APA - Austria Presse Agentur

56 Prozent halten ihr Studium für schlecht studierbar

56 Prozent der Studenten halten ihr Studium für strukturell (eher) schlecht studierbar. Das ist eines der Ergebnisse der am Mittwoch präsentierten Studierenden-Sozialerhebung 2019. Am höchsten ist die Unzufriedenheit in den Lehrverbünden aus Pädagogischen Hochschulen (PH) und Unis sowie an den öffentlichen Unis.

Für die rund alle vier Jahre stattfindende Erhebung wurden im Sommersemester 2019 Online-Fragebögen an alle Studenten der diversen Hochschultypen ausgeschickt, rund 48.000 Personen beantworteten die Fragen. Heuer ist die Aussagekraft etwas eingeschränkt - aufgrund der Corona-Pandemie sind vor allem die Daten zur Erwerbstätigkeit und finanziellen Lage überholt, wie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) vor Journalisten betonte.

Mit der "strukturellen Studierbarkeit" eines Studiums sind jene Aspekte gemeint, die im Gestaltungsbereich der Hochschulen liegen - etwa die Vermeidung von Hürden im System durch Verzögerungen von Anrechnungen, Überschneidungen von Lehrveranstaltungen, die Prüfungsdichte und Planbarkeit des Studiums (z.B. rechtzeitige Bekanntgabe von Terminen), aber auch der Studienplan. Als (sehr) gut studierbar bewerteten die Studenten an berufsbegleitenden Fachhochschul-Studiengängen (72 Prozent), Privatunis (69 Prozent) und Vollzeit-FH-Studiengängen (61 Prozent) ihr Studium. Zum Vergleich: An öffentlichen Unis sind es 39 Prozent, an PH 53 Prozent.

Betrachtet man nur die öffentlichen Universitäten, gibt es die besten Einschätzungen für das Medizinstudium. Mehr als 90 Prozent der Studenten sind etwa der Ansicht, dass dieses in Mindeststudienzeit zu bewältigen ist. Auf Werte von über 70 Prozent kommen auch unter anderem die Künste, die Sozialwissenschaften sowie Veterinärmedizin, Land- und Forstwirtschaft. Demgegenüber halten nicht einmal zehn Prozent der Pharmazie - und nur rund ein Drittel der Jusstudenten ihr Studium für in Mindestzeit schaffbar.

2019 waren knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Studenten in irgendeiner Form erwerbstätig - das ist ein Plus von vier Prozentpunkten gegenüber 2015. Praktisch unverändert blieb dagegen die Zahl der Vollzeit-Erwerbstätigen (elf Prozent) sowie die Zahl derjenigen, die sich als "in erster Linie erwerbstätig und nebenbei studierend" sehen (22 Prozent). Hauptmotiv des Anstiegs ist laut Erhebung aber nicht die absolute finanzielle Notwendigkeit gewesen, sondern der Wunsch, sich mehr leisten zu können, so Faßmann. Dementsprechend ist auch der Anteil der Studierenden, die von finanziellen Schwierigkeiten berichten, gegenüber 2015 etwas gesunken (von 26 auf 22 Prozent).

Studienleiter Martin Unger vom Institut für Höhere Studien (IHS) bezeichnete die Erwerbstätigkeit der Studierenden als "extrem heterogen": "Das reicht vom Babysitten für die Nachbarn bis zum Vollzeitjob." Zum Teil arbeiteten sie auch in höherem Ausmaß als nötig: "Viele wollen etwa im fachnahen Bereich tätig sei, um ihre späteren Jobchancen zu verbessern. Diese fachnahen Jobs gibt es aber meist nicht im geringfügigen Bereich." Problem dann oft: "Wenn sie dann dort eine Halbtagsstelle haben, verdienen sie zwar mehr als sie brauchen, die Zeit fehlt ihnen dann aber fürs Studium."

Gegenüber 2015 real weitgehend unverändert geblieben ist das Budget der Studenten: Im Schnitt kommen sie (inklusive Naturalleistungen wie von Eltern bezahlte Rechnungen oder Miete) auf 1.200 Euro pro Monat, wobei es aber starke Schwankungen gibt. Ein Viertel der Studenten hat weniger als 790 Euro zur Verfügung, zehn Prozent mehr als 2.000 Euro.

Großes Problem sind die Wohnkosten: Seit 2015 sind sie nominell um 14 Prozent und real um sieben Prozent gestiegen, seit 2011 sogar nominell um 27 Prozent bzw. real um elf Prozent. Dementsprechend leben heute auch weniger in Einzel- und Partnerhaushalten und mehr in Wohngemeinschaften. Relativ stabil sind dagegen die Residenten im "Hotel Mama" bzw. in Studentenwohnheimen.