APA - Austria Presse Agentur

Fremdenführer im Zwangsurlaub

Sie zeigen ausländischen Gästen die Highlights und heimischem Publikum die unbekannten Seiten der Bundeshauptstadt - wäre nicht Corona.

"Derzeit dürfen wir gar nichts", bedauert Christa Bauer, Präsidentin des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer. Dabei könnte man Stadtrundgänge problemlos unter allen gebotenen Vorsichtsmaßnahmen durchführen, betont sie im APA-Gespräch. Deshalb hofft sie, dass ihre Berufsgruppe ab 8. Februar wieder arbeiten darf. Waren Führungen vor Weihnachten noch in eingeschränkter Form - etwa mit einer beschränkten Teilnehmerzahl - erlaubt, sei seit dem 26. Dezember "alles vorbei". "Ich dürfte nicht einmal mit einem Ehepaar gehen, obwohl wir dann nur zwei Haushalte wären", illustriert die Vereinschefin die aktuelle Lage. Das Arbeitsverbot stoße in der Kollegenschaft auf immer weniger Verständnis - zumal Führungen ja im Freien stattfänden. "Da wundert man sich schon, dass Eislaufen und Skifahren gestattet sind, aber kulturelle Aktivitäten an der frischen Luft untersagt."

Dabei wies Bauer in einem kürzlich veröffentlichten Appell an die Politik darauf hin, dass man diverse Pandemie-Vorgaben einhalten könne - etwa durch eine Führungsteilnahme nur nach vorheriger Anmeldung, Gruppengrößen von maximal 15 Personen oder das Tragen von FFP2-Masken.

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Die Branchenvertreterin fordert, dass - sollten die Museen am 8. Februar wie derzeit geplant wieder öffnen dürfen - auch die Stadttouren wieder ermöglicht werden. Darf man angesichts des brachliegenden City-Tourismus aber überhaupt auf Kundschaft hoffen? "Viele Kolleginnen und Kollegen sind stark auf Einheimische spezialisiert", versichert Bauer. Immer wieder gebe es Anfragen von Stammgästen, "weil die Leute Lockdown-müde sind".

In Wien würden 300 bis 400 verschiedene Themenführungen angeboten. "Eine Kollegin macht zum Beispiel Rodaun, ein anderer Simmering. Da geht ein Gast aus Frankreich nicht hin. Ich selbst habe unlängst von einer Teilnehmerin gehört: 'Ich lebe seit 60 Jahren in Wien, aber was Sie mir heute erzählt haben, habe ich nicht gewusst.'"

Trotzdem wisse sie von Kolleginnen und Kollegen, die sich bereits nach anderen Jobs umsähen: "Eine macht inzwischen die Ausbildung zur Pflegeassistenz, eine arbeitet vorübergehend in einem Blumengeschäft." Besonders schwer hätten es jene Guides, die ausschließlich internationale Gruppen die Wiener Sehenswürdigkeiten zeigen. Denn bis der Tourismus wieder voll anlaufen werde, dauere es wohl noch länger. "Wie die die heurige Saison, überleben werden, weiß ich nicht", zeichnet Bauer einen alles andere als rosigen Ausblick in die Zukunft.