Unsplash daniar ainun

Maladaptives Träumen: Kann Tagträumen süchtig machen?

Man lässt seinen Gedanken freien Lauf und befindet sich Minuten später noch immer in einer Traumwelt. Was einerseits sehr schön sein kann, birgt aber auch Gefahren.

Du liebst es, dir Szenarien auszumalen, bei denen du vielleicht deinen Schwarm beim Einkaufen triffst, oder deinem/deiner ChefIn mal so richtig deine Meinung geigst? Was durchaus entspannend und befreiend wirken kann, ist in der Realität aber vielleicht sogar schädlich für dich. Wer zu viel tagträumt, der verpasst nämlich das echte Leben.

Für dich ausgesucht

Was bedeutet maladaptives Tagräumen?

Exzessives Tagträumen hat auch einen Fachbegriff: Maladaptives Tagträumen. Laut "Schlaf.de" kann dies auch als Tagtraumstörung bezeichnet werden und ist der Zustand, bei dem Personen regelmäßig in intensive Traum-Szenarien abrutscht. Problematisch wird dies, wenn für die Person das Tagträumen zur Ablenkung wird und sie sich schlechter auf den Alltag oder das Umfeld konzentrieren kann.

Also das "echte" Leben in den Träumen stattfindet. Auslöser für diese Tagträume können Reize sein wie Gerüche, gelesene Inhalte, Musik oder Dinge, die einen an ein bestimmtes Thema erinnern. So findet eine Distanzierung zur Realität statt und ganze Situationen, Konversationen oder fantasievolle Geschichten können so vor dem inneren Auge passieren.

Wer eine lebendige Fantasie hat, der kann so seiner Langeweile oder tristem Alltag entfliehen und sich schöne Geschichten für sich selbst und andere ausdenken. Aber ist eine sprühende Kreativität der einzige Grund, weshalb es zu exzessiven Tagträumen kommt? Oder steckt noch mehr dahinter?

Für dich ausgesucht

Was löst eine Tagtraumstörung aus?

Wie "Focus" berichtet, wurde in einer Studie aus dem Jahr 2002 herausgefunden, dass vor allem Menschen, die ein Trauma in ihrer Kindheit erlitten haben, an einer maladaptiven Tagtraum-Störung leiden würden. Die Folge eines schlimmen Ereignisses auf ein Kind, wäre eine Art Fluchtverhalten aus der Realität. Ein Schutzmechanismus, in dem man sich in eine Art "sichere" Umgebung flüchtet, die der Tagträume, in denen man sich die Welt so machen kann, wie sie einem gefällt. Diese Bewältigungsstrategie für Trauma, ist jedoch bei weitem noch nicht genug erforscht.

Welche Symptome gehören zu exzessivem Tagträumen?

Wie "schlaf.de" erklärt, gibt es gewisse Symptome, die einem eine gute Übersicht geben, um zu erkennen, ob man vielleicht sogar selbst betroffen ist. Indikatoren für maladaptives Tagträumen sind folgende:

  • Tagträume, die durch sensorische Reize in der realen Welt ausgelöst werden
  • Lebhafte Szenarien, die sich wie eine gut ausgestaltete Geschichte darstellen, fast schon filmisch anmuten
  • Unbewusste Gesichtsausdrücke, Flüstern oder Murmeln, die der/die TagträumerIn an den Tag legt, wenn er/sie im Modus ist
  • Tagträume dauern Minuten bis Stunden an
  • Suchtpotenzial nach diesen Tagträumen
  • Schlafschwierigkeiten
  • Bewältigung des Alltags wird zum Problem. Zum Beispiel, regelmäßiges Übersehen der Station beim U-Bahn fahren...

Für dich ausgesucht

Wie kann ich maladaptives Tagträumen in den Griff bekommen?

Wenn du dich dabei ertappst hast, ständig in Tagträumen zu versinken, die deinen Alltag tatsächlich bereits einschränken, dann ergibt es Sinn, dich mit einer/m TherapeutIn über dieses Thema zu unterhalten. Eventuell gibt es Themen, die dich beschäftigen, die in einer Therapie gut bearbeitet werden können. Aber keine Angst, Tagträumen ist etwas ganz Natürliches und wird nur in den seltensten Fällen zum Problem. Kleine Kniffe, wie du dich selbst in die Realität zurückholen kannst, sind laut "WikiHow" zum Beispiel folgende Praktiken: 

  • Bestimme, ob du deine Tagträume im Griff hast: Wenn du regelmäßig Gefühle wie Scham oder Stress rund um dein Tagträumen verspürst, solltest du dir dies bewusst machen.
  • Beobachte, was diese Tagträume auslöst und versuche diese Trigger zu umgehen.
  • Schlafhygiene: Tatsächlich gut zu schlafen, könnte dich tagsüber davon abhalten abzudriften. Weniger Koffein und weniger aufwühlende Netflix-Shows vor dem Zubettgehen. 
  • Beschäftige dich: Gute Bücher oder spannende Inhalte, die dich davon abhalten, in deine Traumwelt abzudriften, könnten helfen. Mach deinen Alltag spannender als den Traum!
  • Tagebuch führen: Deine Gedanken aufzuschreiben, hilft bestimmt, einen klaren Kopf zu behalten. So werden dir deine Muster außerdem bewusster.

Wenn du mit akuten Problemen zu kämpfen hast, kannst du dich jederzeit an die Telefonseelsorge unter 142 wenden – rund um die Uhr erreichbar, kostenlos und anonym.

Die Psychiatrische Soforthilfe steht ebenfalls rund um die Uhr als Not- und Krisendienst unter der Rufnummer (01) 31330 zur Verfügung.

Auf der Website des Bundesverbands für Psychotherapie findet ihr noch mehr Notfallnummern für mehrere Bundesländer.

Wenn du eine Therapie in Anspruch nehmen willst:

Unkompliziert zur telefonischen Erstberatung: Außerdem gibt es eine psychotherapeutische Erstberatungs- und Info-Hotline. Sie ist ein kostenfreies, vertrauliches, professionelles und anonymes Angebot.

Du suchst einen kassenfinanzierten Therapieplatz? Hier erklären wir, wie du am schnellsten zu einem Therapieplatz kommst.

Die ÖH hat eine Kampagne für mentale Gesundheit von Studierenden gestartet. Mehr zu #talkaboutit findet ihr hier.