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Über Land durch Afrika im Geländewagen

Es war ein echtes Reiseabenteuer: Maximilian Brommer hat Afrika mit dem Geländewagen durchquert. Er traf unterwegs korrupte Polizisten und herzensgute Menschen - und gibt Tipps für den Roadtrip.

Er hat etwas gewagt, wovon andere nur träumen: In fünfeinhalb Monaten ist Maximilian Brommer mit einem Land Rover durch Afrika gefahren. Dabei hat er 20 Länder durchquert.

Seine Route führte den Sportmanager entlang der Westküste des Kontinents von Marokko bis Kapstadt. Meist über Schotterpisten gelangte er in entlegene Dörfer, weite Wüsten und dichten Dschungel. Wo er ankam, fühlte er sich gut aufgenommen und willkommen. Brommers Fazit der Tour: "Wer lächelt, bekommt ein Lächeln zurück."

Der überraschende Tod seines Vaters, der als Arzt in Afrika tätig war, habe ihm den Impuls gegeben, einen lange gehegten Traum zu realisieren, erzählt Brommer. "Der Entschluss, auf diese Reise zu gehen, war keine spontane Idee, eher ein Prozess."

Ein Safe im Fahrzeug

Der junge Mann bereitete sich gut vor. Er frischte sein Französisch auf, kaufte einen 19 Jahre alten, leicht zu reparierenden Land Rover und ließ einen versteckten Safe einbauen, um Bargeld und Pass sicher deponieren zu können. "Der Verlust der Ausweispapiere wäre ein Desaster", sagt Brommer. Auch Bargeld spielt eine wichtige Rolle. Denn Bankautomaten sind nur in den großen Städten zu finden. "Gefühlt nimmt etwa nur jeder zehnte Automat eine europäische Karte."

Auf seiner Reise war Brommer nicht die gesamte Zeit allein. Auf einigen Strecken wurde er von Freunden begleitet. Obwohl auf seiner Route mit Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo und Mauretanien Länder liegen, die in einigen Regionen als gefährlich gelten, entschied sich Brommer bewusst gegen die deutlich einfachere Route an der Ostküste. "Die kann ich in zehn Jahren immer noch fahren - vielleicht mit Frau und Kindern", sagt er.

Der Abenteurer weiß, dass sich die politischen Verhältnisse in vielen Teilen Afrikas schnell ändern können. Wo es heute noch sicher gewesen sei, könne es morgen schon anders aussehen, sagt Brommer. Deshalb empfiehlt das deutsche Außenministerium, sich über die eigene Website oder per App auf dem aktuellen Stand zu halten - auch unterwegs. Das ist auch ein guter Ratschlag für Reisende, die nicht mehrere Monate Zeit haben, um Afrika einmal ganz zu durchqueren. Sie reisen stattdessen vielleicht durch zwei, drei Länder, zum Beispiel mit einem Mietwagen.

Tipps für ausgedehnte Afrika-Trips gibt Brommer auf seinem Blog www.mrfrizzante.de. Die westliche und östliche Küstenroute seien die einzigen Möglichkeiten für alle, die den Kontinent durchqueren möchten. Von Individualreisen durch Zentralafrika rät er ab.

Ein Visum für fast jedes Land

Wer 20 Länder bereisen möchte, benötigt nahezu genauso viele Visa. Alle vorher zu besorgen, ist kaum möglich. So besorgte sich Brommer die zur Einreise ins nächste Land benötigten Papiere erst einige Tage zuvor bei der jeweiligen Botschaft. Das bedeutete oft: Warten.

"Ich habe endlos viele Anmeldebögen ausgefüllt und 30 Passbilder verbraucht", erzählt Brommer. Papiere mit Stempeln hätten ihm die Weiterreise ermöglicht: "Stempel sind unglaublich wichtig. Jeder, der etwas auf sich hält, hat seinen eigenen."

Für viele Visa sind bestimmte Impfungen vorgeschrieben. Denn die Angst, dass eine Erkrankung aus einem Nachbarstaat eingeschleppt werden könnte, ist groß. Für Rundreisen auf dem Landweg gelten restriktive Anforderungen. So ist zum Beispiel eine Gelbfieberimpfung nach Brommers Erfahrungen ein Muss.

