Meinung als Freundin zu Schönheitsoperation?

Unsplash Sam Moghadam Khamseh

Wie reagiert man als Freund:in auf Schönheits-OPs?

Von einem Tag auf den anderen vollere Lippen oder weniger Falten? Wie reagiert man als Freund:in auf optische Veränderungen?

Man stelle sich vor: Ein netter Kaffeeklatsch mit dem:der besten Freund:in, bei dem man sich darüber austauscht, was gerade im Leben so läuft – aber Halt! Irgendetwas ist anders. Das Gesicht des Gegenübers runzelt sich auf einmal viel weniger! Oder sind es doch die Lippen, die ein wenig größer sind als beim letzten Treffen?

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Schönheits-Eingriffe steigen

In Zeiten, in denen plastische Chirurgie (glücklicherweise) gesellschaftlich weniger stigmatisiert wird, kommt es wohl auch häufiger vor, dass Menschen im eigenen Umfeld professionelle Hand angelegt haben. Grund dafür ist vielleicht auch die generell steigende Zahl von Schönheitsoperationen weltweit (laut "Statista"). Egal ob aus gesundheitlichen oder ästhetischen Gründen – wer sich für einen Eingriff oder eine Prozedur entschieden hat, wird meist gute Gründe dafür gehabt haben, das sollte man als Bezugsperson nicht anzweifeln. Was passiert aber, wenn der:die Freund:in jeglichen Bezug zur Realität verloren zu haben scheint? Oder das OP-Ergebnis nicht so ausgefallen ist wie erhofft? Was sagt man dann?

Wahrscheinlich gilt die alte Weisheit "ehrlich währt am längsten" auch in ästhetischen Fragen, aber bitte immer mit Respekt und Taktgefühl serviert. Was man selbst als optisch ansprechend ansieht, gilt natürlich nicht als Schablone für jede:n andere:n. Man tut vielleicht gut daran, sich so weit wie möglich von jeglicher Wertung zu distanzieren. Im Gespräch – wenn der:die Freund:in überhaupt bereit ist, darüber zu sprechen – könnte es Sinn ergeben, zu erfragen, wie zufrieden die Person mit dem Ergebnis ist und ob er:sie sich dadurch wohler in der eigenen Haut fühlt.

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Schweigen, nachfragen oder abwarten?

Aber wie startet man dieses unangenehme Gespräch? Vermutet man kleine Veränderungen an der Optik eine:r:s Freund:s:in, hat man drei Optionen: Schweigen, nachfragen oder abwarten. Eventuell spricht die vermeintlich veränderte Person dies nämlich sowieso von selbst noch an. Im zweiten Fall kann ein vorsichtiges Nachfragen helfen, das Gespräch ins Rollen zu bringen. Aber auch hier am besten Taktgefühl beweisen und vorsichtig herausfinden, ob das Gegenüber ehrlich über mögliche optische Veränderungen sprechen möchte.

Ist das Ergebnis einer Schönheitsoperation oder eines Eingriffs jedoch so stark ausgefallen, dass man die Person fast nicht wiedererkennt, so ist wohl Vorsicht geboten. Der Elefant im Raum ist wahrscheinlich nicht nur für einen selbst, sondern auch für die Person mit den veränderten Gesichtszügen oder "neuen" Körperteilen unangenehm.

Gröbere Veränderungen ansprechen

Wer eine grobe Veränderung vorgenommen hat, wird seinem Umfeld eventuell sogar zuvorkommen und von Beginn an aufklären. Der Spieß kann sich aber auch schnell umdrehen: Wird man selbst gefragt, ob man den neuen Look als schön oder gut oder gar als too much empfindet, sollte man seine:n innere:n Diplomat:in channeln. Eine Notlüge wird vielleicht schwerer wiegen als ein ehrliches Urteil, das auf Daten und Fakten beruht.

Manchmal soll es sogar vorkommen, dass Menschen, die sich mehreren Schönheitsoperationen unterziehen, den Bezug zu ihrem ursprünglichen Aussehen verlieren, wie die "TheCut" erklärt, und eine Art Wahrnehmungsstörung entwickeln, wenn es darum geht, was "natürliches" oder "realistisches" Aussehen angeht. Auch Suchtverhalten nach Schönheitsoperationen kann hier eintreten. Wer diese Entwicklung bei jemand anderem vermutet, sollte dies mit Vorsicht behandeln und eventuell auch professionelle Beratungsstellen zurate ziehen. Solch eine Körper-Wahrnehmungsstörung könnte ein ernstzunehmendes Krankheitsbild darstellen.

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Instagram-Face

Denn wer sich ständig durch Instagram und Kameras betrachtet beziehungsweise durch bearbeitete Bilder, wird, wie "Die Süddeutsche" beschreibt, eine zweidimensionale Sicht auf sich selbst bekommen – die eben auf Fotos gut wirkt, im Alltag jedoch befremdlich aussehen kann. Ein Gegensteuern sei hier sogar wichtig, schließlich ist jeder Eingriff auch mit einem gesundheitlichen Risiko verbunden. Um den:die Freundin bei diesem Prozess zu unterstützen, könnte man ihm:ihr folgende Fragen stellen – diese sind laut "TheSeeker" ein guter Leitfaden, um sich für oder gegen einen Eingriff zu entscheiden.

  • Was möchtest/wolltest du mit dem Eingriff bewirken? Wie möchtest/wolltest du dich danach fühlen?
  • Bist/warst du dir der Risiken und potenziellen Auswirkungen bewusst?
  • Sind/waren deine Erwartungen realistisch?
  • Bist/warst du bereit, andere Optionen auszuprobieren?
  • Triffst du diese Entscheidung für dich selbst oder für jemand anderes?

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