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Höhenlage des Wohnorts Schwangerer beeinflusst Geburtsgewicht

Höhere Lagen des Wohnortes von Schwangeren haben negative Auswirkungen auf das Verhältnis von Geburtsgewicht und -größe der Kinder.

Das ist in der Forschung gut dokumentiert. Nicht erfasst wurde bisher, ob sich der Einfluss der Seehöhe auf das fetale Wachstum im Lauf der Jahre verändert hat. In einer kürzlich publizierten Studie der MedUni Wien wird nun erstmals die Entwicklung des Seehöhen-Effekts in Österreich über einen Zeitraum von 36 Jahren gezeigt.

Dabei stellten die Forschenden laut MedUni geringer werdende Auswirkungen bei Termingeburten, nicht aber bei Frühgeburten fest. Als Ursache für den geminderten Einfluss der Seehöhe auf das Wachstum der Föten führen die Wissenschafterinnen und Wissenschafter die immer besser werdende medizinische Betreuung und das wachsende Bewusstsein für gesunde Verhaltensweisen wie Rauch- und Alkoholverzicht bei Schwangeren in Österreich ins Treffen.

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Dass der Seehöhen-Effekt - anders als bei Termingeburten - bei Frühgeburten über die Jahre nicht schwächer geworden ist, könne medizinisch bisher nicht erklärt werden. "Wahrscheinlich liegt es daran, dass es speziell im letzten Schwangerschaftsdrittel zu einem besonderen Wachstumsspurt beim Fötus kommt und dieser dann empfindlicher auf Veränderungen reagiert. Darum zeigen sich die Auswirkungen der Seehöhe auf das Wachstum des Kindes vermehrt im späteren Schwangerschaftsverlauf", sagte Katrin Klebermaß-Schrehof von Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien.

Im Rahmen der Studie, verfasst von Klebermaß-Schrehof gemeinsam mit Thomas Waldhör (Zentrum für Public Health der MedUni Wien) und Lin Yang (Alberta Health Services), wurden die Daten von 2.240.439 Schwangeren und ihrer Kinder untersucht, die zwischen 1984 bis 2019 in Höhenlagen zwischen 118 und 1.666 Meter in Österreich lebten. Neben verschiedenen Merkmalen der werdenden Mütter wurden Geburtsgewicht und Körpergröße jener Babys analysiert, die im Lauf der 36 Jahre als Termingeburten (Woche 38+) oder Frühgeburten (Woche 30-37) zur Welt kamen.

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Der negative Effekt von höheren Lagen auf das Geburtsgewicht fällt zwar mit durchschnittlich 80 bis 100 Gramm pro 1000 Meter nach wie vor hoch aus, hat aber im Beobachtungszeitraum abgenommen. Schlugen sich die Auswirkungen der Höhenlage je 1.000 Höhenmeter in den Jahren 1984 bis 1986 bei Neugeborenen in einem Minus von 2,66 Gramm pro Zentimeter Körpergröße nieder, waren es in den Jahren 2017 bis 2019 nur mehr minus 1,96 Gramm pro Zentimeter. Bei Frühgeburten blieb der Seehöheneffekt über die Jahre konstant und liegt etwa bei minus 1,5 Gramm pro Zentimeter Körpergewicht je 1.000 Höhenmeter.

In Hochgebirgsregionen Südamerikas oder Asiens mit Höhen um 3.000 Meter und darüber fällt der Seehöhen-Effekt mehr ins Gewicht und ist entsprechend länger erforscht. Im Jahr 2015 konnten Thomas Waldhör und Katrin Klebermaß-Schrehof in einer weiteren Arbeit zeigen, dass der Einfluss der Seehöhe auf das fetale Wachstum bereits in Höhenlagen unter 2.500 Metern und damit auch in höher gelegenen Gegenden Österreichs auftritt. Medizinisch erklärt sich dieser Effekt durch die verminderte Sauerstoffsättigung bedingt durch den niedrigeren Luftdruck in höheren Lagen. Mit den fetalen Bedingungen der Höhenlage in Zusammenhang stehen nicht nur Geburtsgewicht und -größe der Säuglinge, sondern auch Auswirkungen auf die lebenslange Gesundheit insbesondere des kardiovaskulären Systems.