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Hört auf, Paare zu fragen, wann sie endlich Kinder bekommen!

Paare zu fragen, wann sie "endlich" ihr erstes Kind bekommen, ist eine äußerst heikle Sache. Warum man diese Frage nicht stellen sollte.
Sabrina Kraussler

"Und? Wann ist es bei euch soweit?" – Eine Frage, bei der Paare oft nicht wissen, um was es eigentlich geht. Die Hochzeit? Ein erstes Kind? Schließlich scheint die ganze Welt gefühlt nur auf den nächsten Schritt zweier Menschen zu warten, die in Wirklichkeit oft ganz woanders stehen, als es das Umfeld vermuten würde.

Vor allem von Personen, die man gar nicht so oft sieht, werden diese intimen Fragen gestellt (klassische Szenario: Familienfeier). Infos, die man noch nicht einmal der besten Freundin erzählt oder mit dem Lieblingskollegen besprochen hat, werden plötzlich von Tante Mitzi herausgekitzelt, die man nur einmal im Jahr sieht und zu der man so überhaupt gar keinen Bezug hat. 

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Warum die Frage nach Kindern besonders heikel ist

Zuallererst haben Außenstehende natürlich keinen Anspruch darauf, diese Info zu bekommen. Warum die Frage nach der Familienplanung aber besonders kritisch zu betrachten ist, hat noch einen ganz anderen Grund: Man nehme an, das Paar versucht schon seit längerem ein Kind zu bekommen und es funktioniert einfach nicht. Ein unerfüllter Kinderwunsch kann großen, psychischen Stress auslösen. Hier noch einmal nachzuhaken ist nicht nur unpassend, sondern kann für Betroffene extrem triggernd sein. 

Dem Umfeld auch noch eine witzige Erklärung abgeben zu müssen à la "Mal schauen, wir wissen noch nicht so recht" und darauffolgend mit noch mehr Fragen durchbohrt zu werden, ist für Betroffene so mühsam wie verletzend zugleich.

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Häufig wird einem dann sogar Egoismus unterstellt oder der Vorwurf gemacht, sich "nur" auf seine Karriere konzentrieren zu wollen, was nebenbei bemerkt völlig legitim ist. Nicht für alle Menschen im gebärfähigem Alter (und in deren PartnerInnenschaft) steht das Gründen einer Familie an erster Stelle. Gesellschaftlich gesehen scheint das aber noch immer ein Tabu zu sein. 

Viele Paare, die keine Kinder möchten, sehen sich außerdem häufig dazu gezwungen, sich zu rechtfertigen. Dabei sind kinderlose Paare laut Studie mindestens genauso glücklich wie Menschen, die mit Kindern leben – aber das nur so nebenbei. 

Besteht kein Kinderwunsch, nervt es eben ziemlich, das Gefühl zu bekommen, sich ständig mit einem Thema auseinandergesetzt zu sehen, das man eigentlich abgehakt hat oder eben noch nicht in seinem Leben sieht.

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Warum setzt man Menschen um die 30 so unter Druck?

Egal, welchen Beziehungsstatus man gerade hat, von außen betrachtet ist es irgendwie "nie genug".

Wie es aussieht, sind viele Menschen (vor allem um die 30) ständig damit konfrontiert, den nächsten Schritt erklären zu müssen. Ist man Single, wird man nach dem Liebesleben gefragt. Personen in Beziehungen werden häufig geheime Hochzeitspläne unterstellt. Bei verheirateten Paaren wird dann quasi der darauffolgende Babybauch erwartet. Fragen, die einem suggerieren, dass man irgendwie immer ein bisschen hinterherhinkt. 

Ein ziemlich unangenehmes Szenario, wenn es in der Beziehung gerade kriselt oder wenn sich Singles gerade extrem einsam fühlen. Und nur so am Rande: Auch, wenn Paare schon ein Kind haben, sollte man mit der Frage nach dem zweiten Kind mindestens genauso sensibel umgehen. 

Können wir uns irgendwann bitte von all dem lösen und auf Infos warten, anstatt sie ständig zu erfragen? Lassen wir doch jeden und jede selbst entscheiden, wann und in welchem Rahmen sie uns mitteilen, was in ihrem Leben gerade so passiert. Denn auch, wenn diese Fragen "eh nicht böse gemeint" sind, beim Gegenüber lösen sie vielleicht mehr aus, als man vermuten würde. 

Also, fühlt euch nicht auf den Schlips getreten, aber bevor ihr das nächste Mal Paare nach ihrer Familien- oder Hochzeitsplanung oder gar Singles nach ihrem Liebesleben fragt, haltet kurz inne und denkt daran, dass euch diese intimen Details überhaupt nichts angehen.