APA - Austria Presse Agentur

Fruchtbarkeitsstörung: Diese Behandlungsoptionen gibt es

Bei bis zu 15 Prozent der Kinderwunsch-Paare klappt es innerhalb von zwölf Monaten nicht mit einer Schwangerschaft und sie gelten damit laut Definition der WHO als steril.

Nach Untersuchungen bei den betroffenen Männern und Frauen zeigt sich, welche von mehreren Behandlungsoptionen zielführend sind. Die Therapiemöglichkeiten folgen einem Stufenschema, berichtete die Gynäkologin Katharina Feil von der MedUni Innsbruck am Montagnachmittag bei der Apothekertagung in Schladming.

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Beim Mann werden zunächst ein Spermiogramm, eine andrologische Untersuchung oder eine genetische Abklärung durchgeführt, erläuterte die Fachärztin von der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Bei der Frau kommt es zu einer Hormondiagnostik und einer anatomischen Abklärung, etwa werde per Ultraschall untersucht, ob die Eileiter durchgängig sind.

Ist der Zustand der Spermien im Spermiogramm unauffällig und mindestens ein Eileiter durchgängig, kommt die VZO-Methode infrage. Die Abkürzung steht für "Verkehr zum Optimum". Dabei werden das Eibläschenwachstum und der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut per Ultraschall kontrolliert und der optimale Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr berechnet. "Dieser ist fünf Tage vor bis maximal einen Tag nach dem Eisprung", betonte Feil. Der Eisprung kann dabei auch medikamentös stimuliert werden.

Insemination, dann In-vitro-Fertilisation

Die nächste Stufe ist die Insemination (Intrauterine Insemination - IUI). Dabei macht der Mann eine Samenabgabe, diese wird aufbereitet und nach dem Eisprung hoch konzentriert in die Gebärmutter gegeben, erläuterte Feil. Von dort wandern die Samenzellen in den Eileiter, wo es zu einer Befruchtung und dann einer Einnistung in die Gebärmutter kommen sollte. "Die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit bei solchen Behandlungen liegt bei ungefähr zehn bis 30 Prozent", sagte die Gynäkologin.

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Sollte ein Paar nach drei Zyklen keinen Erfolg mit der Behandlung haben, "raten wir zur In-vitro-Fertilisation (IVF)", berichtete Feil. Bei dieser Behandlung werden für höchstens vier Versuche 70 Prozent der Kosten vom IVF-Fonds des Gesundheitsministeriums übernommen. Dabei erfolgt laut Feil "eine Eizellenentnahme mit ultraschallgesteuerter Punktion über die Scheide", wobei mehrere Eizellen gewonnen werden. Im Labor werden die Eizellen dann in Schälchen gelagert und die Samenzellen des Partners hinzugegeben. "Den Rest macht die Natur", sagte Feil zur anschließenden Befruchtung.

Nicht der Natur überlassen wird die Befruchtung allerdings bei einem schlechten Spermiogramm. Hier ist eine ICSI-Behandlung (Intracytoplasmic Sperm Injection) als Spezialform der IVF möglich. "Dabei geht man her, sucht sich eine schöne Samenzelle aus und injiziert die direkt in die Eizelle", erklärte Feil. In beiden Fällen der IVF wird die Embyonalentwicklung über ein paar Tage im Labor beobachtet. Wenn sich die Eizelle gleichmäßig aufteilt, werde sie fünf Tage nach der Eizellentnahme in der Gebärmutter platziert, wo sie sich einnisten sollte.

"Von elf Paaren, die einen IVF- bzw. ICSI-Zyklus beginnen, kommen zehn bis zu einem Embryotransfer, werden vier schwanger und gehen drei mit einem Baby nach Hause", erläuterte Feil. Es brauche eine gewisse Anzahl an Eizellen, um gute Embryonen zu bekommen. Bei mehreren für die Behandlung infrage kommenden Embryonen eines Paares, können weitere für eine spätere Behandlung eingefroren werden. "Wir transplantieren im Normalfall nur einen Embryo", betonte die Oberärztin der MedUni Innsbruck. Eine Mehrlingsschwangerschaft erhöhe das Risiko für die Mutter und die ungeborenen Kinder. Laut dem österreichischen IVF-Register gibt es jährlich rund 10.000 IVF-Behandlungen. "Ich rechne damit, dass dies weiter steigen wird, weil der Trend zur späten Mutterschaft geht", sagte Feil.

Lebensstiländerung könnte helfen

"Sieben Prozent aller Männer sind mit einer Störung ihrer Zeugungsfähigkeit konfrontiert, das ist häufiger als Diabetes", berichtete der Mediziner Walter Costamoling bei der Apotheker-Fortbildung. Er leitet im Ordensklinikum Linz der Barmherzigen Schwestern die andrologische Ambulanz und beschäftigt sich als Androloge mit der Unfruchtbarkeit beim Mann. Ursachen können etwa toxische Belastung durch Hitze, Strahlen, Schwermetalle (Blei) oder Pestizide sein, aber auch Rauchen und Alkohol. Eine "Lifestyle-Änderung" falle den Österreichern aber schwer, merkte Costamoling an.

Auch Infektionen können die Fertilität beeinträchtigen, beispielsweise Mumps. "Covid-Infektionen spielen nach aktuellem Wissensstand keine Rolle", betonte der Facharzt. Es gebe zwar Veränderungen der Samenqualität, das sei aber nur vorübergehend und im vergleichbaren Rahmen anderer Infektionen. Außerdem gibt es für Unfruchtbarkeit beim Mann u.a. anatomische Faktoren und genetische oder hormonelle Ursachen. Letztere sind durch Gabe der fehlenden hormonellen Komponente behandelbar. Costamoling warnte jedoch vor der bewussten oder unbewussten Einnahme von Testosteron, etwa beim Fitness-Doping in Eiweiß-Präparaten. "Testosteron wirkt prinzipiell bei den meisten Männern wie die Pille für den Mann", sagte er.