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Fotos von Ex-Freund:in auf Insta löschen oder lassen?

Die Liebe im realen Leben ist weg, die Fotos in der Onlinewelt noch da. Soll man die alten Pärchenbilder löschen, oder nicht?
Monika Kässer

Das erste gemeinsame Selfie, an dem so viele Erinnerungen hängen, dümpelt womöglich in den Alben des angestaubten Facebook-Profils dahin, und vereinzelt reihen sich romantische Urlaubsbilder auf dem eigenen Instagram-Account ein. Hier ein Kussfoto, da ein Bild vom Händchenhalten. So wunderschön die Liebe auch sein mag, so hart kann der Aufprall in Form einer Trennung sein.

Wird die Beziehung beendet, wagen viele einen radikalen Schritt: Weg mit allen Pärchenfotos. Die einen löschen die Bilder noch bevor das Ende der Partnerschaft ausgesprochen wurde, andere warten eine gewisse Zeit ab. Und manche entfernen die visuellen Erinnerungen an den:die Ex-Partner:in gar nicht. 

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Soll man die gemeinsamen Fotos mit dem:der Ex-Partner:in in den sozialen Netzwerken besser löschen oder ist es okay, diese als Erinnerung und Teil seines Lebens bestehen zu lassen? Bei der Frage scheiden sich definitiv die Geister. 

Pärchenfotos auf Facebook

Wenn ich so recht überlege, dann kommt mir, dass auf meinem Facebook-Profil noch Menschen in Fotoform herumgeistern, die schon lange kein Teil mehr meines Lebens sind. So auch mein Ex-Freund. Nur mehr selten passiert es, dass ich Facebook öffne, auf mein Profil klicke und die Alben mit alten Bildern durchforste. Tue ich es doch mal, kann es schon vorkommen, dass ich nostalgisch werde, wenn ich die zwei Pärchenbilder von 2013 sehen. Ich hatte wunderschöne Zeiten mit meinem Ex-Partner, und nach der Trennung sind wir im Guten auseinandergegangen, hatten sogar noch monatelang Kontakt. 

Ich mag die Erinnerung und möchte mich ganz bewusst nicht davon trennen. Zumal Fotos auf dem Facebook-Profil sowieso eher versteckt sind und sich mehr wie ein geschlossenes Fotoalbum anfühlen, das vollgepackt ist mit alten Geschichten aus meiner Vergangenheit. Bei der Frage, ob man Fotos von seinem:seiner Ex-Partner:in löschen sollte, spielen meiner Meinung nach mehrere Faktoren eine Rolle.

Art der Trennung und des Mediums spielen Rolle

Zum einen kommt es auf die Qualität der Beziehung an, was der Trennungsgrund war und ob man im Guten oder Schlechten auseinandergegangen ist. Zum anderen ist es für mich entscheidend, in welchem sozialen Netzwerk sich die Erinnerungen befinden. Der eigene Instagram-Feed mutet mehr wie ein offenes Buch an, jede:r kann auf den ersten Blick hineinschauen und in Privatem herumschnüffeln, sofern der Account öffentlich ist. Daher fühle ich mich mit dem Gedanken weniger wohl, wären auf meinem Insta-Profil noch Fotos von Verflossenen. Da hätte ich Bedenken, es wäre auch meinem derzeitigen Partner auf eine gewisse Art und Weise respektlos und unfair. 

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Julian Zietlows Instafeed ist voll mit alten Pärchenfotos

Dass Menschen mit dieser Thematik unterschiedlich umgehen, zeigen die am Ende des Beitrags folgenden Statements meiner Kolleg:innen aus der Redaktion, oder auch Leute, die in der Öffentlichkeit stehen.

So auch der deutsche Fitness-Influencer Julian Zietlow, der sich insbesondere durch die Trainings-Guides „10 Wochenprogramm" sowie "Size Zero" einen Namen gemacht hat. 18 Jahre war er mit seiner Noch-Frau Alina Schulte im Hoff, die ebenfalls als Fitness-Influencerin tätig ist und mit ihm die Supplements-Marke "Rocka Nutrition" gegründet hat, zusammen. 2015 gaben sich die beiden das Jawort. Es folgten zwei Kinder, alles schien perfekt. Einige Monate hat man von dem 38-Jährigen auf seinen Social-Media-Kanälen nichts mehr gehört. 

