Weniger Atemnot, mehr Fitness: Was Lungensport bewirken kann
Atmung an die Belastung anpassen
"Wichtig ist, sich zunächst von Profis individuell anleiten zu lassen", sagt der Lungenfacharzt Prof. Heinrich Worth. Ziel des speziellen Trainings ist es, die Koordination von Muskeln, Bändern und Gelenken zu verbessern. Dabei übt man unter anderem, die Atmung an die körperliche Belastung anzupassen. "Man lernt zum Beispiel, wie man beim Treppensteigen oder Tragen von Lasten atmen muss", sagt Worth. Zudem gehe es darum, Kraft und Beweglichkeit des Brustkorbs zu erhalten - so könne der Patient besser abhusten. "Die körperliche Ertüchtigung steht im Mittelpunkt", sagt Prof. Adrian Gillissen
Wie ein Lungensporttraining grob abläuft
Das Training in Lungensportgruppen, die es vielerorts gibt, ist angepasst an die jeweilige Schwere der Erkrankung der Teilnehmenden. Es dauert etwa 60 bis 90 Minuten.
Das Gruppentraining beginnt mit einer Aufwärmphase. Anschließend werden Kraft, Ausdauer und Koordination geübt. Manche Trainingsleiter bieten ergänzend Atem- und Entspannungstechniken an. Diese können und sollen die Übungen von Atmungstherapeuten und Krankengymnasten allerdings nicht vollständig ersetzen.
Es sind übrigens nicht nur COPD-Patienten, die vom Lungensport profitieren. Auch für Patienten mit Asthma bronchiale, Lungenfibrose, Mukoviszidose oder Lungenkrebs ist das Training von Vorteil.
Auch Training von daheim aus ist möglich
Lungensportgruppen treffen sich meist einmal pro Woche. "Patienten können auch daheim üben, wenn es ihr Gesundheitszustand erlaubt und sie Lust dazu haben", sagt Gillissen. Die AG Lungensport stellt online auch Übungsvideos bereit, die man sich jederzeit anschauen kann (lungensport.org/videos).
Wichtig ist die Kontinuität. "Es kommt nicht darauf an, immer neue Höchstleistungen zu erbringen, sondern sich regelmäßig körperlich zu betätigen", sagt Worth. Häufig ist das in einer Gruppe motivierender als alleine. Zudem hilft der Trainingsleiter, wenn plötzlich Probleme auftreten. Zu Hause ist das nicht möglich.
Für den Notfall gewappnet sein
"Schon relativ wenige körperliche Aktivitäten am Tag bewirken einen enormen gesundheitlichen Zugewinn für Lungenpatienten - wenn sie denn regelmäßig erfolgen", so Gillissen. Wer zu Hause oder draußen im Park oder sonst wo im Freien alleine lungensportmäßig aktiv ist, sollte seine Grenzen kennen und sie nicht überschreiten.
Zu Hause oder draußen im Park kann es unter Umständen schwierig sein, im Notfall Hilfe zu holen oder überhaupt einen nahenden Notfall zu erkennen, gibt Gillissen zu bedenken.
Asthma- oder COPD-Patienten, die alleine trainieren, sollten immer ein Bedarfsspray griffbereit haben. Hilfreich ist außerdem, wenn sie einen aktuellen Arztbrief oder zumindest eine Medikamentenliste mit sich führen, damit sich im Ernstfall ein Notarzt schnell einen Überblick über die Krankheitsvorgeschichte machen kann.
Gillissen rät Patienten, die weniger als 50 Prozent ihrer allgemeinen Sollleistung - dieser Wert wird ärztlich ermittelt - erreichen, davon ab, alleine zu trainieren. Sie seien in ambulanten Rehasportgruppen mit speziell ausgebildeten Übungsleitern besser aufgehoben.
Ärztlicher Check-up unverzichtbar
Vor einer Teilnahme am Lungensport muss ein Arzt oder eine Ärztin attestieren, dass der Patient oder die Patientin dafür fit genug ist. Dabei sind auch Begleiterkrankungen zu beachten. COPD-Patienten haben zum Beispiel durch jahrzehntelanges Zigarettenrauchen oft auch eine koronare Herzkrankheit.
"Ischämiezeichen im EKG, also Anzeichen für eine gestörte Durchblutung des Herzen, oder bedrohliche Rhythmusstörungen während der Belastung sind natürlich Ausschlusskriterien", sagt Gillissen.
Aber wenn es von ärztlicher Seite grünes Licht für die Teilnahme am Lungensport gibt, gilt laut Worth: "Das Training führt in jedem Fall zu einem Plus an Lebensqualität für die Patienten."
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