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Mit geliehenem Oldtimer auf Traumrouten

Einen Oldtimer zu besitzen, kostet Zeit und Geld. Wer dennoch ein paar Runden mit seinem Lieblingsklassiker fahren will, findet in historischen Mietautos eine Alternative. Einige Dienstleister und selbst Hersteller vermieten Oldtimer. Worauf man dabei achten sollte.

Am besten schauen sich Interessierte nach Oldtimer-Vermietern vor Ort um. In Deutschland "gibt es keinen Anbieter mit eigener Flotte, dafür viele interessante lokale Anbieter", sagt Frank B. Meyer, Chefreporter bei der Zeitschrift "Auto Bild Klassik". Es gibt Netzwerk-Plattformen, die als Vermittler auftreten - etwa Carsharing-Plattformen in Deutschland wie Snappcar oder Oldtimerzentrale. Dort können Interessierte die Fahrzeuge direkt von privaten Besitzern mieten.

Dafür wählen Sie zunächst ihren Standort aus und dann die Fahrzeuge, die in der Nähe angeboten werden. Über ein Formular kann man direkt mit dem Vermieter Kontakt aufnehmen.

Interessierte sollten den Vertrag genau lesen, bevor sie den Oldtimer anmieten. Ist es erlaubt, mit dem Wagen über die Grenze zu fahren? Was passiert bei einem plötzlichen Wintereinbruch? Manche Vermieter verlangen auch, dass der Fahrer mindestens 30 Jahre alt ist. "Bei Oldtimern besteht ein höheres Risiko, liegen zu bleiben. Deshalb sollten Mieter vor der Fahrt klären, was nach einer Panne passiert", rät Meyer.

Darüber hinaus sei eine Mitgliedschaft in einem Automobilclub mit Pannenservice ratsam. In der Regel helfen sie Club-Mitgliedern auch, wenn ein Mietwagen Probleme macht.

Für den Fall der Fälle rät Meyer, sich die Telefonnummer des Vermieters zu notieren und eine Powerbank mitzunehmen. "Historische Fahrzeuge besitzen oft keinen Zigarettenanzünder und damit keine Lademöglichkeit fürs Handy", erklärt der Oldtimer-Experte.

Auch manche Hersteller verleihen Oldtimer an Privatkunden - so etwa BMW seit 2002 über seine Classic-Abteilung in München. Derzeit gibt es dort zehn Fahrzeuge zur Auswahl - vom Mini bis zum BMW M535i.

Die Autos mit Baujahr 1973 (2000 tii) bis 1991 (850i und Z1) kosten je nach Fahrzeug zwischen 375 und 480 Euro pro Tag. Ein komplettes Wochenende liegt bei 700 bis 870 Euro.

"Wir achten bei der Auswahl auf verschiedene Dinge, zum Beispiel, dass die Fahrzeuge einfach zu bedienen sind", sagt Claudia Adelberger, Leiterin der historischen Fahrzeugsammlung bei BMW. Dennoch bekommt jeder Mieter vor Übergabe eine ausführliche Einweisung.

Egal, ob Sie den Oldtimer von privat oder vom Hersteller mieten - für die Übergabe planen Sie besser ausreichend Zeit ein. "Nach der gründlichen Kontrolle des Fahrzeugs auf Kratzer oder Schäden und einem Übergabeprotokoll sollte man um eine ausführliche Einweisung ins Fahrzeug bitten", rät Meyer.

Denn jedes Auto hat seine Eigenheiten. Manche benötigen im Kaltstart einen Choke. Bei anderen muss der Fahrer beim Rückwärtsgang einen Hebel drücken. "Es ist einfach blöd, wenn der Mieter an der Tankstelle nicht weiß, wo der Tankdeckel sitzt", sagt Meyer.

Auch Adelberger sagt: Besondere Vorkenntnisse sind zwar nicht erforderlich, "aber es ist von Vorteil, wenn der Fahrer sich mit manuellen Getrieben auskennt und bereits ein Auto aus dem Jahr gefahren ist."

Denn Lenkung und Bremsen arbeiten bei vielen Oldies anders als bei neueren Fahrzeugen. Die BMW-Klassiker zum Beispiel haben weder Automatikgetriebe noch Assistenzsysteme.

