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Wie sich Anzüge fürs Büro verändern

Wie war das für Sie, früher, vor der Pandemie: Haben Sie im Büro einen Anzug getragen? Diese Mode verändert sich. Zumindest wenn es nach den Designern geht, trägt man künftig Jogginghose zum Sakko.

Der Anzug ist der große modische Verlierer der Coronakrise - "und wird sich auch nie wieder davon erholen", sagt der Modeexperte und Trandanalyst Carl Tillessen, Eine gewagte These - aber eine nachvollziehbare nach all den Monaten, in denen Bürojobs mehrheitlich im Homeoffice erledigt wurden. Daheim am Küchentisch sitzend, wo Kunden und Arbeitskollegen einen nur vom Oberkörper abwärts in Video-Calls sahen. Wenn überhaupt.

Die ersten Auswirkungen dieser neuen Arbeitssituation sind nun im Handel zu sehen: Designer und Modelabels lassen Jogginghose oder Kapuzenpulli zum Blazer oder Sakkotragen. "Der Trend geht ganz klar ins Legere", sagt die Stilberaterin Lisa Zimmermann.

Zwischen entspannt und sportiv

Was heißt das konkret? Bei der Frauenmode gibt es bei den Blazerkombinationen eine Entwicklung hin zu den eh schon angesagten weiten Schnitten und zu einer Ergänzung um sportliche Elemente. Etwa um die Jogginghosen. Aber man darf hier nicht die Schlabberhosen von der Couch oder die auch nicht immer stilvollen Modelle zum Joggen über Felder erwarten.

Es gibt seit Längerem schon sehr schicke Exemplare für den Alltag. Sogar in den klassischen Schnitten einer Anzughose, zum Beispiel mit Bundfalten. "Wenn sie mit schönen Stoffen von Blazern kombiniert werden, können Jogginghosen sogar edel aussehen", sagt Zimmermann daher. Unter dem Blazer rät die Stilberaterin Frauen dann zum T-Shirt oder einem Seidentop.

Die früher üblichen Kombinationen kommen für sie schon gar nicht infrage, denn Zimmermann sagt: "Ich würde darunter niemals ein klassisches Hemd oder eine Bluse tragen."

Gemütliche Stoffe

Einhergehend mit der Kombination mit den bequemen Jogginghosen nutzen die Designer verstärkt auch gemütliche Stoffe für Anzug- und Blazerkombinationen. Das ist zwar nicht neu, denn gerade hochwertige Anzüge sind längst bequemer als so manche Jeans. Nun aber gibt es auch viele Modelle aus Jersey- und Strickstoffen.

Aber dann gibt es doch noch etwas, wozu Zimmermann rät, obwohl es ungemütlich über einen langen Arbeitstag werden kann: High Heels an den Füßen. Das gebe der Kombination "einen femininen Kick", findet die Modeexpertin.

Übrigens, die neue weite Oversized-Silhouette, ob bei Blazer oder anderer Alltagsmode, lebt von Kontrasten. Man trägt Weites oft zu engen Teilen, etwa das Top oder Shirt. Die Alternative ist eine weite Blazerkombination mit einem Gürtel an der Taille zusammenzubinden. "Damit das Ganze dann doch ein bisschen figurbetonter ist", so Zimmermann.

Der (Krawatten-)Knoten platzt

Aber auch die Männeranzüge verändern sich. "Der Knoten ist geplatzt", kommentiert Modeanalyst Tillessen diese Entwicklung. Und das kann man wörtlich nehmen: "Die Krawatte ist total out", sagt Stilberaterin Zimmermann. Dafür aber werde gerne noch zum Einstecktuch gegriffen, auch wenn Zimmermann betont, dass die klassische Anzug-Accessoires eigentlich nur noch zu formalen Anlässen angezogen werden.

Carl Tillessen sieht das ähnlich. Seine "elegante Alternative zu Hemd und Krawatte": Ein wertiges Strickpolohemd unter dem Anzug, dazu schlichte Sneaker. Oder man trägt nur noch das Hemd zur Anzughose, ohne Sakko.

Wie die Frauenmodelle sind die Männeranzüge aktuell weiter geschnitten als noch vor einigen Jahren. Dadurch könnten Männer überhaupt erst problemlos den neuen Kombinationsliebling Kapuzenpullover unter ihren Sakkos tragen. "Das wäre früher technisch gar nicht möglich gewesen, weil die Anzüge so eng geschnitten waren, dass ein Pullover gar nicht drunter gepasst hätte", sagt Tillessen.

Baggypants zum Sakko

Und das ist nicht mal eine auffällige Kombination. Diese Rolle nehmen stattdessen Schlaghosen oder Baggypants zum Sakko ein - also selbst die tief sitzenden, weiten Hosen im Skaterlook sind dazu angesagt. Bei den Männern sind außerdem gemusterte Varianten besonders stark im Kommen, berichtet Zimmermann. Neben den üblichen Farbgebungen der Anzüge in Schwarz, Dunkelblau und Anthrazit empfiehlt Carl Tillessen aktuell ein Dunkelgrün.

All diese Entwicklungen aber sind erst mal Sache der Mode - und jener Arbeitnehmer und Freischaffenden, die sie auch wirklich tragen können. Es gibt nach wie vor Unternehmen, in denen es eine Pflicht zur klassischen Anzugkombination gibt - auch wenn diese bereits in den vergangenen Jahren häufig etwas gelockert wurden. Doch inwieweit Jogginghosen und Kapuzenpulli sich unterm Blazer oder Sakko in Banken und Versicherungen durchsetzen lassen, wird sich erst noch zeigen.

Die Anzugmode bleibt, aber sie verändert sich. Hier ein Beispiel von Ivy & Oak
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Blazerkombinationen mit T-Shirt drunter, sind jetzt stark angesagt
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Lässiger wirkt die neue Anzugmode nach eineinhalb Jahren Pandemie
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