APA - Austria Presse Agentur

Initiative "Zucker raus" gegen schlechte Kinderernährung

Jedes vierte Kind in Österreich hat Übergewicht - Tendenz steigend. Laut einer Studie, die der Handelskonzern Spar bei Marketagent in Auftrag gegeben hat, konsumiert nur jedes zweite Kind im Alter von drei und zehn Jahren täglich Obst. Im Durchschnitt ist der Zuckerkonsum von klein auf viel zu hoch. Eine von der Ärztekammer unterstützte Initiative möchte dies mit konkreten Angeboten ändern, hieß es bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien.

Mehr als 80 Prozent der Österreicher nehmen ein Übermaß an Zucker zu sich. Zum dritten Mal wurde zum "Zuckergipfel" geladen: Die "zucker-raus-initiative" stellt gesunde und schmackhafte Kinderernährung in den Fokus. Spar bietet, eigenen Angaben zufolge, Österreichs größtes Bio-Lebensmittelsortiment ohne Zuckerzusatz für Kinder. Die rund 200 Produkte wären "ernährungswissenschaftlich geprüft". Ein neues Logo soll eine Hilfestellung für Eltern und ihren Nachwuchs bieten: "SIPCAN" auf Eigenmarkenprodukten etwa erleichtere die Orientierung. Auch finde sich der Vermerk "ohne Zuckerzusatz" auf vielen Waren.

Laut Befragung von mehr als 1.000 Personen zum Ernährungsverhalten in Österreich ist der Großteil zwar durchaus interessiert an der Thematik, in der Praxis werden aber die Weichen oft schon sehr früh falsch gestellt: Nur jeder zweite Befragte gab an, dass ihre drei- bis und zehnjährigen Kinder täglich Obst konsumieren. Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres sprach sich für eine Gesundheitserziehung von klein auf an aus. "Die Weichen Richtung gesundes Leben werden im Kindesalter gestellt". Es brauche ein gutes und leistbares Angebot an Lebensmitteln, eben auch ohne zugesetzten Zucker.

Experte Karl Zwiauer verwies darauf, dass schon vor der Geburt die Weichen gestellt werden: "Die ersten 1.000 Tage im Leben des Menschen sind für die Geschmacksentwicklung und die Ernährung von besonderer Bedeutung", so das Mitglied der Ernährungskommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde. Studien hätten gezeigt, dass eine ausgewogene Ernährung in den ersten drei Lebensjahren mitentscheidend für eine gesunde Zukunft der Kinder sein kann. Dazu zähle auch die Schwangerschaft, so der Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde des Universitätsklinikums St. Pölten.

27 Prozent der Sieben- bis Zwölfjährigen gelten als übergewichtig oder adipös; 50,8 Prozent ab 15. Die Coronakrise hat die Lage verschärft. Die "zucker-raus initiative" habe seit der Gründung 2017 bereits über 12.700 Tonnen Zucker eingespart und mittlerweile 47 Partner, erklärtet Spar-Vorstand Markus Kaser. Aktuellen stünden 200 Bio-Artikel ohne Zuckerzusatz zur Verfügung. Dabei werde der "eingesparten Zucker" nie durch künstliche Süßstoffe ersetzt, trotzdem aber "natürlicher, voller Geschmack" geboten. "Die Österreicher nehmen weiterhin mit 33,1 Kilogramm pro Jahr oder rund 91 Gramm pro Tag zu viel Zucker zu sich.

Die WHO empfiehlt eine Tagesdosis von 25 Gramm bzw. maximal 50. In vielen Lebensmitteln für Kinder oder Säuglinge Zucker oder eine andere süßende Zutat wie Fruchtsaftkonzentrat zugesetzt, kritisiert die Organisation. Bewusste Ernährung von Kindheit an senke auch das Risiko für spätere Erkrankungen wie Übergewicht.

Laut Angelika Berger, Leiterin der Abteilung für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkundeergänzte, müsse eine optimale Ernährung für Säuglinge, Kinder und Jugendliche "altersgerecht, ausgewogen und gesundheitsförderlich" sein. Sie bekräftigte, die ersten Lebensjahre wären entscheidend und prägend.

Obwohl zwei Drittel der befragten Eltern angaben, dass ihre Kinder "fast alles" essen würden, sagte nur die Hälfte, ihre Sprösslinge zwischen drei und zehn würden täglich Obst essen. Bei Gemüse sind es noch weniger - nur etwas über 30 Prozent, schilderte Lisa Patek von Marketagent.

28 Prozent bzw. 25 Prozent sagen von sich allerdings, dass sie bei der Ernährung ihres Kindes auf Gemüse und Obst Wert legen." Die Thematik an sich hat theoretisch einen hohen Stellenwert: Grundsätzlich achten 95 Prozent der Befragten auf die Ernährung ihres Nachwuchses, wobei zu wichtige Aspekte die Frische der Produkte zählt (93 Prozent), der Vitamin- bzw. Nährstoffgehalt (84 Prozent), der Zuckergehalt (82 Prozent), die biologische Produktion (74 Prozent) und dass die Produkte keinen zugesetzten Zucker enthalten (74 Prozent).

Markus Kaser verwies auf das Angebot ohne Zuckerzusatz, in Bio-Qualität, ohne Palmöl und künstliche Süßstoffe. "Bei diesen Produkten können die Eltern darauf vertrauen, dass diese ernährungswissenschaftlich geprüft wurden und die Kriterien streng eingehalten werden".