APA - Austria Presse Agentur

10 Jahre Syrien-Krieg - Verheerende Bilanz in Zahlen

In diesem Monat ist es zehn Jahre her, dass es im Zuge des Arabischen Frühlings in Syrien zu Massenprotesten gegen das Polizei- und Geheimdienstregime von Präsident Bashar al-Assad kam. Diese mündeten in einen bis heute wütenden (Bürger)Krieg, nachdem Assad das Militär gegen die eigene Bevölkerung einsetzte. Ein NGO-Bericht zieht zum zehnten Jahrestag eine verheerende Zahlenbilanz: über 600.000 Tote, schätzungsweise 13 Millionen Vertriebene, 1,2 Billionen US-Dollar an Kosten.

Die Untersuchung mit dem Titel "Ein zu hoher Preis" der Kinderhilfsorganisation World Vision und der Beratungsfirma Frontiers Economics hat sowohl die Auswirkungen des Kriegs auf die syrische Wirtschaftskraft als auch die Menschen, insbesondere die Kinder, unter die Lupe genommen. Unter den 600.000 Toten sind 55.000 Kinder (mehr als neun Prozent).

Der Syrien-Krieg ist demnach jener Konflikt weltweit mit den meisten Bombenabwürfen auf Schulen sowie auch Gesundheitseinrichtungen. Die Lebenserwartung der Kinder in dem Land ist seit 2011 auch wegen des Einsatzes von Kindern als Soldaten um 13 Jahre gesunken. "Ich habe in der ganzen Region Kinder getroffen, deren Leben durch den Konflikt zerstört wurde", fasst der Präsident von World Vision International, Andrew Morley, laut einer Aussendung zusammen.

Was die materiellen Kosten des Krieges betrifft, hat die Untersuchung die grimmen Vorhersagen einer Vorgängerstudie von 2016 bestätigt. Der Bericht vor fünf Jahren hatte davor gewarnt, dass die wirtschaftlichen Kosten von damals über 275 Milliarden US-Dollar (229 Mrd. Euro) im schlimmsten Fall bis zum Jahr 2020 auf 1,3 Billionen US-Dollar steigen könnten. Das hat sich mit den nun erreichten 1,2 Billionen US-Dollar (998 Mrd. Euro) fast bewahrheitet. Diesen 1,2 Billionen steht die vergleichsweise geringe Summe von 19,4 Milliarden Dollar an internationaler humanitärer Hilfe, die die Menschen in Syrien bisher erreicht hat.

Die gegenwärtige Studie prognostiziert zudem zusätzliche 1,4 Billionen US-Dollar (1.164 Mrd. Euro) bis 2035 oder gar zusätzliche 1,7 Billionen, wenn man Gesundheit und Bildung von Kindern miteinberechnet. "Was man nicht allein in diesen nüchternen Zahlen ausdrücken kann: die wahren Kosten für die betroffenen Kinder und damit die kommende Generation erfasst man erst, wenn man die traumatischen Erfahrungen, entgangene Schuljahre und den Verlust medizinischer Versorgung sowie ihre geringen Chancen auf einen guten Arbeitsplatz und zerbrochene Träume hinzurechnet", gibt Sebastian Corti, der Geschäftsführer von World Vision Österreich, freilich zusätzlich zu Bedenken.

Im Rahmen der Untersuchung wurde auch eine Umfrage unter 400 syrischen Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Alle wünschen sich vor allem eines: Frieden, war das Ergebnis.