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Jubiläum des Corona-Lockdowns: Throwbacks aus der Redaktion

Am 16. März 2020 begab sich Österreich zum ersten Mal in einen Corona-Lockdown. Es sollte einer von vielen werden.
Dario Bojic

Am 13. März 2020 erklärte die WHO die Corona-Epidemie zur Pandemie. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die nächsten drei Jahre maßgeblich meine Zukunft beeinflussen würden. Es ist in Österreich normal, dass das letzte Schuljahr zwecks Maturavorbereitung früher endet, meist im Mai, jedoch endete meines bereits am Freitag, dem 13. März 2020. Ich war an dem Tag im Wiener alten AKH, hatte mich mit Kolleg:innen aus meiner Stufe zum Flunkyball-Spielen und Schwänzen verabredet. Wir als Schüler:innen hatten nicht im Kopf gehabt, dass dieser Freitag unser letzter regulärer Schultag war.

Am 16. März 2020 trat in Österreich der erste durch COVID-19 bedingte Lockdown in Kraft.

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4-jähriges-Jubiläum: Was hat der Lockdown mit uns gemacht?

Man könnte tagelange Diskussionen darüber führen, welche Bevölkerungsgruppe durch die Lockdowns am meisten eingeschränkt wurde. Doch im Endeffekt haben wir alle darunter gelitten, gerade die mentale Gesundheit vieler Menschen hat laut "WHO" langfristige Schäden davongetragen. Corona-Babys, Hamster-Einkäufe, Zoom-Meetings und Babyelefanten – all das und viel mehr hätten wir wohl nicht so erlebt, wäre die COVID-19-Pandemie nicht passiert.

Auf Twitter teilte "BBC News" einen Artikel zu einer Studie, nach welcher die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit nur minimal gewesen wären. Zu diesem Anlass teilten User:innen ihre Erfolge, Niederlagen und sonstige "Corona-Only-Momente", die zeigen, dass zu der Zeit irgendetwas Fragwürdiges in unseren Köpfen abging. Dann stellten auch wir uns die Frage.

Was waren unsere High- oder auch Lowlights der Lockdowns? Wie gingen wir damit um, dass wir nicht das Haus verlassen durften? An welchem Punkt merkten wir, wie surreal eigentlich alles ist?

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Ade, meine Freund:innen im echten Leben

Seit ich denken kann, spiele ich gerne Videospiele. Was passiert also, wenn ein 19-jähriger Videospiel-Fan plötzlich gezwungen ist, zwei Monate lang nur zu Hause zu sitzen? Er spielt Videospiele, sehr viel davon. In dieser Zeit vermisste ich nur die Nähe meiner Freund:innen, ihre Stimmen und Gesichter sah ich teilweise noch mehr als früher, da unser Online-Kreis relativ klein ist. Die meiste Zeit zwischen Aufwachen und Schlafengehen verbrachten wir damit, anderen Menschen virtuell "aufs Maul" zu geben. Es entstanden die eigenartigsten Freundschaften mit Menschen rund um den Globus – wir saßen ja quasi alle im selben Boot.

Meine Kollegin Julia etwa war im Lockdown plötzlich der festen Überzeugung, Malerin werden zu müssen. Eine göttliche Berufung hatte sie ereilt und im Handumdrehen hatte sie die notwendigen Utensilien zu sich nach Hause bestellt. Die Idee dazu kam ihr beim Meditieren, einer Aktivität, welche für einige Menschen zur mentalen Festigung beiträgt. Nach ihren allerersten Malversuchen hatte sie gemerkt – es war absolut kein Talent bei ihr vorhanden. Bis heute hängen ihre "Kunstwerke" im Haus ihrer Eltern, die Scham dafür ist bei ihr geblieben.

