APA - Austria Presse Agentur

Ab Herbst kommen neue Lehrpläne

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) hat am Montag die lange erwarteten Lehrpläne für Volksschule, Mittelschule und AHS-Unterstufe ab dem Schuljahr 2023/24 erlassen. Gegenüber der Begutachtung hat es laut einer Aussendung Änderungen bei den Bereichen Finanzbildung und Politische Bildung gegeben. Außerdem wurden die umfassende Landesverteidigung und die Sozialpartnerschaft stärker verankert. Künftig soll eine Kommission laufend punktuelle Änderungen der Lehrpläne prüfen.

Die neuen Lehrpläne für alle Fächer der Volksschule, Mittelschule und AHS-Unterstufe werden seit 2018 erarbeitet. Technisch sind sie Verordnungen, die vom jeweiligen Bildungsminister erlassen werden. In Kraft treten sie "rollierend" - also ab dem Schuljahr 2023/24 für die jeweils ersten Klassen Volksschule bzw. Mittelschule/AHS-Unterstufe, ab dem Schuljahr 2024/25 dann auch für die jeweils zweiten Klassen usw.

Die aktuelle Reform beinhaltet u.a. allgemeine Bildungsziele, allgemeine didaktische Grundsätze, fächerübergreifende Kompetenzen sowie 47 Fachlehrpläne. Daran anschließend sind auch für die AHS-Oberstufen ab 2027/28 neue Lehrpläne angekündigt, auch an der Weiterentwicklung der Lehrpläne an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) wird derzeit gearbeitet.

In der Begutachtung hatte es Kritik aus verschiedensten Richtungen an den Lehrplänen gegeben. Für die Lehrervertreter waren sie etwa "unleserlich verfasst" und angesichts vielfach großer Klassen kaum umsetzbar. Kritisch gesehen wurde auch die "Überfrachtung" der Lehrpläne, während umgekehrt andere bestimmte Inhalte vermissten. Exemplarisch zeigte sich das etwa am Lehrplan für "Geographie und wirtschaftliche Bildung" (derzeit "Geographie und Wirtschaftskunde) für die Mittelschule/AHS-Unterstufe. Wirtschaftspädagogen bemängelten "empfindliche inhaltliche Auslassungen" und sahen "keine tragfähige Basis für verantwortbaren Wirtschaftsunterricht" - umgekehrt verteidigten etwa Fachdidaktiker und die "Teachers for Future" den neuen Zugang. Letztere sahen etwa "unternehmerische und gesellschaftliche Zugänge zu Volks- und Betriebswirtschaft gleichwertig abgebildet".

In den nun verordneten Lehrplänen, die noch am Montag kundgemacht werden sollen, gibt es laut Polaschek mehr Finanz- und Wirtschaftsbildung als im Begutachtungsentwurf - etwa zu den Bereichen Sparen und Risiko bzw. Preise und Wettbewerb in der sozialen Marktwirtschaft. In der Politischen Bildung werden etwa die Themen Einfluss der Medien auf Politik und Gesellschaft, Mitbestimmung und Föderalismus verstärkt. Außerdem werden die "Umfassende Landesverteidigung" und das "Österreichische Modell der Interessensvertretung und Sozialpartnerschaft" in den Lehrplänen verankert.

Polaschek will außerdem künftig die derzeitige Praxis ändern, bei der nach einem gewissen Zeitraum im Rahmen eines Großprojekts sämtliche Lehrpläne auf einmal neu verordnet werden. Künftig soll daher eine "kontinuierliche Lehrplankommission" mit Vertreterinnen und Vertretern der Pädagogischen Hochschulen (PH), Unis, der Lehrkräfte und des Ministeriums eingerichtet werden. Diese sollen regelmäßig neue Themenbereiche und aktuelle Inhalte diskutieren und deren Verankerung in den Lehrplänen überprüfen bzw. vorschlagen.

"Der Prozess der neuen Lehrpläne war langwierig und zu langsam", so der Minister. "Die Welt verändert sich rasant und eine moderne Schule muss sich daher rasant mitentwickeln. In Zukunft sollen die Lehrpläne rascher in Teilbereichen geändert werden, um auf neue Gegebenheiten reagieren zu können." Gleichzeitig sollen flexible Fort- und Weiterbildungsformate an den PH verankert werden.