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Wie Doomscrolling unser Sexleben beeinflusst

Eine britische Expertin verrät, inwiefern Doomscrolling unsere psychische Gesundheit und unser Sexleben beeinflussen kann.

In Zeiten von Corona häufen sich in unseren Social-Media-Feeds die schlechten Nachrichten: Berichte über steigende Infektionszahlen, Todesopfer und neue Corona-Mutationen, gemischt mit Verbrechen auf aller Welt lassen uns häufig verzweifeln. 

Hast du dich schon einmal dabei erwischt, wie du durch unzählige schlechte Nachrichten scrollst? Dann bist du mit dem Phänomen "Doomscrolling" vertraut. Das Wort setzt sich aus den zwei Begriffen Doom (auf Deutsch: Verderben) und Scrolling zusammen.

Was ist Doomscrolling?

Doomscrolling bezeichnet einen Vorgang, bei dem viele negative Nachrichten im Internet oder auf Social Media gleichzeitig konsumiert werden. Sich ständig schlechte Nachrichten durchzulesen, beeinflusst unsere mentale Gesundheit – und auch unser Sexleben. 

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So beeinflusst uns Doomscrolling

Dr. Katherine Hertlein, die als leitende Therapeutin bei der Sexualtherapie-App Bluehart tätig ist, erklärt gegenüber "Metro", inwiefern Doomscrolling unsere Lust auf Sex beeinflussen kann. Laut Hertlein ist vor allem Stress ein Faktor: "Wie viele negative Angewohnheiten beinhaltet Doomscrolling oft, dass wir einem Impuls nachgeben, der uns danach schuldig oder unglücklich fühlen lässt. Es ist Zeitverschwendung und trägt nicht zu unserem Wohlbefinden bei. Stundenlanges Scrollen durch schlechte Nachrichten kann dazu führen, dass man sich niedergeschlagen, unglücklich und besorgt fühlt."

Eine Studie aus dem Jahr 2014, die das Konsumverhalten im Internet von über 4600 US-AmerikanerInnen beobachtete, zeigt, dass ProbandInnen, die regelmäßig Berichte rund um traumatische Ereignisse konsumierten, vermehrt an akutem Stress litten als TeilnehmerInnen, die dies nicht taten.  

Die negativen Denkweisen, die Doomscrolling hervorrufen kann, beeinflussen unsere Libido. Viele Menschen sind laut der Expertin der Meinung, dass sexuelle Lust rein körperlich ist, doch in Wahrheit beginnt sie im Kopf. 

Guter Sex erfordert, dass wir uns gut, zufrieden und entspannt fühlen – Doomscrolling bewirkt jedoch das Gegenteil. Hertlein betont, dass das Phänomen kostbare Lebenszeit in Anspruch nimmt: "Das ist Zeit, die du sonst mit deinem/r PartnerIn verbringen könntest. Ein Mangel an Zweisamkeit kann dazu führen, dass man sich distanziert fühlt." Um mehr Qualitätszeit mit seinem/r Liebsten zu verbringen, sei es wichtig, dass wir Doomscrolling aufgeben und uns mehr auf unsere/n PartnerIn konzentrieren, anstatt auf unser Smartphone. Wenn uns also Doomscrolling so unglücklich macht, warum tun wir es dann?

Mehr Kontrolle über unser Leben 

Laut Hertlein soll uns Doomscrolling besonders während der Pandemie ein Gefühl der Kontrolle über unser Leben vermitteln. Wenn man durch die Nachrichten scrollt, dann sei dies eine Art, Informationen zu sammeln, um sich auf die gefährliche Situation vorzubereiten, in der man sich befindet – auch wenn uns diese Informationen unglücklich machen. "Letztlich geht es bei dieser Angewohnheit weniger darum, süchtig nach schlechten Nachrichten zu werden, sondern eher um den Versuch, die Kontrolle über eine unvorhersehbare Situation zu übernehmen", erklärt die Therapeutin.  

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Das kannst du gegen Doomscrolling tun 

Finde heraus, was dein Doomscrolling triggert: Fühlst du dich schlecht, wenn du die Nachrichten checkst oder bist du nach dem Konsum von Medien bedrückt? Wenn du den Ausgangspunkt deines Doomscrollings identifizierst, kannst du auch besser kontrollieren, wann du dein Handy weglegen solltest, um dich besser zu fühlen. 

Anstatt in dein Smartphone zu starren und schlechte Nachrichten zu lesen, wende dich lieber deinem/r PartnerIn zu – so arbeitest du auch an deinem Sexleben, indem du dir bewusst Zeit für mehr Zweisamkeit nimmst.

Lege dir bestimmte Handyzeiten oder einen App-Timer fest. Erlaube dir, beispielsweise nur ein- bis zweimal am Nachmittag oder am Abend auf dein Smartphone zu sehen oder beschränke die Zeit, die du auf Instagram, Twitter & Co verbringst – das kannst du meist in deinen Telefoneinstellungen oder direkt in der App festlegen.

Laut Herlein hilft es auch, wenn du dein Handy in ein anderes Zimmer legst, um dich besser zu distanzieren. Die Expertin betont, dass eine verringerte Bildschirmzeit auch mit einer erhöhten sexuellen Zufriedenheit zwischen Paaren in Verbindung gebracht wird.

Ganz wichtig: Verbanne dein Handy aus dem Schlafzimmer! So kannst du Doomscrolling am Morgen vermeiden und nutzt die Zeit viel produktiver, indem du mit deinem Schatz kuschelst. 

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Vermeide den Always-on-Modus

Unser Telefon ermutigt uns dazu, in einem Always-on-Modus und immer erreichbar zu sein. Sobald wir eine Benachrichtigung sehen, haben wir das Gefühl, dass wir sie sofort beantworten müssen. Wenn du dich von deinem Telefon distanzierst, kannst du auch besser den Impuls steuern, nicht andauernd online zu sein und hauptsächlich schlechte Nachrichten zu konsumieren – das trägt auch dazu bei, potenzielle Ängste zu verringern sowie deine Stimmung zu verbessern.