APA - Austria Presse Agentur

Wie wirkt sich Corona in der Schwangerschaft auf das Baby aus?

US-ForscherInnen haben herausgefunden, dass eine Corona-Infektion bei Schwangeren das Immunsystem von Babys beeinflussen kann.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

Eine neue US-Studie des National Institute of Health zeigt, dass eine Corona-Infektion in der Schwangerschaft das Immunsystem des Neugeborenen beeinflussen kann. Laut den WissenschaftlerInnen kann bereits ein leichter Krankheitsverlauf bei der Mutter dazu führen, dass das Kind in Zukunft anfälliger auf Krankheiten reagiert. 

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Corona beeinflusst Immunsystem der Neugeborenen

Laut den Studienergebnissen kann durch die Corona-Infektion der schwangeren Mutter eine Reihe von chronischen Erkrankungen ausgelöst werden. Diese können von Asthma über Ekzeme bis hin zu Darmerkrankungen reichen.

In Experimenten mit Mäusen stellten die ExpertInnen fest, dass krankheitsverursachende Bakterien die Immunität des Fötus gegen Darminfektionen stärken. Gleichzeitig passiert dies jedoch zum Preis der Fähigkeit, sich gegen entzündliche Erkrankungen zu wehren. Die Studienergebnisse zeigen, dass sich das Immunsystem bereits im Mutterleib entwickelt und stark von der Gesundheit der Schwangeren beeinflusst wird.

"Das Immunsystem hat sich angesichts der mikrobiellen Belastung entwickelt", erklärte der Studienautor Dr. Ai Ing Lim in der Zeitschrift "Science". "Wie die mütterliche Infektion in verschiedenen Entwicklungsstadien das Immunsystem der Nachkommen prägt, ist noch wenig bekannt. Die Studie zeigt, dass eine Infektion während der Schwangerschaft dauerhafte Auswirkungen auf die Immunität der Nachkommen haben kann."

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Verschlechterte Darmgesundheit durch kranke Mutter?

Bis dato ist auch noch nicht bekannt, wie nicht "alltägliche" Infektionen die Immunität des Kindes beeinflussen. Dazu gehören leichte Harnwegs-, Atemwegs- oder Lebensmittelinfektionen, die oft ohne Behandlung von selbst abklingen.

In der Studie infizierten die ForscherInnen schwangere Mäuse mit dem Erreger für Lebensmittelvergiftungen namens Yersinia pseudotuberculosis. Die Infektion war von kurzer Dauer und auf das Muttertier beschränkt. Dennoch waren die T-Helfer-Zellen des Immunsystems im Darm der Nachkommen bis ins Erwachsenenalter erhöht.

Weitere Analysen ergaben, dass der Erreger in den Müttern einen chemischen Stoff namens IL-6 (Interleukin-6) auslöste, der als Reaktion auf eine Infektion eine Entzündung im Darm verursacht. Er veränderte die Darmstammzellen der ungeborenen Tiere.

Dr. Lim erklärte, dass diese Nachkommen zwar eine verstärkte schützende Immunität gegen Darminfektionen aufwiesen, aber auch eine höhere Anfälligkeit für entzündliche Darmerkrankungen wie Kolitis zeigten.

Zwar kann die Infektion genutzt werden, um das Immunsystem zu stärken, doch gleichzeitig passiert dies auf Kosten einer Prädisposition (Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten) für entzündliche Erkrankungen.

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Die Ergebnisse könnten Aufschluss über die zunehmenden Fälle von Allergien und Verhaltensstörungen wie ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) und Autismus geben.

"In den letzten Jahrzehnten hat die Häufigkeit entzündlicher Erkrankungen bei Kindern deutlich zugenommen, darunter Asthma, Allergien und Verhaltensstörungen, die zum Teil auf Entzündungen des Nervengewebes zurückzuführen sind", schrieben die ForscherInnen in einer Pressemitteilung.

Weitere Untersuchungen sollen sich mit der Frage befassen, ob und wie die Prägung in der Gebärmutter die Prädisposition für entzündliche Erkrankungen beeinflussen kann.