Dann kam der große Knall: Schlagzeilen über die Trennung, Drogeneskapaden, einem Sektenbeitritt und seiner neuen Freundin, mit der er sich wild schmusend auf Instagram zeigt, machten die Runde. Das Irritierende: Direkt auf die aktuellsten Fotos, auf denen Hintern, Zungen, Küsse und viel nackte Haut zu sehen sind, folgen all die alten Hochzeits- und Urlaubsfotos mit Noch-Ehefrau Alina Schulte im Hoff. Ein harter Kontrast, der schräger nicht sein könnte. Der in die Kamera gestreckte Po der neuen Freundin direkt über dem romantischen Kussfoto mit der Ehefrau. 

Instagram @julianzietlow

Kann man das noch irgendwie rechtfertigen oder geht das eindeutig zu weit? So denken jedenfalls meine Kolleg:innen über Pärchenfotos von Verflossenen auf Instagram & Co.

"So streng sehe ich es dann doch wieder nicht"

Selma: Ich persönlich finde, dass die Fotos mit dem:der Ex nichts mehr auf Social Media verloren haben. Damit meine ich vor allem verliebte Schnappschüsse, die einen beim Schmusen & Co. zeigen. Ich würde es sehr komisch finden, wenn ich mit meinem neuen Partner zusammenkomme und sein Feed immer noch mit den Bildern seiner ehemaligen Beziehung voll ist. Ich denke, wenn man nicht mehr zusammen ist, kann man solche Erinnerungen löschen oder zumindest archivieren.

Wer gemeinsam mit der alten Flamme in Beiträgen mit Freund:innen getaggt ist, kann ja diese immer noch stehenlassen – immerhin hat jede:r von uns eine Vergangenheit. So streng sehe ich es dann doch wieder nicht und hier würde ich es vor allem verstehen, wenn man sich im Guten getrennt hat.

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Ich habe nach meiner letzten Trennung gelernt, dass ich wohl in Zukunft nicht mehr so viele Bilder auf Social Media hochladen werde, wenn ich einen neuen Schatz habe. Das Löschen hat mir absolut das Herz gebrochen und die Tatsache, dass man auch häufig von anderen User:innen angesprochen wird, wenn die Beiträge fehlen, versetzt eine:n immer in die Position sich erklären zu müssen.

Manchmal ist es doch ganz gut, wenn man seine Liebe und sein Privatleben grundsätzlich für sich behält. 

"Fotos sind bedeutender Teil des eigenen Lebens"

Maike, 27: Instagram entwickelt sich immer mehr zum Abbild der eigenen Lebensgeschichte. Deshalb finde ich es nur verständlich, dass da auch mal Fotos von Ex-Partner:innen zu finden sind. Diese waren nun mal ein bedeutender Teil des eigenen Lebens. 

Ich kann aber auch verstehen, wenn man Pärchenfotos aus Instagram löscht (oder archiviert), da die Trennung (noch) zu sehr schmerzt oder man schlichtweg nicht im Guten auseinander gegangen ist und nicht mehr an die Person erinnert werden möchte. 

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"Moderne Äquivalent zum Verbrennen im Lagerfeuer"

Manuel, 37: Ich finde, das Thema ist ein zweischneidiges Schwert. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Nein, wieso sollte ich Fotos von meinem Ex von Insta löschen? Er war Teil meines Lebens, vielleicht sogar ein wichtiger noch dazu, und weil wir ja wissen, dass nichts wahr ist, was nicht auf Insta gepostet wurde, würde ich die Fotos also nicht von meinem Profil entfernen.

Andererseits wissen wir alle aus Erfahrung aber auch: Es tut weh, immer wieder an die gemeinsame Zeit erinnert zu werden – vor allem, wenn die Trennung nicht von einem selbst ausging. Ein Neuanfang gelingt wohl am besten nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn", weshalb ein Löschen der Fotos durchaus wieder Sinn macht. Man muss sich emotional von der Vergangenheit befreien – und Fotos sind nichts anderes als das Festhalten vergangener Momente. Das Löschen von Fotos auf Insta ist das moderne Äquivalent zum Verbrennen im Lagerfeuer: Es ist kathartisch.

Das gilt besonders dann, wenn die Trennung einvernehmlich war oder von einem selbst ausging, wenn der Ex beziehungsweise die Beziehung toxisch war: Dann nix wie weg mit den Fotos und Platz machen für neue Erinnerungen!

"Wenn man sich auf jemand Neues einlässt, ist es Zeit, aufzuräumen"

Julia, 29: Ich finde es absolut notwendig, den:die Expartner:in aus dem Social-Media-Profil zu löschen. Vielleicht lässt man einen Monat verstreichen, um respektvoll zu sein – aber danach können die Erinnerungen gerne weg. Spätestens, wenn man sich auf jemand Neues einlässt, ist es Zeit, aufzuräumen. Ich finde es unpassend, wenn Fotos einer alten Liebe noch im Profil herumgeistern.