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Kritik für Tramp Stamps: Was steckt hinter der Band auf TikTok?

Immer häufiger entdeckt man auf TikTok die Band Tramp Stamps. UserInnen kritisieren das Trio nun wegen seiner Lyrics.

In der Musikbranche erfolgreich zu sein ist nicht immer einfach. Besonders KünstlerInnen, die bei keinem Plattenlabel unter Vertrag stehen, müssen sich lange bis an die Spitze kämpfen. Das möchte auch die Band Tramp Stamps, die aus den drei Frauen Marisa, Caro und Paige besteht.

Das Trio versucht mit bunten Haaren, zerrissenen Jeans und einem rockigen Sound durchzustarten. Dazu haben sie bereits Songs von populären SängerInnen und Bands wie Avril Lavigne oder Paramore gecovert – nun haben sie ihre ersten eigenen Songs veröffentlicht. Tramp Stamps haben über 380.000 FollowerInnen auf TikTok, doch immer mehr UserInnen kritisieren die Musikerinnen nun für ihre Songtexte und ihr Image.

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Zwielichtige Bandgeschichte

Wie "Rolling Stone" berichtet, versucht die Band vor allem, die Generation Z auf ihre Musik aufmerksam zu machen – unter anderem auf TikTok. Während einige UserInnen die Musik des Trios feiern, gibt es genug NutzerInnen, die die Frauen für ihre "problematischen" Lyrics und "kostümhaften" Looks kritisieren. Wie "Rolling Stone" weiter schreibt, wolle sich die Band laut KritikerInnen "eine queere Identität und eine 'Punk'-Ästhetik für ihre eigene Karriere zunutze machen".

Zudem wird ihnen vermehrt vorgeworfen, sogenannte "Industry Plants" zu sein. Darunter versteht man KünstlerInnen, die sich als unabhängig präsentieren, aber insgeheim von einer großen Plattenfirma unterstützt werden.

Wie ein/e Reddit-NutzerIn aufdeckte, berichtete die Fachzeitschrift "MusicRow" bereits 2019, dass die Band-Gitarristin Caroline Baker beim Musikverlag Prescription Songs unter Vertrag stehe, der dem Produzenten Lukasz Gottwald gehört. Gottwald ist auch unter den Namen Tyson Trax oder Dr. Luke bekannt.

Er arbeitete bisher mit Künsterlinnen wie Katy Perry, P!nk oder Kelly Clarkson zusammen. Wie "Billboard" berichtet, verklagte Pop-Sängerin Kesha Dr. Luke 2014 wegen sexueller Belästigung. Ihr Rechtsstreit löste die "Free Kesha"-Bewegung aus, eine weitverbreitete Debatte darüber, wie Vorwürfe sexueller Übergriffe in der Musikindustrie gehandhabt werden.

Wie "MusicRow" weiter berichtet, hat auch Marisa Maino, die Leadsängerin der Band, im Juli 2020 einen Vertrag bei dem Verlag unterschrieben. Zusätzlich sind die Tramp Stamps bei der Kobalt Music Group unter Vertrag, wie die Credits unter ihren YouTube-Videos verraten. Auch dieser Verlag gehört teilweise Dr. Luke.

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Problematische Lyrics

Auf TikTok wurde die Band aufgrund ihrer mangelnden Authentizität und ihrer Verbindung zu Dr. Luke kritisiert. Besonders in ihrem Song "I'd rather die" singt die queere Leadsängerin Maris "I’d rather die than hook up with another straight white guy." Übersetzt bedeutet das: "Ich würde lieber sterben, als nochmal mit einem Weißen Hetero-Mann intim zu werden."

Alle drei Mitglieder der Tramp Stamps sind selbst Weiß – und wie viele UserInnen anmerkten, zeigt ein Instagram-Beitrag, dass Schlagzeugerin Paige mit einem Weißen Mann verheiratet ist. TikTokerin @furbyrights zeigt zudem auf, wie der Songtext sexuellen Missbrauch verharmlost:

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Tramp Stamps äußern sich auf Instagram 

In einem Instagram-Statement hat sich die Band gegen die negative Berichterstattung von Medien wie "Daily Dot", "Rolling Stone" und "The Verge" gewehrt. Die Frauen stellen klar, dass sie sich im Februar 2020 zu einer Band zusammengeschlossen haben – und anstatt bei einem großen Plattenlabel zu unterschreiben, ein eigenes Label namens Make Tampons Free gründeten. Sie werfen den KritikerInnen Sexismus vor, weil viele NutzerInnen offenbar nicht glauben konnten, dass die Band ohne Label-Unterstützung gegründet und vermarktet wurde.

Das Trio betont, dass Caro, Paige und Marisa jeweils zusätzlich bei einem Musikverlag, jedoch bei keinem Label unter Vertrag stehen. Wie "Music Masters" erklärt, ist ein Verlag für die "Verbreitung und Verwertung der Kompositionen für die KomponistInnen und TexterInnen" zuständig. Ein Label übernimmt jedoch das Management eines/r KünsterIn. 

Zudem geht Tramp Stamps darauf ein, dass sie sich nicht als "queere Punk-Band" betiteln, sondern die Leadsängerin homosexuell ist. Auch die Vorwürfe, dass Bandmitglied Marisa mit 15 rassistische Äußerungen getwittert haben soll, werden von der Band thematisiert: "Sie schämt sich dafür und diese Äußerungen passen nicht mehr zu dem Menschen, der sie heute ist." 

Professionelle Hilfe 

Falls dir oder einer Person in deinem Umfeld Gewalt oder Missbrauch widerfährt, dann Rede mit einer Vertrauensperson in deiner Nähe darüber oder wende dich an ExpertInnen sowie Beratungsstellen: 

  • Frauenhelpline gegen Gewalt 0800/222-555, rund um die Uhr, anonym, kostenlos und mehrsprachig: www.frauenhelpline.at
  • Onlineberatung für Mädchen und Frauen im HelpChat, mehrsprachig: www.haltdergewalt.at