APA - Austria Presse Agentur

1-2-3-Österreich-Ticket: Bund trägt Kosten zu 100 Prozent

Die Finanzierung des 1-2-3-Österreich-Tickets, also der bundesweiten Version des dreistufigen Öffi-Systems, soll zu 100 Prozent durch den Bund erfolgen.

Somit entstünden den Ländern keine Kosten, wenn die rund 100.000 erwarteten Kunden 2021 keine Einzelfahrscheine oder Zeitkarten der Verbünde und Verkehrsunternehmen mehr benötigen. "Alle profitieren von dem günstigen Ticket", stellte Bundesministerin Leonore Gewessler (Grüne) bei einem Hintergrundgespräch fest. Zur Kompensation der Einnahmenverluste stehen im kommenden Jahr aus dem Bundesbudget 95 Millionen Euro und 150 Millionen im Jahr 2022 zur Verfügung. Tarifpartner sei jeweils das Unternehmen, das die Verluste habe, hieß es aus dem Ressort. Bei regionalen Busunternehmen, die für gewöhnlich einen Fixpreis vom jeweiligen Verkehrsverbund erhalten, wäre dann auch dieser Tarifpartner. Wie die Höhe der Einnahmeverluste berechnet werden, müsse über eine "Formel" mit jedem Tarifpartner vertraglich vereinbart und jährlich auf Basis der Verkaufszahlen neu ermittelt werden.

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Drei Ansätze gibt es laut den zuständigen Experten im Verkehrsressort: Eine Berechnung auf Basis der Beförderungsleistung in Personenkilometern wäre im Bahnverkehr etwa für die Westbahn eine Option - nicht aber für die Wiener Linien, die wiederum mit verkauften Tickets rechnen. Zweitens könne auf Basis der bisherigen Gesamterlöse ein Soll-Erlös ermittelt werden und dann so die Differenz der Mindereinnahmen für den Abgleich herangezogen werden - oder man könne als dritten Ansatz mit den bisherigen Tarifen operieren und auf deren Basis hochrechnen.

In Wahrheit werde dann in der Praxis keine dieser Ansätze in "reiner Form" Anwendung finden können, sondern man müsse für die jeweiligen Verbünde spezifische Modelle finden, was für jedes Bundesland anderswertig zu erfolgen habe. Seit April werde an dieser Ausgestaltung mit den jeweiligen Verkehrsunternehmen und Ländern permanent gearbeitet und verhandelt.

Die ÖBB bekämen dann in Zukunft für jeden Personen-Kilometer einen gewissen Satz zugesprochen, dieser Erlösmix würde vereinfacht ausgedrückt infolge sicherstellen, dass eine ähnliche Summe zustande käme, wie sie bisher vom durchschnittlichen Kunden an die ÖBB bezahlt worden ist. Im Fall, dass die Tickets von einem Anbieter unterpreisig verkauft worden wären, würde auch die Abgeltung nicht höher sein - eine Überkompensation sei jedenfalls ausgeschlossen, schon allein aufgrund von EU-Vorgaben - "es wird nur der Nettoeffekt bezahlt". Das Ziel sind jedenfalls Verträge, in denen die Berechnung der Mindereinnahmen festgehalten wird. Weitere Vertragsbestandteile betreffen etwa den Vertrieb und den Umgang mit Kundendaten.

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Aus Sicht von Verkehrs- und Infrastrukturministerin Gewessler sei damit der "größte Stein aus dem Weg geräumt", der den Beginn der Verkehrswende noch verhindert habe. Die bisher offene Frage der Finanzierung wäre damit gelöst, offen war vor der heutigen Konferenz der Verkehrslandesräte am Nachmittag aber weiterhin der Zeitpunkt der Einführung aller drei geplanten Ticketstufen.

Die dritte Stufe soll zumindest noch im ersten Halbjahr 2021 starten, und man gehe laut Hochrechnung von Einnahmen in der Höhe von rund 100 Millionen Euro beim Start des "Dreier-Tickets" aus. Fehlen also noch die erste und zweite Stufe, die bundeslandweiten Öffi-Tickets um einen Euro bzw. länderübergreifenden Tickets um zwei Euro pro Tag: Hier werde weiterhin parallel mit den Verbünden weiter verhandelt, denn die Materie sei hier weitaus komplexer: All drei Stufen des 123-Tickets sollen aber noch während der laufenden Legislaturperiode realisiert werden - und sollen damit auch als ein wichtiges Werkzeug gegen die Säumigkeit des Verkehrssektors in der Klimabilanz dienen.