APA - Austria Presse Agentur

85 Prozent der Eltern wollen kostenfreie Kindergärten

Eine große Mehrheit der Eltern spricht sich für den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen sowie für kostenfreie Kindergärten aus. Das geht aus einer Befragung im Auftrag der SP-nahen Kinderfreunde hervor, die am Donnerstag präsentiert wurde. Für die Erhebung wurden von IFES 510 Eltern von Kindern unter 14 Jahren befragt. Die Umfrage wurde im Juli 2019 telefonisch und online durchgeführt.

Abgefragt wurden verschiedene familienpolitische Maßnahmen. Die höchste Zustimmung erhielt der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen. Dieser Vorschlag wird von 88 Prozent für eine sehr gute bzw. gute Idee gehalten und zwar von Niedrigverdienern und Höchstverdienern gleichermaßen.

"Der Wert des Kindergartens als Bildungseinrichtung ist mittlerweile erkannt worden", schloss Bundesrätin Daniela Gruber-Pruner (SPÖ) daraus. Sie forderte, dass die Öffnungszeiten in allen Bundesländern ausgebaut werden. Derzeit ist Wien mit nur drei Schließtagen im Jahr Spitzenreiter, in anderen Regionen gebe es dagegen Schließzeiten von bis zu sechs Wochen, kritisierte Gruber-Pruner. Außerdem müsse der Beruf der Kindergartenpädagogen attraktiviert werden und etwa die Entlohnung an jene der Lehrer angepasst werden, damit ausreichend Pädagogen für den Ausbau der Einrichtungen zur Verfügung stehen.

Eine hohe Zustimmung (85 Prozent) erhielt auch die Forderung, dass der Kindergarten kostenfrei sein müsse. Besonders wichtig ist der Vorschlag wenig überraschend Niedrigverdienern: 90 Prozent der Eltern mit einem Haushaltseinkommen von unter 2.000 Euro netto unterstützen diesen Vorschlag. Aber auch Eltern mit einem Einkommen über 4.000 Euro ist es ein wichtiges Anliegen (82 Prozent). Innerhalb der verschiedenen Altersgruppen, beim Geschlecht und den Bundesländern habe es kaum Unterschiede in der Beantwortung der Fragen gegeben, sagte IFES-Geschäftsführerin Eva Zeglovits.

Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) ist allgemein der Ansicht, dass sich die Situation für Kinder in Österreich in die falsche Richtung entwickelt. Vor allem Alleinerziehende und Menschen mit einem geringen Haushaltseinkommen sind dieser Meinung.

Alle abgefragten Maßnahmen wurden von der Mehrheit befürwortet. Die Verteilung der finanziellen Mittel nach einem Chancenindex - also mehr Geld für Schulen, die mehr Kinder mit Förderbedarf besuchen - halten 70 Prozent für eine gute Idee, kostenfreies Essen in Schulen und Kindergärten wollen 68 Prozent, den Anspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz für jedes Kind ab dem 1. Geburtstag fordern 66 Prozent und die kostenfreie Ganztagsschule für alle befürworten 65 Prozent.

Bei der Einführung eines Chancenindexes handle es sich um eine zentrale Forderung seiner Organisation, sagte Christian Oxonitsch, Vorsitzender der Österreichischen Kinderfreunde. In den vergangenen eineinhalb Jahren sei jedoch das Gegenteil passiert, kritisierte er teils "massive Kürzungsmaßnahmen" im Bildungsbereich. Eine weitere wichtige Forderung sei die kostenfreie Ganztagsschule, denn dabei handle es sich um jene Maßnahme, die am meisten Ungleichheiten begradigen könne. Finanzierbar seien all diese Maßnahmen, zeigte er sich überzeugt. "Wenn sich Bund und Länder auf eine gemeinsame Kraftanstrengung verständigen, ist das möglich."