztInnen, Beratungsstellen oder Kliniken. www.suizid-praevention.gv.at

Hier findest du Beratungsstellen bei Drogen- und Alkoholabhängigkeit.