800.000 Tote beim Völkermord in Ruanda

Gebeine von Opfern des Völkermords in einer ruandischen Gedenkstätte
Beim Völkermord im ostafrikanischen Ruanda wurden nach UN-Angaben zwischen April und Juli 1994 rund 800.000 Menschen getötet. Darunter vor allem Angehörige der Tutsi-Minderheit, aber auch gemäßigte Angehörige der Hutu-Volksmehrheit. Ausgangspunkt war der 6. April 1994, als das Flugzeug des aus dem Hutu-Volk stammenden Staatschefs Juvénal Habyarimana beim Landeanflug auf Kigali abgeschossen wurde.

Bis 1994 lebten die ethnischen Gruppen in Ruanda noch relativ friedlich zusammen. Habyarimana kehrte am 6. April 1994 von Verhandlungen mit Rebellen der von Tutsi dominierten Front patriotique rwandais (FPR) aus dem Ausland zurück. Nach dem Attentat brach sich die latente Spannung zwischen Hutu und Tutsi ungehindert Bahn. In den Stunden nach dem Attentat wurden mehrere der Zusammenarbeit mit der FPR bezichtigte Minister ermordet. Die Armee tötete Ministerpräsidentin Agathe Uwilingiyimana und zehn zu ihrem Schutz abgestellte belgische Blauhelmsoldaten.

Anschließend begannen die Massaker: Die Behörden erstellten Todeslisten, die Interahamwe-Miliz und die ruandischen Streitkräfte (FAR) ermordeten systematisch als "Inyenzi" (wörtlich "Kakerlaken") bezeichnete Tutsi. Die Massaker überzogen das gesamte Land. Männer, Frauen und Kinder wurden durch Macheten, Schüsse oder Granaten getötet - auf den Straßen, in ihren Häusern und selbst in Kirchen oder Schulen.

Bis 2015 war der Internationale Strafgerichtshof für Ruanda für die Strafverfolgung der Täter verantwortlich. Rechtsnachfolger ist der sogenannte Internationale Residualmechanismus in Den Haag.

Kommentare