Das Robert Koch-Institut rät, sich bei Tropenmedizinern zu informieren, welche Impfungen und Prophylaxen für die jeweiligen Reiseländer benötigt werden. Das ist auch empfehlenswert für Urlauber, die nur ein afrikanisches Land besuchen möchten.

Bürokratischer Aufwand

Wer mit dem Auto reist, braucht dafür offizielle Unterlagen: Carnet de Passages heißt das Zoll- und Grenzdokument, das für die vorübergehende zollfreie Einfuhr eines Fahrzeuges in den meisten Ländern Afrikas verlangt wird. Für rund 230 oder 330 Euro für Nichtmitglieder kann es beim ADAC für eine Person und ein Fahrzeug beantragt werden. Ein- und Ausfuhr des Fahrzeugs werden darin an jeder Grenze dokumentiert. Um sicherzustellen, dass der Eigentümer seinen Wagen nicht steuerfrei verkauft, muss im Heimatland eine Kaution hinterlegt werden. Im Falle eines Verkaufs erhalten die jeweiligen Finanzbehörden die Kautionssumme. Das kann je nach Reiseland, Fahrzeugtyp und Fahrzeugwert teuer werden. Selbst für seinen alten Land Rover musste Brommer 7.500 Euro hinterlegen.

Brommer wurde auf seiner Reise oft dazu aufgefordert, irgendwelche Gebühren zu bezahlen, an Grenzen und bei Straßensperren oder Kontrollen - Bestechungsgeld. Wer die Zahlung verweigert, braucht Zeit und Geduld. Brommer rät, eine Quittung zu verlangen. "Gibt es eine, ist es eine offizielle Gebühr. Gibt es keine, ist es Korruption", lautet seine Formel.

Schlechte Straßen, chaotischer Verkehr

Der häufig eher miserable Zustand der Verkehrswege ist für alle, die Afrika mit dem Auto erkunden wollen, ein großes Thema. Auch Brommer hatte mit Schotterstraßen, Schlaglöchern und Pfützen zu kämpfen. Obwohl er seine Reisezeit extra von September bis Februar legte, um die westafrikanische Regenperiode im Frühjahr zu umgehen, wurde er im Kongo von der kleinen Regenzeit erwischt. "Binnen kürzester Zeit legt der lehmige Boden jedes Auto lahm und man steht bis zu den Knien im Schlamm", erzählt er. Auch auf trockenen Straßen, die sich wie eine Wellpiste anfühlten, konnte er maximal 20 bis 30 km/h fahren.

Der Verkehr ist mit Sicherheit nichts für jeden: "Die Straßen auf dem Land sind besonders gefährlich, denn mit ungemein alten und nicht selten überladenen Autos wird ständig überholt", warnt Brommer.

Die Schotterpisten gingen auch Brommers Geländewagen an die Substanz. Durch die ständige Vibration lösten sich nach und nach so gut wie alle Schrauben und mussten nachgezogen werden. "Deshalb ist eine gut sortierte Werkzeugkiste im Fahrzeug ein absolutes Muss." Bei größeren Schäden musste er eine Werkstatt aufsuchen. Für sein gängiges Modell war es kein Problem, unterwegs versierte Mechaniker zu finden.

Hilfsbereite Menschen überall

Trotz dieser erwartbaren Widrigkeiten war Brommer von seiner Reise begeistert. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen haben ihn nachhaltig beeindruckt. Schwierigkeiten habe es immer nur mit Offiziellen wie Polizisten oder Militärs gegeben.

Weniger abenteuerlustigen Individualreisenden empfiehlt Brommer, erst einmal sichere und leicht zu bereisende Länder zu wählen. Der Experte rät zum Beispiel zu Ghana und Senegal. "Ein Traum!"

Für Brommer war die Tour eine wichtige Erfahrung: Auf einem Kontinent, auf dem es nahezu unmöglich ist, etwas zu planen, hat er gelernt, zu improvisieren und auch in extremen Situationen ruhig zu agieren. Aktuell hat er keine neue Tour durch Afrika geplant, aber irgendwann wird er wieder aufbrechen. Am liebsten zu zweit. "Weniger, weil ich Angst habe oder mich einsam fühle, sondern weil es viel schöner ist, all die wunderbaren Erlebnisse mit jemandem zu teilen."

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