APA - Austria Presse Agentur

Ärzte ohne Grenzen stoppen Hilfe für MigrantInnen in Tripolis

Während in Berlin eine internationale Konferenz zu einer Zukunft Libyens in Stabilität und Frieden tagt, sehen sich Ärzte ohne Grenzen (MSF) gezwungen, nach wiederholter Gewalt gegen MigrantInnen ihre Hilfe in zwei Internierungslagern in Tripolis bis auf Weiteres einzustellen.

 Das teilte die Hilfsorganisation am Mittwoch in einer Aussendung mit. "Der anhaltende Einsatz von Gewalt und schwere Verletzungen von Flüchtlingen und Migrant:innen sowie das Sicherheitsrisiko für unsere Mitarbeiter:innen" in Mabani und Abu Salim habe "ein Niveau erreicht, das wir nicht länger akzeptieren können.

Bis die Gewalt aufhört und sich die Bedingungen verbessern, kann Ärzte ohne Grenzen in diesen Einrichtungen keine humanitäre und medizinische Hilfe mehr leisten", erklärte die Einsatzleiterin von Ärzte ohne Grenzen in Libyen, Beatrice Lau.

Seit Februar hätten Misshandlungen und Gewalt gegen Menschen, die in diesen stark überfüllten Internierungslagern festgehalten werden, kontinuierlich zugenommen. Innerhalb von nur einer Woche wurden die Teams von Ärzte ohne Grenzen Zeugen von mindestens drei gewalttätigen Vorfällen, die zu schweren physischen und psychischen Schäden führten. So seien etwa Menschen, die versuchten, ihre Zellen zu verlassen, um von Ärzten behandelt zu werden, willkürlich verprügelt worden.

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"Die Zunahme der Gewalt seit Anfang 2021 geht einher mit dem gleichzeitig deutlichen Anstieg der Zahl von Geflüchteten, Migrant:innen und Asylsuchenden, die von der EU-finanzierten libyschen Küstenwache auf See abgefangen, zwangsweise nach Libyen zurückgeführt und in Internierungslagern eingesperrt werden. Bis zum 19. Juni wurden heuer über 14.000 Menschen abgefangen und nach Libyen zurückgeführt, was bereits die Gesamtzahl der Zwangsrückführungen im gesamten Jahr 2020 übersteigt", schreiben Ärzte ohne Grenzen.

"Dies hat zu einer starken Überbelegung und einer Verschlechterung der ohnehin desolaten Bedingungen innerhalb der Lager geführt. In den meisten fehlt es an Belüftung und natürlichem Licht; einige sind so überfüllt, dass sich bis zu vier Personen einen Quadratmeter Platz teilen müssen, was die Menschen dazu zwingt, sich in Schichten hinzulegen und zu schlafen. Die Menschen haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen. Außerdem erhalten die Migrant:innen und Flüchtlinge zu wenig Nahrungsmittel."

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Ärzte ohne Grenzen fordern ein Ende der Gewalt und eine Verbesserung der Bedingungen in Mabani und Abu Salim. Außerdem müsse die langjährigen Praxis willkürlicher Inhaftierungen in Libyen beendet und Migranten, die in dem Land lebensbedrohlichen Risiken ausgesetzt sind, evakuiert werden.