Couvade-Syndrom: Männer können Schwangerschaftsbeschwerden aufweisen

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Meine Frau ist schwanger und ich nehme zu – warum?

Auch Männer können Schwangerschaftsbeschwerden erleben. Ist das der Fall, spricht man vom Couvade-Syndrom.
Sophie Unger

"Ich hab die ganze Zeit einfach Lust auf fettige asiatische Hühnergerichte" – was hier eher nach den wilden Essensgelüsten einer schwangeren Frau klingt, entpuppt sich als Aussage ihres Partners. Matthias ist werdender Vater und kann die Heißhungerattacken seiner Freundin total nachvollziehen. Er hat seit Beginn der Schwangerschaft vier Kilo zugenommen und leidet scheinbar am Couvade-Syndrom. Doch was ist das überhaupt?

Daran erkennst du eine Co-Schwangerschaft

Ja, auch Männer können Schwangerschaftssymptome aufweisen. Zahlreiche werdende Väter nehmen dann nicht nur zu, sie können auch unter vielen weiteren klassischen Schwangerschaftsbeschwerden leiden. Matthias beispielsweise berichtet von Übelkeit, Sodbrennen und Verstopfung. Andere Männer klagen wiederum über Kopf- und Rückenschmerzen, über Heißhunger-Attacken oder sogar Depressionen. Und nein, ihr bildet euch das nicht nur ein, das Phänomen wurde bereits wissenschaftlich bestätigt und ist als sogenanntes Couvade-Syndrom bekannt.

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Wissenschaft bestätigt Couvade-Syndrom

Die Studie der PsychologInnen um Arthur Brennan von der University of London bestätigte vor einigen Jahren erstmals, dass Männer eine Parallelschwangerschaft durchleben können. Das passiert meist in den ersten und den letzten drei Monaten der Schwangerschaft, im deutschsprachigen Raum ist rund jeder fünfte Mann betroffen. 

Über die konkreten Ursachen, warum es zu solch drastischen körperlichen Veränderungen bei Männern kommen kann, sind sich WissenschafterInnen uneinig. Während kanadische ForscherInnen bereits eine Hormonumstellung nachweisen konnten, machen PsychologInnen vor allem ein besonders empathisches Mitfühlen dafür verantwortlich. AllgemeinmedizinerInner hingegen gehen aber eher von einer Umstellung des gemeinsamen Lebensrhythmus aus. Sprich: An die Stelle von Ausflügen und Sport treten Kino und Fernsehen, Sitzen und Essen. 

Co-Schwangerschaft: ein uraltes Syndrom 

Das Couvade-Syndrom ist dabei keine neuzeitliche Erscheinung, sondern findet sich bereits bei unseren tierischen Vorfahren wieder. ForscherInnen im US-Bundesstaat Wisconsin haben etwa festgestellt, dass der Körper eines weiblichen Affen von Beginn der Schwangerschaft an Botenstoffe ausstößt, die über die Luft und über Körperflüssigkeiten den Körper des zugehörigen Männchens erreichen. 

Dort verändern sie den männlichen Hormonhaushalt, und zwar auf eine Art und Weise, die stark dem ähnelt, was bei Männern geschieht. Übrigens: Gesundheitsbedrohlich sind die hormonellen, körperlichen Veränderungen nicht, weder beim Affen noch beim Menschen – auch wenn Matthias sich nach der Geburt ordentlich abstrampeln darf, um wieder in Form zu kommen. 

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Wer Selbstmordgedanken hat oder an Depressionen leidet, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits ein einzelnes Gespräch. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich rund um die Uhr kostenlos unter der Rufnummer 142 an die Telefonseelsorge wenden. Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt ÄrztInnen, Beratungsstellen oder Kliniken. www.suizid-praevention.gv.at