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Verhaltensforscher: Schlaue Eltern bekommen weniger kluge Kinder

Laut Genforschung sind die Kinder von intelligenten Menschen wohl meist weniger schlau als ihre Eltern.

Schlechte Nachrichten für alle Schlaufüchse mit Kinderwunsch: Laut einem renommierten Verhaltensforscher sind die Sprösslinge von besonders intelligenten Eltern oftmals eher unklug.

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Robert Plomin, bekannt für seine Zwillingsstudien und Arbeit im Bereich der Verhaltensgenetik, glaubt, dass Grips tatsächlich angeboren werden kann. Im Interview mit "GEO" erläutert er die These, wonach nicht nur optische Merkmale, sondern auch Charaktereigenschaften wie etwa Musikalität, Empathie oder Witz genetisch vererbt werden können.

Dass dies der Fall sei, könne man zum Beispiel daran beobachten, dass Zwillinge, die bei unterschiedlichen Familien aufwachsen, oftmals dieselben Charaktereigenschaften aufweisen. Auch Adoptivkinder würden im Bezug auf ihre Persönlichkeit oft ihren leiblichen Eltern nachkommen, ohne ihnen jemals begegnet zu sein. "Wir wissen heute, dass mindestens 50 Prozent jeder Eigenschaft schon bei Geburt in unseren Genen liegt", so Plomin.

Ob ein Mensch also ein Hitzkopf oder eher eine introvertierte Person ist, habe demnach nichts mit der Erziehung zu tun. Plomin glaubt, dass diese Eigenschaften zumindest teils angeboren und nicht formbar sind.

Für Eltern dürfte diese These wohl eine Art Erleichterung sein: Mama und Papa können sich demnach aus der Verantwortung ziehen, wenn der Sohn ein aufbrausendes Wesen oder in der Schule Probleme hat. Geht man davon aus, dass diese Eigenschaften ohnehin vererbt werden, können Eltern in der Erziehung also nicht mehr viel "falsch machen".

Bekommen intelligente Eltern weniger schlaue Kinder?

Was die Intelligenz angeht, glaubt Plomin jedoch, dass diese von Generation zu Generation abweicht: Intelligente Eltern könnten demnach Kinder bekommen, die weniger schlau sind als sie selbst – und manche Eltern, die selbst nicht übermäßig intelligent sind, könnten wohl überdurchschnittlich kluge Nachkommen haben.

Plomins Erklärung: Aus statistischen Gründen nähere sich Intelligenz von Kindern über Generationen hinweg den Durchschnittswerten in einer Bevölkerung an. "Das heißt, überdurchschnittlich kluge Eltern bekommen eher Kinder, die etwas weniger klug sind als sie selbst, und umgekehrt."

Das könne man oft am Beispiel von sogenannten Wunderkindern beobachten, die oftmals nur durchschnittlich intelligente Eltern haben, so Plomin. 

Mit Genforschung Straftaten verhindern

Laut Robert Plomin könnte man anhand dieser Forschung Krankheiten wie Depressionen oder eine Leseschwäche bereits frühzeitig behandeln – nicht erst dann, wenn sich Symptome davon äußern. "Ich glaube, dass wir sogar Straftaten mithilfe von Genforschung verhindern können. Nicht, indem wir diese Menschen aussortieren, sondern indem wir ihnen rechtzeitig Hilfe anbieten", so der Verhaltensforscher.

Kritik, wonach seine Thesen stark an rassistische Vererbungslehren aus dem Nationalsozialismus erinnere, lehnt Plomin vehement ab. Ein totalitäres System könne auch ohne seine Erkenntnisse aufgebaut werden – als Beispiel dafür nennt Plomin Nordkorea: "Dort glaubt man an die Einflüsse der Umwelt, nämlich dass man die Bürger im Sinne des Staates erziehen kann. Keiner dort begründet die Unterdrückung des Volkes mit genetischen Lehren."