40 Prozent aller Kindergetränke haben zu viel Zucker

Vier von zehn Kindergetränken sind zu süß.
Getränke können Zuckerfallen sein, und ausgerechnet jene, die speziell für Kinder auf den Markt gebracht werden, haben einen höheren Zuckeranteil als der Durchschnitt aller Getränke. Das geht aus der jährlichen Erhebung des vorsorgemedizinischen Instituts SIPCAN hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. "Eltern sollten daher bei Getränken gezielt auf den Zuckergehalt schauen", appellierte SIPCAN-Bundeskoordinator Manuel Schätzer im APA-Gespräch.

Im Schnitt hatten die heuer geprüften 57 Kindergetränke 6,25 Gramm Zucker pro 100 Milliliter. Bei 34 davon lag der Wert unter 6,7 Gramm und war auch kein Süßstoff beigemengt - das sind in Anlehnung an die Weltgesundheitsorganisation WHO die empfohlenen Kriterien -, die übrigen 23 (40 Prozent) waren zu süß. Sie enthalten im Durchschnitt zwei Stück Würfelzucker pro 100 Milliliter (7,6 Gramm) - mit Maximalwerten bis zu 9,5 Gramm Zucker. Das sind vier bis sechs Stück Würfelzucker in einer Flasche Kindergetränk mit 200 bis 300 Milliliter. Schätzer kritisierte in diesem Zusammenhang, dass viele Kindergetränke nicht wiederverschließbar seien und daher rasch als ganzen konsumiert werden müssen. "Daher sollten Eltern auch auf die Portionsgröße acht geben."

Evolutionsbiologisch gelte süß als sicher. "Daher bevorzugen Kinder - besonders im Alter vom zweiten bis zum sechsten Lebensjahr - süße Getränke. Kein Kind würde von sich aus ein bitteres, herbes Getränk trinken. Das Biertrinken muss man sich erst angewöhnen." Süßstoffe gelten deswegen als problematisch, weil sich Konsumenten dadurch nicht vom süßen Geschmack entwöhnen, was ja das Ziel sei, erläuterte der Ernährungswissenschafter.

SIPCAN (Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition) mit Sitz in Salzburg hat 2010 mit der Untersuchung des Zuckergehalts in Getränken begonnen, mit dem Ziel, diesen kontinuierlich und daher "schleichend und ohne Aufschrei sowie ohne Verbote oder dogmatische Belehrung" (O-Ton Schätzer) zu senken. Jedes Jahr werden dazu rund 500 Getränke begutachtet. Zu Beginn lag der Wert bei 7,53 Gramm Zucker. Dieser Wert sank bis 2021 auf 6,01 Gramm. Mit jeweils 6,06 Gramm im Vorjahr und heuer ist nun eine Stagnation erreicht. "Unsere Vision war es, unter 6 Gramm zu kommen", so Schätzer. Auch wenn dieser Wert noch nicht ganz geschafft ist, sei der Zuckeranteil in diesen 13 Jahren um 20 Prozent reduziert worden.

Als Grund für die Stagnation nannte Schätzer neue Getränke aus dem Ausland, vor allem Jugendgetränke mit hohem Zuckeranteil. Denn bei den hierzulande erzeugten Durstlöschern sinke der Zuckeranteil weiter. Heuer (von Mitte November 2022 bis Ende Februar) wurden - inklusive Kindergetränke - 514 Getränke unter die Lupe genommen, 283 (55 Prozent) entsprachen den Kriterien. Sechs Prozent der Durstlöscher waren allerdings mit mehr als 10 Gramm Zucker pro 100 ml gesüßt. "Bedenkt man, dass 50 Gramm Zucker pro Tag von der WHO als maximale Tagesgrenze für Erwachsene empfohlen wird, so erreicht bzw. überschreitet man diesen Wert bereits bei einem Konsum von nur einer einzigen 500-Milliliter-Flasche", heißt es in der SIPCAN-Aussendung.

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