70 Jahre Oberkrainer-Sound auf Jubiläumstournee
"Oberkrainer-Musik ist sehr dynamisch, manchmal sind es langsame Walzer, dann wieder schnelle Polkas", erzählte der nahe dem slowenischen Kurort Bled wohnhafte Avsenik. "Das passt zu unserer Landschaft: Man hat wunderschöne Seen und hohe Berge. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so eine Musik mitten in Deutschland entsteht, wo alles flach ist." Überzeugen kann man sich von der musikalischen Berg- und Talfahrt im April, wenn Sašo Avsenik & seine Oberkrainer sieben Konzerte in Österreich spielen.
Slavko Avsenik (1929-2015) war einer der größten Starts der Volksmusik, rund 36 Millionen Tonträger hat er mit seinen Oberkrainern verkauft. Viele Hobbymusiker haben den Sound nachgespielt, "aber wenn man das Original hört, hat das eine ganz andere Klasse", betonte Sašo Avsenik. Dass der Oberkrainer-Sound alles andere als flach ist, liege nicht nur an den Alpen: "Mein Opa und seine Gruppe haben Tanzmusik gemacht, aber auf höherem Niveau, um damit ins Radio kommen. Inzwischen gibt es mehr als 1.000 Eigenkompositionen von Opa Slavko. Sie haben tanzbare Musik in Festzelten gespielt, aber auch Auftritte zum Beispiel in der Berliner Philharmonie absolviert."
Die Tradition führt nun der zweifache Familienvater Sašo fort. Auf Experimente wird verzichtet: "Es ist ja ein einzigartiger Sound, der Oberkrainer-Sound", erklärte der Slowene, wie sein Opa am Akkordeon ein Meister. "In den 15 Jahren, in denen wir zusammen spielen, haben wir uns überlegt, ob wir uns anders kleiden oder vielleicht ein Schlagzeug dazu tun sollen. Aber das Publikum lehrte uns, das bleiben zu lassen." Dazu passt auch ein Rat vom Opa: "Er hat gesagt: Du wirst viele Professoren in deinem Leben treffen, aber der wichtigste begleitet dich das ganze Leben - das ist dein Publikum."
Im Programm haben Sašo Avsenik & seine Oberkrainer Klassiker wie das "Trompetenecho", jahrelang die Erkennungsmelodie vom "Musikantenstadl", und "Sachen, bei denen die Leute mitsingen können wie 'Es ist so schön ein Musikant zu sein'." Der Opa hat seinem Enkel außerdem noch neue Stücke zur Verfügung gestellt. Und: "Wir komponieren mittlerweile auch selbst." Die Reaktion des Publikums sei bewegend: "Die Leute kommen nach unserem Auftritt mit einem speziellen Funkeln in den Augen zu mir", so Avsenik. "Da wird mir immer wieder bewusst, was mein Opa bewegt hat, welche Emotionen diese Musik weckt."
Oberkrainer-Musik spreche nicht nur eine ältere Generation an, betonte Avsenik. "Es kommen viele junge Leute zu uns, weil Oberkrainer-Musik etwa auch auf TikTok stattfindet." Er selbst gehe bei aller Tradition mit der Zeit und lasse die Fans via Social Media am Geschehen seiner Gruppe teilhaben. Denn wie sagte schon Opa Slavko: "Wenn du an der Stellen stehen bleibst, bist du schon einen Schritt zurück."
In Slowenien gibt es einen Fernsehsender, der 24 Stunden am Tag ausschließlich Oberkrainer-Musik bringt. Einmal im Monat erscheint ein Magazin, das sich ganz dem Oberkrainer-Sound widmet. Und ein Detail am Rande: Bei Skisprung-Bewerben an der slowenischen Schanze Planice stehen Sašo Avsenik & seine Oberkrainer am Rande und lassen jedes Mal, wenn ein Springer eine gewisse Weite erreicht, die Planica-Hymne erklingen. Die hat Opa Avsenik, der selbst bis zu einem Sturz Skispringer in der jugoslawischen Nationalmannschaft war, komponiert.
(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)
(S E R V I C E - Die Termine der Jubiläumstournee: 13.4. Innsbruck, Saal Tirol; 14.4. Graz, Congress; 15.4. Villach, Congress; 16.4. Wieselburg, Messegelände; 21.4. Linz, Brucknerhaus; 22.4. Salzburg, Congress; 23.4. Bregenz, Festspielhaus. www.saso-avsenik.com/de)
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