Der klassische weihnachtliche Gruppen-Brunch meiner Kollegin Amina musste auch anders gestaltet werden, denn wer sich zu der Zeit anderen auf weniger als einen Meter Mindestabstand näherte, wurde von der Polizei abgestraft. "Im Lockdown hat sich diese weihnachtliche Tradition auf einen gemeinsamen Skype-Call reduziert – der irgendwann damit geendet hat, dass wir alle hysterisch gelacht haben, weil es so absurd war, uns über Skype mit einer Punschtasse zuzuprosten", erklärt sie die Banalität der damaligen Zeit.

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Von der Angst, kriminell zu sein 

Beim Kaffee sprach Moni aus der Redaktion auch davon, dass man sich oft im Unklaren darüber war, ob man denn nicht aktuell eine Straftat begeht. Während sie in Selbstisolation war, waren ihr die Lebensmittel ausgegangen, ihre Schwester hatte sich netterweise zum Vorbeibringen von Kleinigkeiten bereiterklärt. Beim Summen des Türöffners kam ihr schon die Angst vor einer Corona-Heimkontrolle. "Instinktiv wich ich drei Schritte zurück und zückte meine FFP2-Maske", erzählt sie weiter. Beruhigungsversuche ihrer Schwester klangen nicht an. "Aber das hier ist illegal!", entgegnete sie ihr nur. Nach einer kontaktlosen Übergabe endete das kurze Treffen auch.

Zur Zeit der Lockdowns stand für viele die Zeit still, für andere ging das Leben jedoch ungeschönt weiter, so auch für meine Kollegin Selma und mich. Denn auch die Arbeit konnte nicht einfach liegen gelassen werden. Während Selma bei einem Gesundheitsportal als Redakteurin tätig war, steckte ich in meinem Zivildienst fest. Wir waren diejenigen, die in Zeiten der Krankheit im Dienste der Gesundheit standen.

Unsere eigene Gesundheit rückte dabei leider, wie bei unzähligen Menschen, in den Hintergrund. Um besser mit der Belastung umgehen zu können, hatte Selma mit dem Malen von Mandalas begonnen. Neben dem Malen begann sie auch regelmäßig spazieren zu gehen: "Drei Jahre später kann ich weiterhin nicht auf meine Abendspaziergänge verzichten."

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Es war nicht alles unbedingt schlecht

Während die Welt gerade versuchte nicht zusammenzubrechen, waren auch wir Menschen dabei diese Meisterleistung zu vollbringen. Zwischen "ZIB"-Posts auf Instagram und wöchentlichen Pressekonferenzen versuchte man immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Doch für manche Menschen, meine Kolleg:innen Justyna und Manuel etwa, hatten die Lockdowns auch eine positive Seite. Das schnelle Leben der heutigen Zeit wurde ein kleines bisschen "entschleunigt". Ein Mangel an erzwungenen Geselligkeiten und mehr Ruhe für sich selbst waren willkommene Nebeneffekte, auch für mich.

"Endlich brauchte ich kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, faul auf der Couch zu chillen und mir ein Buch oder eine Serie nach der anderen reinzuziehen – weil die ganze Welt machte ja nichts anderes!", erklärte Manuel. In der Tat, die Welt hat gewusst sich zu beschäftigen, mit allerlei Zeitvertreiben, die ohne andere Menschen und meist in Sicherheit der eigenen vier Wände erfolgen konnten. Gerade TikTok erlebte laut "Statista" zu Zeiten von COVID-19 eine Hochzeit der Nutzung.

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Nun ist die Krise vorerst gemeistert, das Leben kehrt zur Normalität zurück. Es ist hingegen nicht zu leugnen, dass sich unsere Normalität grundsätzlich verändert hat. Die gesamte Welt war plötzlich mit einer neuen Situation konfrontiert, alles musste COVID-konform stattfinden – und jetzt leben wir mit den Folgen – unter anderem mit Long Covid, von dem auch Justyna betroffen ist.

Meiner Meinung nach hat die Pandemie gezeigt, dass die meisten Menschen, wenn sie denn wollen, sehr wohl Solidarität zeigen können. Ein wichtiger Punkt und der größte Wunsch an uns alle bleibt jedenfalls: gesund bleiben.