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Messe Domotex: Trend zum Holz-Fußboden ohne Holz

Er sieht aus wie Holz, ist es aber nicht: Ein Kunststoffboden ist die große Konkurrenz für Parkett, Laminat und vor allem Teppich geworden. Luxury Vinyl Tiles, kurz LVT, nennt sich das Trendprodukt.

Seine Stärke: Der Belag wirkt nicht mehr wie die altbekannten elastischen Bodenbeläge aus Kunststoffen wie PVC oder Kautschuk. Vielmehr imitieren die Hersteller damit täuschend echt das, worauf die Menschen in ihrem Haus gerne stehen: Fliesen und Betonböden, vor allem aber echte Holzböden und Laminat.

Zu deren Lasten gehe der Trend zu LVT gerade, berichtet Sonia Wedell-Castellano, Projektleiterin der Domotex. Das ist die Weltleitmesse für Teppiche und Bodenbeläge Domotex in Hannover (10. bis 13. Jänner). "LVT bieten unzählige Möglichkeiten und Dekore, die die Verbraucher schätzen - und lustigerweise wählen viele ausgerechnet Holzdekore."

Langlebig, pflegeleicht, strapazierfähig

Aber wie kommt es, dass Kunststoff in Holzoptik dem echten Holz vorgezogen wird? Ganz grundsätzlich sind elastische Beläge aus Kunststoff langlebig und einfach zu pflegen. Man kann sie auch komplett nass wischen, während bei Holz zu große Feuchtigkeit immer ein Problem ist. Kunststoff ist außerdem strapazierfähiger, weshalb solche Beläge vor allem in Bürogebäuden, Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden.

Fürs private Zuhause aber werden die Kunststoffbeläge erst wieder interessant in einer noch recht jungen Variante: eben den Luxury Vinyl Tiles. Diese Produkte bestehen aus mehreren Schichten, was den Hersteller erlaubt, die Oberflächen vielfältiger zu gestalten und ihnen teils sogar fühlbare Strukturen zu geben. Das verstärkt die täuschend echte Nachahmung.

Außerdem kommen LVT-Beläge nicht wie die üblichen elastischen Böden von der Rolle und müssen flächig verlegt werden, sondern sie werden wie Fliesen in Rechtecken oder wie Parkett in Plankenform angeboten. Damit lassen sie sich in vielfältigeren Mustern verlegen.

Apropos vielfältigere Muster: Auch das ist ein Trend, von dem die Branchenexperten im Vorfeld der Messe berichten. Zwar scheuten viele noch immer den Griff zu starken Farben am Boden, doch bei Teppichen sei etwas mehr Muster gefragt, sagt Wedell-Castellano.

Dass es jedoch auf das richtige Maß an Mustern und Farben ankommt, zeigt die Entwicklung bei den orientalischen Teppichen. Die traditionell dicht gesetzten Muster dieser Produktgruppe werden derzeit gerne ausradiert - das englische Wort dafür, "erased", tragen viele Produkte auch als Beinamen.

"Die Farben werden verändert, und Musterstücke werden herausgenommen", beschreibt Franz ten Eikelder vom Bundesverband der Sachverständigen für orientalische, handgeknüpfte Teppiche und Flachgewebe diesen Trend. Statt der manchmal bis zu 20 Farben in einem Teppich konzentrieren sich die Designer außerdem eher auf einige wenige Farben. "Das passt zu einem modernen Wohnambiente bei Leuten, die einen Bezug zum Teppich haben."

Ein Trend, der in diese Entwicklung ebenfalls passt, ist der Vintage-Teppich - wobei ten Eikelder ihn auch nur als "Mini-Trend" bezeichnen möchte. So werden abgenutzte und aussortierte Teppiche von Firmen gewaschen, gebleicht und neu eingefärbt, oft dann nur in dezenten Pastellfarben. Das gibt den Teppichen eine grundsätzlich neue, modernere Optik, ihren Charme als bereits benutzte, alte und hoffentlich geliebte Teppiche verlieren sie zugleich aber nicht.

Ansonsten jedoch sinkt das Interesse der Verbraucher an Teppichen und vor allem an flächig verlegten Teppichböden zunehmend, hört man aus der Branche. Trotzdem kommen gerade Teppiche im Raum, nun als Einzelstücke, nicht aus der Mode - was auch an ihrer Akustikwirkung liegt.

Teppiche haben eine lärmdämpfende und behagliche Wirkung, erklärt die Trendanalystin Susanne Schmidhuber. Sie bewertete im Auftrag der Messe Domotex die Trends und erstellte daraus die Sonderschau "Framing Trends". Ihr gewähltes Leitmotto für die Messe lautet "Atmysphere".

"Der Boden ist Basis für alles, was ich tue, und er ist Basis für diverse Spektren der Raumatmosphäre", erklärt Schmidhuber ihren Ansatz. Daher sei die Branche zunehmend darum bemüht, über einen Bodenbelag auch das Wohlfühlen in einem Zimmer zu verbessern. Zum Beispiel, indem sie die Eigenschaft eines Bodens, Schall zu schlucken oder Trittschal zu minimieren, verbessere.

"Die Hersteller sind außerdem sehr bedacht darauf, im Herstellungsprozess Schadstoffe zu reduzieren", berichtet Schmidhuber. Besonders wichtig sind inzwischen außerdem Nachhaltigkeit und Ökologie: "Das Greta-Phänomen hat auch auf die Bodenbelagsbranche Auswirkungen."

So werben Unternehmen nun zum Beispiel noch bewusster mit den Nachhaltigkeitsaspekten ihrer Böden - etwa dass diese aus Kunststoffen aus den Meeren produziert werden. Oder dass bisher gar nicht oder nur schwierig recycelbare Produkte wie alte Windschutzscheiben von Autos Bestandteile neuer Beläge liefern können. Und selbst Böden aus Papier sind möglich, die lange halten und am Ende ihrer Nutzung in die Wiederverwertung gehen können.

Zunehmend werden zudem für Bodenbeläge bisher noch ungewöhnliche, vor allem natürliche Materialien genutzt: etwa Hanf, Nessel, Raps, Rizinus oder Kreide.

Die trendige Farbpalette für Bodenbeläge spiegele den Öko-Gedanken ebenfalls wieder, urteilt Schmidhuber. Es sind neben den einzelnen, schon erwähnen Farbtupfern vor allem naturverbundene Farben wie Kieselgrau. Oder ganz einfach Grün.

Auch bei Bodenbelägen wird auf natürliche Materialien geachtet

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