Wenig Bewusstsein für Lungenkrankheit COPD unter Jungen

COPD betrifft überwiegend Raucher
Die häufig als "Raucherhusten" bezeichnete, unheilbare Lungenerkrankung COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) ist die dritthäufigste Todesursache weltweit. Dennoch wissen 70 Prozent der Unter-30-Jährigen Österreicher nichts davon, obwohl eine frühe Diagnose viel Leid ersparen könnte. Das zeigt eine aktuelle Umfrage, die die Gesundheitsplattform Home Care Provider am Donnerstag in Wien anlässlich des bevorstehenden Welt-COPD-Tags (17. November) präsentierte.

Weltweit sterben jedes Jahr rund drei Millionen Menschen an COPD, davon 3.000 bis 3.500 in Österreich. Rauchen gilt als Hauptursache dieser Atemwegserkrankung, erklärte Gundula Koblmiller, Vorstandsmitglied der Österreichischen Lungenunion, die sich der Aufklärung und Selbsthilfe bei Lungenerkrankungen verschrieben hat. Bei einer von Spectra durchgeführten, repräsentativen Telefonumfrage unter 500 Österreichern im Oktober nannten jedoch nur 62 Prozent Rauchen als "wesentliche Ursache" für COPD.

"Täglich rauchen nach wie vor 20 Prozent der Österreicher, bei den 15- bis 24-Jährigen sind es sogar 32 Prozent - wir sind da im internationalen Spitzenfeld." Daher müsse man gerade bei den jungen Leuten verstärkt Aufklärung betreiben. "Die sind noch nicht krank, aber sie fangen zu rauchen an - und aufzuhören ist schwer", so Koblmiller weiter. "Rauchen kostet nicht nur Geld, es kostet vor allem Lebenszeit und Lebensqualität - das müssen die jungen Menschen kapieren."

Das einheitliche Krankheitsbild COPD gibt es erst seit rund 20 Jahren, erklärte Arschang Valipour, Lungenfacharzt an der Klinik Floridsdorf. Davor kursierten oft ungenaue Zuschreibungen wie "chronische Bronchitis" oder auch "Asthma". Auch der Begriff "Raucherhusten" sei irreführend, kritisierte Koblmiller: "Der Husten hört nicht auf, wenn man zu rauchen aufhört. COPD ist nicht heilbar." Bei früher Diagnose gebe es aber "viele gute, neue Medikamente", fügte Valipour an.

Die 400.000 Betroffenen in Österreich seien in der Öffentlichkeit kaum wahrnehmbar, sagte Koblmiller. Sie sind auf Sauerstoffgeräte angewiesen und ziehen sich tendenziell zurück, vereinsamen und werden depressiv - was sich durch Corona weiter verstärkt hat. "Wir müssen es schaffen, dass Rauchen mit COPD assoziiert wird und COPD hohe Einschränkungen im Lebensalltag mit sich bringt. Das müssen die jungen Leute realisieren, bevor es zu spät ist", so Koblmiller abschließend.

Durch Corona ebenso verschärft hat sich der Zugang zu Therapieplätzen in der Lungen-Rehabilitation. Valipour schätzte, dass aktuell nur noch ein Viertel der COPD-Patienten Zugang dazu hat. Er appellierte bei dieser Gelegenheit auch an Betroffene, sich "so rasch wie möglich den dritten Stich" zu holen. "Patienten mit COPD sind definitiv eine Hochrisikopopulation. Die wenigen Patienten, die noch nicht geimpft sind, sollten sich darüber im Klaren sein, dass eine Corona-Erkrankung einen schweren Krankheitsverlauf mit leider hoher Sterblichkeitsrate nach sich ziehen kann." Auch nahestehenden Angehörigen rate er daher, sich unbedingt impfen zu lassen.

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