BMW vermietet die Autos nur in der salz- und schneefreien Zeit von April bis November. Am häufigsten angefragt sind der 3.0 CS und der Z1. "Meist von Personen, die das Fahrzeug kennen, mit ihm groß geworden sind und die sich mit der Fahrt einen Traum erfüllen wollen", erklärt Adelberger.

Im Vorfeld oder nach der Rückgabe des Wagens erhalten Kunden einen Rundgang durch die Klassik-Abteilung. Die Fahrzeuge dienen auch als Requisite für Foto- und Filmproduktionen oder Veranstaltungen. Daher werden die zu mietenden Oldtimer regelmäßig getauscht.

Mercedes-Benz Classic hat die Vermietung von eigenen Oldtimern vor einigen Jahren eingestellt. "Fahrzeuge werden höchstens im Rahmen einer Ausstellung an andere Museen verliehen. Bei uns liegt der Fokus auf dem Erhalt und dem schonenden Einsatz unserer Fahrzeuge für Kommunikationszwecke", sagt Sprecher Ralph Wagenknecht.

Von etwa 1.100 Fahrzeugen der Klassikabteilung stehen 160 im Museum. Die anderen Autos werden bei Veranstaltungen oder Fotoaufnahmen eingesetzt - pro Jahr kommen bis zu 1.500 Fahrzeugbewegungen zusammen.

Mercedes-Benz Classic Car Travel bietet aber mehrtägige Reisen in einem Mercedes-Oldtimer an - etwa vier Tage in verschiedenen Roadstern vom Typ Pagode oder R107 durch Südfrankreich. Die Tour durch die Provence kostet beispielsweise rund 2.000 Euro.

Ford, Porsche und zum Beispiel Toyota betreiben zwar in Deutschland eine Klassik-Abteilung, bieten aber keine Vermietung an. Opel verleiht seine Klassiker gegen Gebühr bisher nur an Mitarbeiter. Ab Frühjahr 2021 beabsichtigt Opel Classic aber rund 25 Fahrzeuge auch an Privatkunden zu vermieten.

Bulli-Freunde können über Volkswagen-Nutzfahrzeuge fast 30 Busse aus den Jahren 1960 bis 1999 mieten - vom T1 bis zum T4. Die Preise variieren: Drei Tage inklusive 300 Freikilometer kosten 464 Euro für T4-Fahrzeuge, 522 Euro für T3-Fahrzeuge wie dem Campingwagen Joker oder California und 638 Euro für T2-Bullis. Rund 1.044 Euro zahlen Sie hingegen für einen T1 Campingwagen Westfalia SO 34 mit 34 PS oder einen T1 Doppelkabine von 1966 - jeder weitere Tag kostet 348 Euro.

Die Fahrzeuge müssen in Hannover abgeholt werden. Camping ist jedoch selbst in den Campern nicht erlaubt. Dafür aber eine entspannte Fahrt in die Vergangenheit.

Viele Brautpaare wünschen sich für den speziellen Anlass auch ein spezielles Fahrzeug. So bietet BMW Classic beispielsweise Fahrzeuge wie einen 326, 502, 502 Cabrio, Rolls-Royce Silver Cloud, Phantom V und Phantom VI mit Chauffeur an.

Über 90 Prozent dieser Autos werden für Hochzeiten genutzt. Die Miete beträgt zwischen 730 und 830 Euro pro Tag. Darin enthalten sind bis zu 250 Freikilometer. "Wir können neben dem Standardprogramm aber auch individuelle Wünsche erfüllen", sagt Claudia Adelberger, Leiterin der historischen Fahrzeugsammlung bei BMW.

Mit einem VW Bulli zu verreisen ist für viele ein Traum
--- - DEUTSCHLAND: HANDOUT - Zum Themendienst-Bericht von Fabian Hoberg vom 25. August 2020: Für den Traum mit einem Bulli zu verreisen, müssen Sie keinen T1-Bus kaufen - Volkswagen Nutzfahrzeuge vermietet die Klassiker auch. Foto: Volkswagen AG/dpa-tmn - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollständiger Nennung des vorstehenden Credits - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++. - FOTO: APA/APA (dpa/Volkswagen AG)/Volkswagen AG - Foto: Volkswagen AG/dpa-tmn....ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollständiger Nennung des vorstehenden Credits

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